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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Wo er in der Vorrede über die Epistel an
die Römer spricht: Glaube ist nicht
der menschliche wahn und traum/
den etliche für glauben halten:
Und
wann sie sehen daß keine besserung
deß lebens und gute wercke folgen/
und doch vom glauben viel hören
und reden können/ fallen sie dann
in den irrthum/ und sprechen/ der
glaube sey nicht gnug/ man musse
werck thun/ soll man fromm und
selig werden. Das macht/ wann
sie das Evangelium hören/ so fallen
sie dahin/ und machen ihnen auß
eigenen kräfften einen gedancken im
hertzen/ der spricht/ ich glaube/
das halten sie dann für einen rech-
ten glauben/ aber wie es ein mensch-
liches gedicht und gedancken ist/
den deß hertzengrund nimmer erfäh-
ret/ also thut er auch nichts/ und fol-
get keine besserung hernach. Aber
der glaube ist ein Göttlich werck in
uns/ das uns wandlet und neu ge-
bieret auß GOtt/
Joh. 1/ 13. und töd-
tet den alten Adam: Machet uns

gantz

Wo er in der Vorrede uͤber die Epiſtel an
die Roͤmer ſpricht: Glaube iſt nicht
der menſchliche wahn und traum/
den etliche fuͤr glauben halten:
Und
wann ſie ſehen daß keine beſſerung
deß lebens und gute wercke folgen/
und doch vom glauben viel hoͤren
und reden koͤnnen/ fallen ſie dann
in den irꝛthum/ und ſprechen/ der
glaube ſey nicht gnug/ man můſſe
werck thun/ ſoll man fromm und
ſelig werden. Das macht/ wann
ſie das Evangelium hoͤren/ ſo fallen
ſie dahin/ und machen ihnen auß
eigenen kraͤfften einen gedancken im
hertzen/ der ſpricht/ ich glaube/
das halten ſie dann fuͤr einen rech-
ten glauben/ aber wie es ein menſch-
liches gedicht und gedancken iſt/
den deß hertzengrund nimmer erfaͤh-
ret/ alſo thut er auch nichts/ und fol-
get keine beſſerung hernach. Aber
der glaube iſt ein Goͤttlich werck in
uns/ das uns wandlet und neu ge-
bieret auß GOtt/
Joh. 1/ 13. und toͤd-
tet den alten Adam: Machet uns

gantz
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[50/0076] Wo er in der Vorrede uͤber die Epiſtel an die Roͤmer ſpricht: Glaube iſt nicht der menſchliche wahn und traum/ den etliche fuͤr glauben halten: Und wann ſie ſehen daß keine beſſerung deß lebens und gute wercke folgen/ und doch vom glauben viel hoͤren und reden koͤnnen/ fallen ſie dann in den irꝛthum/ und ſprechen/ der glaube ſey nicht gnug/ man můſſe werck thun/ ſoll man fromm und ſelig werden. Das macht/ wann ſie das Evangelium hoͤren/ ſo fallen ſie dahin/ und machen ihnen auß eigenen kraͤfften einen gedancken im hertzen/ der ſpricht/ ich glaube/ das halten ſie dann fuͤr einen rech- ten glauben/ aber wie es ein menſch- liches gedicht und gedancken iſt/ den deß hertzengrund nimmer erfaͤh- ret/ alſo thut er auch nichts/ und fol- get keine beſſerung hernach. Aber der glaube iſt ein Goͤttlich werck in uns/ das uns wandlet und neu ge- bieret auß GOtt/ Joh. 1/ 13. und toͤd- tet den alten Adam: Machet uns gantz

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/76>, abgerufen am 26.04.2024.