Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Lisbeth, welche er anbetete, zum Cotillon engagirt war,
kleinlaut Oswald, der neben ihm stand.

"Ich fürchte, ja," antwortete dieser.

"Wir tanzen doch weiter?" fragte eine dritte
Stimme.

"Unmöglich," sagte Herr von Langen, "ich habe
schon anspannen lassen."

"Was war denn eigentlich das vorhin für eine
Geschichte zwischen Barnewitz und Cloten?" fragte
ein Anderer.

"Was wird's sein? Sie haben Beide ein Glas
über den Durst getrunken. Das ist Alles," sagte
von Langen.

"Es sollte mich sehr freuen, wenn das Alles wäre,"
sagte von Breesen; "aber ich fürchte, dahinter steckt
mehr. Ich höre, daß Cloten über Hals und Kopf
davon gefahren ist."

Herr von Barnewitz erschien an Oldenburgs Seite
in dem Ballsaal. Das Gesicht des Barons war so
ruhig wie immer, aber das des andern Edelmanns
war von Aufregung, Zorn und allzureichlich genossenem
Weine purpurroth; seine Augen schwammen, und seine
Stimme war etwas lallend, als er jetzt den Herrn,
die ihm in den Weg kamen, zuredete, den Ball fort¬
zusetzen.

Lisbeth, welche er anbetete, zum Cotillon engagirt war,
kleinlaut Oswald, der neben ihm ſtand.

„Ich fürchte, ja,“ antwortete dieſer.

„Wir tanzen doch weiter?“ fragte eine dritte
Stimme.

„Unmöglich,“ ſagte Herr von Langen, „ich habe
ſchon anſpannen laſſen.“

„Was war denn eigentlich das vorhin für eine
Geſchichte zwiſchen Barnewitz und Cloten?“ fragte
ein Anderer.

„Was wird's ſein? Sie haben Beide ein Glas
über den Durſt getrunken. Das iſt Alles,“ ſagte
von Langen.

„Es ſollte mich ſehr freuen, wenn das Alles wäre,“
ſagte von Breeſen; „aber ich fürchte, dahinter ſteckt
mehr. Ich höre, daß Cloten über Hals und Kopf
davon gefahren iſt.“

Herr von Barnewitz erſchien an Oldenburgs Seite
in dem Ballſaal. Das Geſicht des Barons war ſo
ruhig wie immer, aber das des andern Edelmanns
war von Aufregung, Zorn und allzureichlich genoſſenem
Weine purpurroth; ſeine Augen ſchwammen, und ſeine
Stimme war etwas lallend, als er jetzt den Herrn,
die ihm in den Weg kamen, zuredete, den Ball fort¬
zuſetzen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0111" n="101"/>
Lisbeth, welche er anbetete, zum Cotillon engagirt war,<lb/>
kleinlaut Oswald, der neben ihm &#x017F;tand.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich fürchte, ja,&#x201C; antwortete die&#x017F;er.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wir tanzen doch weiter?&#x201C; fragte eine dritte<lb/>
Stimme.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Unmöglich,&#x201C; &#x017F;agte Herr von Langen, &#x201E;ich habe<lb/>
&#x017F;chon an&#x017F;pannen la&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was war denn eigentlich das vorhin für eine<lb/>
Ge&#x017F;chichte zwi&#x017F;chen Barnewitz und Cloten?&#x201C; fragte<lb/>
ein Anderer.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was wird's &#x017F;ein? Sie haben Beide ein Glas<lb/>
über den Dur&#x017F;t getrunken. Das i&#x017F;t Alles,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
von Langen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Es &#x017F;ollte mich &#x017F;ehr freuen, wenn das Alles wäre,&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte von Bree&#x017F;en; &#x201E;aber ich fürchte, dahinter &#x017F;teckt<lb/>
mehr. Ich höre, daß Cloten über Hals und Kopf<lb/>
davon gefahren i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Herr von Barnewitz er&#x017F;chien an Oldenburgs Seite<lb/>
in dem Ball&#x017F;aal. Das Ge&#x017F;icht des Barons war &#x017F;o<lb/>
ruhig wie immer, aber das des andern Edelmanns<lb/>
war von Aufregung, Zorn und allzureichlich geno&#x017F;&#x017F;enem<lb/>
Weine purpurroth; &#x017F;eine Augen &#x017F;chwammen, und &#x017F;eine<lb/>
Stimme war etwas lallend, als er jetzt den Herrn,<lb/>
die ihm in den Weg kamen, zuredete, den Ball fort¬<lb/>
zu&#x017F;etzen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0111] Lisbeth, welche er anbetete, zum Cotillon engagirt war, kleinlaut Oswald, der neben ihm ſtand. „Ich fürchte, ja,“ antwortete dieſer. „Wir tanzen doch weiter?“ fragte eine dritte Stimme. „Unmöglich,“ ſagte Herr von Langen, „ich habe ſchon anſpannen laſſen.“ „Was war denn eigentlich das vorhin für eine Geſchichte zwiſchen Barnewitz und Cloten?“ fragte ein Anderer. „Was wird's ſein? Sie haben Beide ein Glas über den Durſt getrunken. Das iſt Alles,“ ſagte von Langen. „Es ſollte mich ſehr freuen, wenn das Alles wäre,“ ſagte von Breeſen; „aber ich fürchte, dahinter ſteckt mehr. Ich höre, daß Cloten über Hals und Kopf davon gefahren iſt.“ Herr von Barnewitz erſchien an Oldenburgs Seite in dem Ballſaal. Das Geſicht des Barons war ſo ruhig wie immer, aber das des andern Edelmanns war von Aufregung, Zorn und allzureichlich genoſſenem Weine purpurroth; ſeine Augen ſchwammen, und ſeine Stimme war etwas lallend, als er jetzt den Herrn, die ihm in den Weg kamen, zuredete, den Ball fort¬ zuſetzen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/111
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/111>, abgerufen am 26.04.2024.