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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
wird es uns nicht mangeln an gnugsamen und kräfftigen antreibungen zu
der buß/ ob wir wol dergleichen zweiffelhaffte und mißliche zeichen nicht
dazu brauchen. Daß schweres göttliches gericht zu besorgen und obhan-
den seye/ sehen wir nicht nur aus denen überhand genommenen sünden/
die nicht anders als dergleichen nach sich ziehen können/ sondern aus der
feinde vor augen ligenden und je länger je mehr ausbrechenden anschlä-
gen: Und insgesamt/ wo wir nur den in allen ordinibus so elend beschaf-
fenen statum unserer kirchen ansehen: So habe ich anleitung genug zu
der buß/ und bedarf nicht von cometen/ feuer-zeichen und anderen der-
gleichen/ etwa gantz natürlichen dingen/ dergleichen argumenta herzuzie-
hen/ die endlich, wo sie scharf examiniret werden/ den stich nicht halten; Wir
auch in der schrifft nicht darauf gewiesen werden. Welches in freundli-
chem vertrauen bey dieser gelegenheit zu gedencken/ nicht umgang neh-
men wollen.

SECTIO XVII.
Von Cometen. ob sie etwas bedeuten.

WAs die hauptsache des schreibens anlangt/ so den neulichen co-
meten
betrifft/ muß ich offenhertzig bekennen/ daß ich selbs der
jenigen meinung bin/ daß cometen solche sterne seynd/ die so wol
als die übrigen bey erschaffung der welt erschaffen/ ihren gewissen/ aber
von uns bisher noch nicht zur gnüge ausgerechneten lauff haben/ nach
welchem sie zu gewissen zeiten tieffer herab und uns zu gesichte kommen/
und wieder in die höhe aus unserem gesichte entweichen/ daher an sich selbs
keine sonderbare schreckzeichen seyen. Diese meinung habe zu erst in meiner
jugend von einem so sehr gelehrten als eifrig gottseligen Theologo gefas-
set/ sie auch also befunden/ daß bis daher niemal nichts wichtiges/ so dage-
gen aufgebracht werden möchte/ jemal zu gesicht bekommen. Hingegen
bin durch das jenige/ was die Frantzosen bey gelegenheit des cometen an-
no 1664. bemercket/ nochmehr bekräfftiget worden. Wo wir sie aber
als sonderbare zeichen/ die etwas gewisses in GOttes namen uns anzei-
gen solten/ vornemlich aber aus sich selbs seine straff verkündigten/ achten
wolten/ so fast die gemeine meinung ist/ leuge ich nicht/ daß ich solche
weder in der schrifft/ noch in der natur/ noch in der erfahrung gegründet
finde; Wie ich mich entsinne/ vor dem einmal von einem ad superstitio-
nem usque
der Astrologiae judiciariae addicto, betreffend die deroselben
regeln/ insgemein der gleichen gehöret zu haben/ ob er sich wohl nachmal
darauf beruffte/ er achtete/ es habe GOtt solche dinge den Patriarchen un-
mittelbar geoffenbaret/ von denen es die Chaldäer/ folgends Araber/

Grie-

Das ſiebende Capitel.
wird es uns nicht mangeln an gnugſamen und kraͤfftigen antreibungen zu
der buß/ ob wir wol dergleichen zweiffelhaffte und mißliche zeichen nicht
dazu brauchen. Daß ſchweres goͤttliches gericht zu beſorgen und obhan-
den ſeye/ ſehen wir nicht nur aus denen uͤberhand genommenen ſuͤnden/
die nicht anders als dergleichen nach ſich ziehen koͤnnen/ ſondern aus der
feinde vor augen ligenden und je laͤnger je mehr ausbrechenden anſchlaͤ-
gen: Und insgeſamt/ wo wir nur den in allen ordinibus ſo elend beſchaf-
fenen ſtatum unſerer kirchen anſehen: So habe ich anleitung genug zu
der buß/ und bedarf nicht von cometen/ feuer-zeichen und anderen der-
gleichen/ etwa gantz natuͤrlichen dingen/ dergleichen argumenta herzuzie-
hen/ die endlich, wo ſie ſcharf examiniret werden/ den ſtich nicht halten; Wir
auch in der ſchrifft nicht darauf gewieſen werden. Welches in freundli-
chem vertrauen bey dieſer gelegenheit zu gedencken/ nicht umgang neh-
men wollen.

SECTIO XVII.
Von Cometen. ob ſie etwas bedeuten.

WAs die hauptſache des ſchreibens anlangt/ ſo den neulichen co-
meten
betrifft/ muß ich offenhertzig bekennen/ daß ich ſelbs der
jenigen meinung bin/ daß cometen ſolche ſterne ſeynd/ die ſo wol
als die uͤbrigen bey erſchaffung der welt erſchaffen/ ihren gewiſſen/ aber
von uns bisher noch nicht zur gnuͤge ausgerechneten lauff haben/ nach
welchem ſie zu gewiſſen zeiten tieffer herab und uns zu geſichte kommen/
und wieder in die hoͤhe aus unſerem geſichte entweichen/ daher an ſich ſelbs
keine ſonderbare ſchreckzeichen ſeyen. Dieſe meinung habe zu erſt in meiner
jugend von einem ſo ſehr gelehrten als eifrig gottſeligen Theologo gefaſ-
ſet/ ſie auch alſo befunden/ daß bis daher niemal nichts wichtiges/ ſo dage-
gen aufgebracht werden moͤchte/ jemal zu geſicht bekommen. Hingegen
bin durch das jenige/ was die Frantzoſen bey gelegenheit des cometen an-
no 1664. bemercket/ nochmehr bekraͤfftiget worden. Wo wir ſie aber
als ſonderbare zeichen/ die etwas gewiſſes in GOttes namen uns anzei-
gen ſolten/ vornemlich aber aus ſich ſelbs ſeine ſtraff verkuͤndigten/ achten
wolten/ ſo faſt die gemeine meinung iſt/ leuge ich nicht/ daß ich ſolche
weder in der ſchrifft/ noch in der natur/ noch in der erfahrung gegruͤndet
finde; Wie ich mich entſinne/ vor dem einmal von einem ad ſuperſtitio-
nem usque
der Aſtrologiæ judiciariæ addicto, betreffend die deroſelben
regeln/ insgemein der gleichen gehoͤret zu haben/ ob er ſich wohl nachmal
darauf beruffte/ er achtete/ es habe GOtt ſolche dinge den Patriarchen un-
mittelbar geoffenbaret/ von denen es die Chaldaͤer/ folgends Araber/

Grie-
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[84/0096] Das ſiebende Capitel. wird es uns nicht mangeln an gnugſamen und kraͤfftigen antreibungen zu der buß/ ob wir wol dergleichen zweiffelhaffte und mißliche zeichen nicht dazu brauchen. Daß ſchweres goͤttliches gericht zu beſorgen und obhan- den ſeye/ ſehen wir nicht nur aus denen uͤberhand genommenen ſuͤnden/ die nicht anders als dergleichen nach ſich ziehen koͤnnen/ ſondern aus der feinde vor augen ligenden und je laͤnger je mehr ausbrechenden anſchlaͤ- gen: Und insgeſamt/ wo wir nur den in allen ordinibus ſo elend beſchaf- fenen ſtatum unſerer kirchen anſehen: So habe ich anleitung genug zu der buß/ und bedarf nicht von cometen/ feuer-zeichen und anderen der- gleichen/ etwa gantz natuͤrlichen dingen/ dergleichen argumenta herzuzie- hen/ die endlich, wo ſie ſcharf examiniret werden/ den ſtich nicht halten; Wir auch in der ſchrifft nicht darauf gewieſen werden. Welches in freundli- chem vertrauen bey dieſer gelegenheit zu gedencken/ nicht umgang neh- men wollen. SECTIO XVII. Von Cometen. ob ſie etwas bedeuten. WAs die hauptſache des ſchreibens anlangt/ ſo den neulichen co- meten betrifft/ muß ich offenhertzig bekennen/ daß ich ſelbs der jenigen meinung bin/ daß cometen ſolche ſterne ſeynd/ die ſo wol als die uͤbrigen bey erſchaffung der welt erſchaffen/ ihren gewiſſen/ aber von uns bisher noch nicht zur gnuͤge ausgerechneten lauff haben/ nach welchem ſie zu gewiſſen zeiten tieffer herab und uns zu geſichte kommen/ und wieder in die hoͤhe aus unſerem geſichte entweichen/ daher an ſich ſelbs keine ſonderbare ſchreckzeichen ſeyen. Dieſe meinung habe zu erſt in meiner jugend von einem ſo ſehr gelehrten als eifrig gottſeligen Theologo gefaſ- ſet/ ſie auch alſo befunden/ daß bis daher niemal nichts wichtiges/ ſo dage- gen aufgebracht werden moͤchte/ jemal zu geſicht bekommen. Hingegen bin durch das jenige/ was die Frantzoſen bey gelegenheit des cometen an- no 1664. bemercket/ nochmehr bekraͤfftiget worden. Wo wir ſie aber als ſonderbare zeichen/ die etwas gewiſſes in GOttes namen uns anzei- gen ſolten/ vornemlich aber aus ſich ſelbs ſeine ſtraff verkuͤndigten/ achten wolten/ ſo faſt die gemeine meinung iſt/ leuge ich nicht/ daß ich ſolche weder in der ſchrifft/ noch in der natur/ noch in der erfahrung gegruͤndet finde; Wie ich mich entſinne/ vor dem einmal von einem ad ſuperſtitio- nem usque der Aſtrologiæ judiciariæ addicto, betreffend die deroſelben regeln/ insgemein der gleichen gehoͤret zu haben/ ob er ſich wohl nachmal darauf beruffte/ er achtete/ es habe GOtt ſolche dinge den Patriarchen un- mittelbar geoffenbaret/ von denen es die Chaldaͤer/ folgends Araber/ Grie-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/96>, abgerufen am 23.11.2024.