Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. I. SECT. X. de ihm solche sünde nicht zurechnen, sondern vergeben. Auch ihn endlichdahin bringen, daß er erkenne, wie er selbs unwissend an der wahrheit sich schwerlich vergriffen habe. 16. Wer nicht glauben will, daß GOTT geleistet, was er verheissen, ziehet freylich GOTT es warheit in zweiffel. Aber der jenige preiset sie der das jenige noch erwartet, was er zugesagt, und lässet sich nicht von solcher hoffnung abwenden, noch auf eine solche erfüllung weisen die nimmermehr mit der herrlichkeit der verheissung übereinkommt, und ein lauter gezwungen werck ist. Dieses ist ohngefehr das jenige was zu antworten nöthig erach- tet. Der HERR gebe uns gnade in erkäntnüß seiner wunder und seines worts mehr und mehr zuzunehmen, und durch keine vorgefaßte meinungen von seinem wort uns abführen zu lassen, sondern mit danck zu erkennen, wie vieles er zu unserem trost geoffenbaret habe, damit wir in gedult und hoffnung die erfüllung seiner verheissung erwarten. SECTIO X. Von unterschied des eigenlichen unmittelbar geoffenbarten göttlichen worts/ und des jenigen/ was gottselige personen oder prediger in mitwirckung des heiligen Gei- stes reden. Ob das wort, was jetziger zeit treue lehrer, heilige und wahrhaf- tige kinder GOTTes in geistlichen dingen, nach der vorschrifft des geoffenbarten worts, reden, auch GOTTes wort zu nen- nen seye, weil CHristus in ihren hertzen wohnet Eph. 3, 17. der heilige Geist sie regieret. Gal. 5, 18. treibet Rom. 8, 14. in alle wahrheit leitet. Joh. 16, 13. lehret und ihnen gibt, was sie re- den sollen. Matth. 10, 30 Marc 13, 11. sie auch, was sie re- den, als GOTTes wort reden sollen. 1. Petr. 4, 11. (Wie auch Luth über Gal. 2, 20. sagt: Nam hoc verbum, quod corpora- liter loquor est verbum non carnis sed Spiritus S. & Christi) o- der worinn dessen unterscheid von dem wort, das die heiligen männer GOTTes, Propheten und Apostel geredet haben, bestehet? § 1. OB man wol in gewissem verstand Christlicher prediger und anderer rad f 2
ARTIC. I. SECT. X. de ihm ſolche ſuͤnde nicht zurechnen, ſondern vergeben. Auch ihn endlichdahin bringen, daß er erkenne, wie er ſelbs unwiſſend an der wahrheit ſich ſchwerlich vergriffen habe. 16. Wer nicht glauben will, daß GOTT geleiſtet, was er verheiſſen, ziehet freylich GOTT es warheit in zweiffel. Aber der jenige preiſet ſie der das jenige noch erwartet, was er zugeſagt, und laͤſſet ſich nicht von ſolcher hoffnung abwenden, noch auf eine ſolche erfuͤllung weiſen die nimmermehr mit der herrlichkeit der verheiſſung uͤbereinkommt, und ein lauter gezwungen werck iſt. Dieſes iſt ohngefehr das jenige was zu antworten noͤthig erach- tet. Der HERR gebe uns gnade in erkaͤntnuͤß ſeiner wunder und ſeines worts mehr und mehr zuzunehmen, und durch keine vorgefaßte meinungen von ſeinem wort uns abfuͤhren zu laſſen, ſondern mit danck zu erkennen, wie vieles er zu unſerem troſt geoffenbaret habe, damit wir in gedult und hoffnung die erfuͤllung ſeiner verheiſſung erwarten. SECTIO X. Von unterſchied des eigenlichen unmittelbar geoffenbarten goͤttlichen worts/ und des jenigen/ was gottſelige perſonen oder prediger in mitwirckung des heiligen Gei- ſtes reden. Ob das wort, was jetziger zeit treue lehrer, heilige und wahrhaf- tige kinder GOTTes in geiſtlichen dingen, nach der vorſchrifft des geoffenbarten worts, reden, auch GOTTes wort zu nen- nen ſeye, weil CHriſtus in ihren hertzen wohnet Eph. 3, 17. der heilige Geiſt ſie regieret. Gal. 5, 18. treibet Rom. 8, 14. in alle wahrheit leitet. Joh. 16, 13. lehret und ihnen gibt, was ſie re- den ſollen. Matth. 10, 30 Marc 13, 11. ſie auch, was ſie re- den, als GOTTes wort reden ſollen. 1. Petr. 4, 11. (Wie auch Luth uͤber Gal. 2, 20. ſagt: Nam hoc verbum, quod corpora- liter loquor eſt verbum non carnis ſed Spiritus S. & Chriſti) o- der worinn deſſen unterſcheid von dem wort, das die heiligen maͤnner GOTTes, Propheten und Apoſtel geredet haben, beſtehet? § 1. OB man wol in gewiſſem verſtand Chriſtlicher prediger und anderer rad f 2
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ARTIC. I. SECT. X.
de ihm ſolche ſuͤnde nicht zurechnen, ſondern vergeben. Auch ihn endlich
dahin bringen, daß er erkenne, wie er ſelbs unwiſſend an der wahrheit ſich
ſchwerlich vergriffen habe.
16. Wer nicht glauben will, daß GOTT geleiſtet, was er verheiſſen,
ziehet freylich GOTT es warheit in zweiffel. Aber der jenige preiſet ſie der
das jenige noch erwartet, was er zugeſagt, und laͤſſet ſich nicht von ſolcher
hoffnung abwenden, noch auf eine ſolche erfuͤllung weiſen die nimmermehr
mit der herrlichkeit der verheiſſung uͤbereinkommt, und ein lauter gezwungen
werck iſt. Dieſes iſt ohngefehr das jenige was zu antworten noͤthig erach-
tet. Der HERR gebe uns gnade in erkaͤntnuͤß ſeiner wunder und ſeines
worts mehr und mehr zuzunehmen, und durch keine vorgefaßte meinungen
von ſeinem wort uns abfuͤhren zu laſſen, ſondern mit danck zu erkennen, wie
vieles er zu unſerem troſt geoffenbaret habe, damit wir in gedult und hoffnung
die erfuͤllung ſeiner verheiſſung erwarten.
SECTIO X.
Von unterſchied des eigenlichen unmittelbar
geoffenbarten goͤttlichen worts/ und des jenigen/
was gottſelige perſonen oder prediger in
mitwirckung des heiligen Gei-
ſtes reden.
Ob das wort, was jetziger zeit treue lehrer, heilige und wahrhaf-
tige kinder GOTTes in geiſtlichen dingen, nach der vorſchrifft
des geoffenbarten worts, reden, auch GOTTes wort zu nen-
nen ſeye, weil CHriſtus in ihren hertzen wohnet Eph. 3, 17. der
heilige Geiſt ſie regieret. Gal. 5, 18. treibet Rom. 8, 14. in alle
wahrheit leitet. Joh. 16, 13. lehret und ihnen gibt, was ſie re-
den ſollen. Matth. 10, 30 Marc 13, 11. ſie auch, was ſie re-
den, als GOTTes wort reden ſollen. 1. Petr. 4, 11. (Wie auch
Luth uͤber Gal. 2, 20. ſagt: Nam hoc verbum, quod corpora-
liter loquor eſt verbum non carnis ſed Spiritus S. & Chriſti) o-
der worinn deſſen unterſcheid von dem wort, das die heiligen
maͤnner GOTTes, Propheten und Apoſtel geredet haben,
beſtehet?
§ 1.
OB man wol in gewiſſem verſtand Chriſtlicher prediger und anderer
frommen Chriſten wort, da ſie goͤttliche wahrheiten, entweder ge-
rad
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