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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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und seine würckungen die früchten deß le-
bens sind: Daß dann die Predigten ins-
gesampt dahin gerichtet solten werden.
Eins theils zwar die theure Wolthaten Got-
tes/ wie sie auff den innern menschen zielen/
also vorzutragen/ daß daher der glaube und
in demselben solcher innere mensch immer
mehr und mehr gestärcket werde: Anderen
theils aber die werck also zu treiben/ daß wir
bey leibe nicht zu frieden seyen/ die leute allein
zu unterlassung der äusserlichen laster und
übung der äusserlichen tugenden zu treiben/
und also gleichsam nur mit dem äusserlichen
menschen es zu thun zu haben/ das die Heyd-
nische Ethic auch thun kan: Sondern/ daß
wir den grund recht in dem hertzen legen;
zeigen/ es seye lauter heucheley/ was nicht
auß diesem grunde gehet/ und daher die leute
gewehnen/ erstlich an solchem innerlichen
zu arbeiten/ die Liebe GOttes und deß Näch-
sten bey sich durch gehörige mittel zu erwe-
cken/ und nachmahl auß solchem erst zu wür-
cken. Daher auch solle man fleissig treiben/
wie alle Göttliche Mittel deß Worts und
Sacramenten/ es mit solchem innerlichen
Menschen zu thun haben/ und es ja nicht

gnug

und ſeine wuͤrckungen die fruͤchten deß le-
bens ſind: Daß dann die Predigten ins-
geſampt dahin gerichtet ſolten werden.
Eins theils zwar die theure Wolthaten Got-
tes/ wie ſie auff den innern menſchen zielen/
alſo vorzutragen/ daß daher der glaube und
in demſelben ſolcher innere menſch immer
mehr und mehr geſtaͤrcket werde: Anderen
theils aber die werck alſo zu treiben/ daß wir
bey leibe nicht zu frieden ſeyen/ die leute allein
zu unterlaſſung der aͤuſſerlichen laſter und
uͤbung der aͤuſſerlichen tugenden zu treiben/
und alſo gleichſam nur mit dem aͤuſſerlichen
menſchen es zu thun zu haben/ das die Heyd-
niſche Ethic auch thun kan: Sondern/ daß
wir den grund recht in dem hertzen legen;
zeigen/ es ſeye lauter heucheley/ was nicht
auß dieſem grunde gehet/ und daher die leute
gewehnen/ erſtlich an ſolchem innerlichen
zu arbeiten/ die Liebe GOttes und deß Naͤch-
ſten bey ſich durch gehoͤrige mittel zu erwe-
cken/ und nachmahl auß ſolchem erſt zu wuͤr-
cken. Daher auch ſolle man fleiſſig treiben/
wie alle Goͤttliche Mittel deß Worts und
Sacramenten/ es mit ſolchem innerlichen
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[152/0178] und ſeine wuͤrckungen die fruͤchten deß le- bens ſind: Daß dann die Predigten ins- geſampt dahin gerichtet ſolten werden. Eins theils zwar die theure Wolthaten Got- tes/ wie ſie auff den innern menſchen zielen/ alſo vorzutragen/ daß daher der glaube und in demſelben ſolcher innere menſch immer mehr und mehr geſtaͤrcket werde: Anderen theils aber die werck alſo zu treiben/ daß wir bey leibe nicht zu frieden ſeyen/ die leute allein zu unterlaſſung der aͤuſſerlichen laſter und uͤbung der aͤuſſerlichen tugenden zu treiben/ und alſo gleichſam nur mit dem aͤuſſerlichen menſchen es zu thun zu haben/ das die Heyd- niſche Ethic auch thun kan: Sondern/ daß wir den grund recht in dem hertzen legen; zeigen/ es ſeye lauter heucheley/ was nicht auß dieſem grunde gehet/ und daher die leute gewehnen/ erſtlich an ſolchem innerlichen zu arbeiten/ die Liebe GOttes und deß Naͤch- ſten bey ſich durch gehoͤrige mittel zu erwe- cken/ und nachmahl auß ſolchem erſt zu wuͤr- cken. Daher auch ſolle man fleiſſig treiben/ wie alle Goͤttliche Mittel deß Worts und Sacramenten/ es mit ſolchem innerlichen Menſchen zu thun haben/ und es ja nicht gnug

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/178>, abgerufen am 26.04.2024.