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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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von übung der recht ernstlichen bruder-
liebe seyen/ daß wir auch kaum glauben wol-
len/ was sie erfordert.

Es ist hier der ort nicht/ alles auß zu-
führen; Auß diesen exempeln aber erhellet
gnugsam/ daß solche sünde unter uns im
schwang gehen/ die gleichwol nicht vor sün-
den (welcherley/ daß sie dannoch seyen/ die
gegenhaltung unserer pflicht/ wie sie in der
Schrifft beschrieben wird/ anzeiget) gehal-
ten werden/ und deren ärgernüß destomehr
schadet.

Darbey bleibet es auch nicht/ sondern
sehen wir an die art GOTT zudienen/ wie
sie in deß grossen hauffens gedancken ist/
so ist sie nicht gemäß unserer heylsamen
Lehr/ wie so herrlich dargethan der Selige
D. Paulus Tarnovius in seiner Oration
de novo Evangelio,
auß welcher zu er-
kennen/ wie gründlich der eifferige Mann
das jenige/ wo es mangele/ eingesehen/ sie
auch deßwegen würdig wäre/ in aller hän-
den allezeit zu seyn.

Wir erkennen gern/ daß wir einig und al-
lein durch den glauben selig werden müssen/
und daß die wercke oder gottseliger wandel

weder

von uͤbung der recht ernſtlichen bruder-
liebe ſeyen/ daß wir auch kaum glauben wol-
len/ was ſie erfordert.

Es iſt hier der ort nicht/ alles auß zu-
fuͤhren; Auß dieſen exempeln aber erhellet
gnugſam/ daß ſolche ſuͤnde unter uns im
ſchwang gehen/ die gleichwol nicht vor ſuͤn-
den (welcherley/ daß ſie dannoch ſeyen/ die
gegenhaltung unſerer pflicht/ wie ſie in der
Schrifft beſchrieben wird/ anzeiget) gehal-
ten werden/ und deren aͤrgernuͤß deſtomehr
ſchadet.

Darbey bleibet es auch nicht/ ſondern
ſehen wir an die art GOTT zudienen/ wie
ſie in deß groſſen hauffens gedancken iſt/
ſo iſt ſie nicht gemaͤß unſerer heylſamen
Lehr/ wie ſo herꝛlich dargethan der Selige
D. Paulus Tarnovius in ſeiner Oration
de novo Evangelio,
auß welcher zu er-
kennen/ wie gruͤndlich der eifferige Mann
das jenige/ wo es mangele/ eingeſehen/ ſie
auch deßwegen wuͤrdig waͤre/ in aller haͤn-
den allezeit zu ſeyn.

Wir erkennen gern/ daß wir einig und al-
lein durch den glauben ſelig werden muͤſſen/
und daß die wercke oder gottſeliger wandel

weder
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[46/0072] von uͤbung der recht ernſtlichen bruder- liebe ſeyen/ daß wir auch kaum glauben wol- len/ was ſie erfordert. Es iſt hier der ort nicht/ alles auß zu- fuͤhren; Auß dieſen exempeln aber erhellet gnugſam/ daß ſolche ſuͤnde unter uns im ſchwang gehen/ die gleichwol nicht vor ſuͤn- den (welcherley/ daß ſie dannoch ſeyen/ die gegenhaltung unſerer pflicht/ wie ſie in der Schrifft beſchrieben wird/ anzeiget) gehal- ten werden/ und deren aͤrgernuͤß deſtomehr ſchadet. Darbey bleibet es auch nicht/ ſondern ſehen wir an die art GOTT zudienen/ wie ſie in deß groſſen hauffens gedancken iſt/ ſo iſt ſie nicht gemaͤß unſerer heylſamen Lehr/ wie ſo herꝛlich dargethan der Selige D. Paulus Tarnovius in ſeiner Oration de novo Evangelio, auß welcher zu er- kennen/ wie gruͤndlich der eifferige Mann das jenige/ wo es mangele/ eingeſehen/ ſie auch deßwegen wuͤrdig waͤre/ in aller haͤn- den allezeit zu ſeyn. Wir erkennen gern/ daß wir einig und al- lein durch den glauben ſelig werden muͤſſen/ und daß die wercke oder gottſeliger wandel weder

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/72>, abgerufen am 26.04.2024.