Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

ARTIC. III. SECT. XV.
kräfftigem werckzeug seiner ehren/ in denjenigen dingen/ wozu er solches bestimmet
haben mag/ mache/ dermaleins aber in die ewige herrlichkeit wircklich einführe: Daß
er auch die geliebte eltern dem kinde nicht nur lang in gutem wohlwesen zu seinem be-
sten erhalte/ sondern also mit seinem Geist regiere/ daß sie solches sein liebes-pfand
fleißig bewahren/ und nicht nach ihrer willkühr/ oder der welt wohlgefallen/ sondern
pur lauter allein zu seinen ehren treulich u. Christ-klüglich zu erlangung des haupt-
zwecks in seinem segen auferziehen mögen. Dieses ist dasje nige/ was ich vor dis-
mal in einfalt meines hertzens anwünsche/ und wie ich täglich vor meine tauff-paten
GOTT anruffe/ dieses mit eingeschlossen haben will. Wann aber eigentlich der
zweck der gevatterschafft nach der kirchen absicht und ordnung viel weiter gehet/
nemlich daß neben dem zeugnüß so die gevattern dem täuffling der tauff wegen zu ge-
ben/ und es in solchem heiligen actu zu vertreten haben/ ihr amt dahin gehen solle/
vor das kind und dessen geistliche auferziehung sorgen zu helffen: so siehet mein Hoch-
geehrter Herr gevatter/ daß solcher zweck bey denen in der fremde suchenden gevat-
teren nicht erhalten werden kan: Und daß ich mich also zu solcher obligation, die
zwar eigentlich das vornehmste in der sache wäre/ nicht zu verstehen mag/ ich wolte
dann vermessenlich dasjenige vor GOtt übernehmen/ was ich bekenne mir zu prae-
sti
ren unmüglich zu seyn. Jn freundlichen vertrauen daß solches zum besten aufge-
nommen werde werden: u. s. w.

SECTIO XIV.
Wie die gabe der kinder von eltern anzusehen.
Entziehung von weltlicher gesellschafft.

JCh habe desselben beliebtes wohl erhalten/ auch daraus unterschiedliches ver-
standen/ davor ich neben ihm dem geber alles guten billig demüthig zu dan-
cken habe/ welcher uns nicht aufhöret mit allerley art seines segens/ und al-
so auf viele weise/ seiner liebe zu versichern. Jch fange von dem letzten an/ welches
demselben mich zu berichten beliebet hat/ wegen von dem HERRN bescherten lie-
ben söhnleins: Und erinnere billich/ daß wir Christen wie in allen andern stücken
also auch in diesem/ den einigerley massen leiblichen segen gantz anders ansehen
müssen/ als in der welt derselbe etwa angesehen wird. Diese siehet die kinder ent-
weder bloß vor ein werck der natur oder aufs höchste vor eine solche gabe GOT-
TES an/ dadurch unser name und gedächtnüß erhalten werde/ und daß wir je-
mand hätten/ auf den wir in dem zeitlichen einige hoffnung setzen/ auch dermaleins
das unsrige hinterlassen könten. Aber bey Christen ist dieses gewißlich noch das ge-
ringste/ sondern sie sehen die kinder an/ als eine gabe des Höchsten und eine krafft
des obzwar in die natur gelegten aber dennoch allezeit noch in der disposition des

je-
IV. Theil. c c c

ARTIC. III. SECT. XV.
kraͤfftigem werckzeug ſeiner ehren/ in denjenigen dingen/ wozu er ſolches beſtimmet
haben mag/ mache/ dermaleins aber in die ewige heꝛrlichkeit wircklich einfuͤhre: Daß
er auch die geliebte eltern dem kinde nicht nur lang in gutem wohlweſen zu ſeinem be-
ſten erhalte/ ſondern alſo mit ſeinem Geiſt regiere/ daß ſie ſolches ſein liebes-pfand
fleißig bewahren/ und nicht nach ihrer willkuͤhr/ oder der welt wohlgefallen/ ſondern
pur lauter allein zu ſeinen ehren tꝛeulich u. Chriſt-kluͤglich zu erlangung des haupt-
zwecks in ſeinem ſegen auferziehen moͤgen. Dieſes iſt dasje nige/ was ich vor dis-
mal in einfalt meines hertzens anwuͤnſche/ und wie ich taͤglich vor meine tauff-paten
GOTT anruffe/ dieſes mit eingeſchloſſen haben will. Wann aber eigentlich der
zweck der gevatterſchafft nach der kirchen abſicht und ordnung viel weiter gehet/
nemlich daß neben dem zeugnuͤß ſo die gevatteꝛn dem taͤuffling deꝛ tauff wegen zu ge-
ben/ und es in ſolchem heiligen actu zu vertreten haben/ ihr amt dahin gehen ſolle/
vor das kind und deſſen geiſtliche auferziehung ſorgen zu helffen: ſo ſiehet mein Hoch-
geehrter Herr gevatter/ daß ſolcher zweck bey denen in der fremde ſuchenden gevat-
teren nicht erhalten werden kan: Und daß ich mich alſo zu ſolcher obligation, die
zwar eigentlich das vornehmſte in der ſache waͤre/ nicht zu verſtehen mag/ ich wolte
dann vermeſſenlich dasjenige vor GOtt uͤbernehmen/ was ich bekenne mir zu præ-
ſti
ren unmuͤglich zu ſeyn. Jn freundlichen vertrauen daß ſolches zum beſten aufge-
nommen werde werden: u. ſ. w.

SECTIO XIV.
Wie die gabe der kinder von eltern anzuſehen.
Entziehung von weltlicher geſellſchafft.

JCh habe deſſelben beliebtes wohl erhalten/ auch daraus unterſchiedliches ver-
ſtanden/ davor ich neben ihm dem geber alles guten billig demuͤthig zu dan-
cken habe/ welcher uns nicht aufhoͤret mit allerley art ſeines ſegens/ und al-
ſo auf viele weiſe/ ſeiner liebe zu verſichern. Jch fange von dem letzten an/ welches
demſelben mich zu berichten beliebet hat/ wegen von dem HERRN beſcherten lie-
ben ſoͤhnleins: Und erinnere billich/ daß wir Chriſten wie in allen andern ſtuͤcken
alſo auch in dieſem/ den einigerley maſſen leiblichen ſegen gantz anders anſehen
muͤſſen/ als in der welt derſelbe etwa angeſehen wird. Dieſe ſiehet die kinder ent-
weder bloß vor ein werck der natur oder aufs hoͤchſte vor eine ſolche gabe GOT-
TES an/ dadurch unſer name und gedaͤchtnuͤß erhalten werde/ und daß wir je-
mand haͤtten/ auf den wir in dem zeitlichen einige hoffnung ſetzen/ auch dermaleins
das unſrige hinterlaſſen koͤnten. Aber bey Chriſten iſt dieſes gewißlich noch das ge-
ringſte/ ſondern ſie ſehen die kinder an/ als eine gabe des Hoͤchſten und eine krafft
des obzwar in die natur gelegten aber dennoch allezeit noch in der diſpoſition des

je-
IV. Theil. c c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0397" n="385"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">ARTIC. III. SECT. XV.</hi></hi></fw><lb/>
kra&#x0364;fftigem werckzeug &#x017F;einer ehren/ in denjenigen dingen/ wozu er &#x017F;olches be&#x017F;timmet<lb/>
haben mag/ mache/ dermaleins aber in die ewige he&#xA75B;rlichkeit wircklich einfu&#x0364;hre: Daß<lb/>
er auch die geliebte eltern dem kinde nicht nur lang in gutem wohlwe&#x017F;en zu &#x017F;einem be-<lb/>
&#x017F;ten erhalte/ &#x017F;ondern al&#x017F;o mit &#x017F;einem Gei&#x017F;t regiere/ daß &#x017F;ie &#x017F;olches &#x017F;ein liebes-pfand<lb/>
fleißig bewahren/ und nicht nach ihrer willku&#x0364;hr/ oder der welt wohlgefallen/ &#x017F;ondern<lb/>
pur lauter allein zu &#x017F;einen ehren t&#xA75B;eulich u. Chri&#x017F;t-klu&#x0364;glich zu erlangung des haupt-<lb/>
zwecks in &#x017F;einem &#x017F;egen auferziehen mo&#x0364;gen. Die&#x017F;es i&#x017F;t dasje nige/ was ich vor dis-<lb/>
mal in einfalt meines hertzens anwu&#x0364;n&#x017F;che/ und wie ich ta&#x0364;glich vor meine tauff-paten<lb/>
GOTT anruffe/ die&#x017F;es mit einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben will. Wann aber eigentlich der<lb/>
zweck der gevatter&#x017F;chafft nach der kirchen ab&#x017F;icht und ordnung viel weiter gehet/<lb/>
nemlich daß neben dem zeugnu&#x0364;ß &#x017F;o die gevatte&#xA75B;n dem ta&#x0364;uffling de&#xA75B; tauff wegen zu ge-<lb/>
ben/ und es in &#x017F;olchem heiligen <hi rendition="#aq">actu</hi> zu vertreten haben/ ihr amt dahin gehen &#x017F;olle/<lb/>
vor das kind und de&#x017F;&#x017F;en gei&#x017F;tliche auferziehung &#x017F;orgen zu helffen: &#x017F;o &#x017F;iehet mein Hoch-<lb/>
geehrter Herr gevatter/ daß &#x017F;olcher zweck bey denen in der fremde &#x017F;uchenden gevat-<lb/>
teren nicht erhalten werden kan: Und daß ich mich al&#x017F;o zu &#x017F;olcher <hi rendition="#aq">obligation,</hi> die<lb/>
zwar eigentlich das vornehm&#x017F;te in der &#x017F;ache wa&#x0364;re/ nicht zu ver&#x017F;tehen mag/ ich wolte<lb/>
dann verme&#x017F;&#x017F;enlich dasjenige vor GOtt u&#x0364;bernehmen/ was ich bekenne mir zu <hi rendition="#aq">præ-<lb/>
&#x017F;ti</hi>ren unmu&#x0364;glich zu &#x017F;eyn. Jn freundlichen vertrauen daß &#x017F;olches zum be&#x017F;ten aufge-<lb/>
nommen werde werden: u. &#x017F;. w.</p>
            <dateline>1684.</dateline>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">SECTIO XIV.</hi><lb/>
Wie die gabe der kinder von eltern anzu&#x017F;ehen.<lb/>
Entziehung von weltlicher ge&#x017F;ell&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch habe de&#x017F;&#x017F;elben beliebtes wohl erhalten/ auch daraus unter&#x017F;chiedliches ver-<lb/>
&#x017F;tanden/ davor ich neben ihm dem geber alles guten billig demu&#x0364;thig zu dan-<lb/>
cken habe/ welcher uns nicht aufho&#x0364;ret mit allerley art &#x017F;eines &#x017F;egens/ und al-<lb/>
&#x017F;o auf viele wei&#x017F;e/ &#x017F;einer liebe zu ver&#x017F;ichern. Jch fange von dem letzten an/ welches<lb/>
dem&#x017F;elben mich zu berichten beliebet hat/ wegen von dem HERRN be&#x017F;cherten lie-<lb/>
ben &#x017F;o&#x0364;hnleins: Und erinnere billich/ daß wir Chri&#x017F;ten wie in allen andern &#x017F;tu&#x0364;cken<lb/>
al&#x017F;o auch in die&#x017F;em/ den einigerley ma&#x017F;&#x017F;en leiblichen &#x017F;egen gantz anders an&#x017F;ehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ als in der welt der&#x017F;elbe etwa ange&#x017F;ehen wird. Die&#x017F;e &#x017F;iehet die kinder ent-<lb/>
weder bloß vor ein werck der natur oder aufs ho&#x0364;ch&#x017F;te vor eine &#x017F;olche gabe GOT-<lb/>
TES an/ dadurch un&#x017F;er name und geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß erhalten werde/ und daß wir je-<lb/>
mand ha&#x0364;tten/ auf den wir in dem zeitlichen einige hoffnung &#x017F;etzen/ auch dermaleins<lb/>
das un&#x017F;rige hinterla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nten. Aber bey Chri&#x017F;ten i&#x017F;t die&#x017F;es gewißlich noch das ge-<lb/>
ring&#x017F;te/ &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ehen die kinder an/ als eine gabe des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten und eine krafft<lb/>
des obzwar in die natur gelegten aber dennoch allezeit noch in der <hi rendition="#aq">di&#x017F;po&#x017F;ition</hi> des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Theil. c c c</fw><fw place="bottom" type="catch">je-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0397] ARTIC. III. SECT. XV. kraͤfftigem werckzeug ſeiner ehren/ in denjenigen dingen/ wozu er ſolches beſtimmet haben mag/ mache/ dermaleins aber in die ewige heꝛrlichkeit wircklich einfuͤhre: Daß er auch die geliebte eltern dem kinde nicht nur lang in gutem wohlweſen zu ſeinem be- ſten erhalte/ ſondern alſo mit ſeinem Geiſt regiere/ daß ſie ſolches ſein liebes-pfand fleißig bewahren/ und nicht nach ihrer willkuͤhr/ oder der welt wohlgefallen/ ſondern pur lauter allein zu ſeinen ehren tꝛeulich u. Chriſt-kluͤglich zu erlangung des haupt- zwecks in ſeinem ſegen auferziehen moͤgen. Dieſes iſt dasje nige/ was ich vor dis- mal in einfalt meines hertzens anwuͤnſche/ und wie ich taͤglich vor meine tauff-paten GOTT anruffe/ dieſes mit eingeſchloſſen haben will. Wann aber eigentlich der zweck der gevatterſchafft nach der kirchen abſicht und ordnung viel weiter gehet/ nemlich daß neben dem zeugnuͤß ſo die gevatteꝛn dem taͤuffling deꝛ tauff wegen zu ge- ben/ und es in ſolchem heiligen actu zu vertreten haben/ ihr amt dahin gehen ſolle/ vor das kind und deſſen geiſtliche auferziehung ſorgen zu helffen: ſo ſiehet mein Hoch- geehrter Herr gevatter/ daß ſolcher zweck bey denen in der fremde ſuchenden gevat- teren nicht erhalten werden kan: Und daß ich mich alſo zu ſolcher obligation, die zwar eigentlich das vornehmſte in der ſache waͤre/ nicht zu verſtehen mag/ ich wolte dann vermeſſenlich dasjenige vor GOtt uͤbernehmen/ was ich bekenne mir zu præ- ſtiren unmuͤglich zu ſeyn. Jn freundlichen vertrauen daß ſolches zum beſten aufge- nommen werde werden: u. ſ. w. 1684. SECTIO XIV. Wie die gabe der kinder von eltern anzuſehen. Entziehung von weltlicher geſellſchafft. JCh habe deſſelben beliebtes wohl erhalten/ auch daraus unterſchiedliches ver- ſtanden/ davor ich neben ihm dem geber alles guten billig demuͤthig zu dan- cken habe/ welcher uns nicht aufhoͤret mit allerley art ſeines ſegens/ und al- ſo auf viele weiſe/ ſeiner liebe zu verſichern. Jch fange von dem letzten an/ welches demſelben mich zu berichten beliebet hat/ wegen von dem HERRN beſcherten lie- ben ſoͤhnleins: Und erinnere billich/ daß wir Chriſten wie in allen andern ſtuͤcken alſo auch in dieſem/ den einigerley maſſen leiblichen ſegen gantz anders anſehen muͤſſen/ als in der welt derſelbe etwa angeſehen wird. Dieſe ſiehet die kinder ent- weder bloß vor ein werck der natur oder aufs hoͤchſte vor eine ſolche gabe GOT- TES an/ dadurch unſer name und gedaͤchtnuͤß erhalten werde/ und daß wir je- mand haͤtten/ auf den wir in dem zeitlichen einige hoffnung ſetzen/ auch dermaleins das unſrige hinterlaſſen koͤnten. Aber bey Chriſten iſt dieſes gewißlich noch das ge- ringſte/ ſondern ſie ſehen die kinder an/ als eine gabe des Hoͤchſten und eine krafft des obzwar in die natur gelegten aber dennoch allezeit noch in der diſpoſition des je- IV. Theil. c c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/397
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/397>, abgerufen am 21.11.2024.