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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
alle zuhörer vernehmen/ wiederholet/ und wo es nöthig ist gebessert werden. A-
ber also/ daß niemand/ der etwa nicht recht geantwortet/ darüber beschämet/
sondern sein wille vor gut genommen/ eine auch nicht eben best eingerichtete
antwort erst gut erkläret/ und nachmal besser eingerichtet werde: welches die
jugend zum antworten freudig und behertzt macht. Da hingegen wo einem
einigen/ der ungeschickt antwortet/ darüber ein verweiß wird/ scheuet sich
ein jeder desto mehr/ zu antworten. 11. Weil nicht allein die blosse buchstäb-
liche erkäntnüß und viele wissenschafft des kopffs/ sondern daß es eine lebendi-
ge erkäntnüß seye/ und sich in ihren früchten zeige/ gesuchet wird/ so solle nicht
allein bey allen materien, wie sie eins theils zu trost und stärckung des glau-
bens/ andern theils zum fleiß der gottseligkeit dienlich seyen/ mit angelegenheit
der jugend eingeschärffet/ sondern auch hertzliche vermahnungen darzu ge-
than/ und sie zu eiffrigen gebet angewehnet werden. 12. Ob es wol gut/ wo
auch die alte zuweilen mit antworten/ und daher gefraget werden dörffen/ wel-
ches den jüngern so vielmehr aufmunterung gibet/ muß man doch in städten/
dafern sie sich nicht selbs willig darzu verstehen/ ihrer damit billich schonen/ und
damit zu frieden seyn/ wo sie nur den examinibus fleißig beywohnen/ und an
dem/ was mit den jüngern geschiehet/ lernen. Dieses wären die erinnerun-
gen/ die mir jetzo beyfallen: versichere aber/ daß die übung selbs die beste lehr-
meisterin seye/ und man sich keine art so fest vorzunehmen habe/ die man nicht
willig wäre/ so offt mans auf andere weise füglicher von statten zu gehen sehen
solte/ zu ändern. Der HErr HErr/ dessen ehre darinnen gesucht wird/ gebe
selbs zu den deliberationen und anstalten die nöthige weißheit/ sodann zu dem
werck krafft und segen/ damit seine erkäntnüß in allen seelen mehr und mehr
wachse/ und aus derselben trieb das gantze leben heiliglich geführet werde.

SECTIO XXIII.
Von der catechetischen information. (Sihe
auch P. 1. cap. 2. artic. 4. sect. 15.)
Specimen wie ohngefehr die fragen formi-
ret werden können; Aus dem Hauptstück von
der TAUFF.
WAs gibt oder nützt die Tauff? ex verbis Catech.
Wird hierinnen von der wasser-tauff geredet/ oder vielleicht nur von
einer innern tauff/ die ohne wasser allein von dem heiligen Geist
geschehe?

Woraus

Das ſiebende Capitel.
alle zuhoͤrer vernehmen/ wiederholet/ und wo es noͤthig iſt gebeſſert werden. A-
ber alſo/ daß niemand/ der etwa nicht recht geantwortet/ daruͤber beſchaͤmet/
ſondern ſein wille vor gut genommen/ eine auch nicht eben beſt eingerichtete
antwort erſt gut erklaͤret/ und nachmal beſſer eingerichtet werde: welches die
jugend zum antworten freudig und behertzt macht. Da hingegen wo einem
einigen/ der ungeſchickt antwortet/ daruͤber ein verweiß wird/ ſcheuet ſich
ein jeder deſto mehr/ zu antworten. 11. Weil nicht allein die bloſſe buchſtaͤb-
liche erkaͤntnuͤß und viele wiſſenſchafft des kopffs/ ſondern daß es eine lebendi-
ge erkaͤntnuͤß ſeye/ und ſich in ihren fruͤchten zeige/ geſuchet wird/ ſo ſolle nicht
allein bey allen materien, wie ſie eins theils zu troſt und ſtaͤrckung des glau-
bens/ andern theils zum fleiß der gottſeligkeit dienlich ſeyen/ mit angelegenheit
der jugend eingeſchaͤrffet/ ſondern auch hertzliche vermahnungen darzu ge-
than/ und ſie zu eiffrigen gebet angewehnet werden. 12. Ob es wol gut/ wo
auch die alte zuweilen mit antworten/ und daher gefraget werden doͤrffen/ wel-
ches den juͤngern ſo vielmehr aufmunterung gibet/ muß man doch in ſtaͤdten/
dafern ſie ſich nicht ſelbs willig darzu verſtehen/ ihrer damit billich ſchonen/ und
damit zu frieden ſeyn/ wo ſie nur den examinibus fleißig beywohnen/ und an
dem/ was mit den juͤngern geſchiehet/ lernen. Dieſes waͤren die erinnerun-
gen/ die mir jetzo beyfallen: verſichere aber/ daß die uͤbung ſelbs die beſte lehr-
meiſterin ſeye/ und man ſich keine art ſo feſt vorzunehmen habe/ die man nicht
willig waͤre/ ſo offt mans auf andere weiſe fuͤglicher von ſtatten zu gehen ſehen
ſolte/ zu aͤndern. Der HErr HErr/ deſſen ehre darinnen geſucht wird/ gebe
ſelbs zu den deliberationen und anſtalten die noͤthige weißheit/ ſodann zu dem
werck krafft und ſegen/ damit ſeine erkaͤntnuͤß in allen ſeelen mehr und mehr
wachſe/ und aus derſelben trieb das gantze leben heiliglich gefuͤhret werde.

SECTIO XXIII.
Von der catechetiſchen information. (Sihe
auch P. 1. cap. 2. artic. 4. ſect. 15.)
Specimen wie ohngefehr die fragen formi-
ret werden koͤnnen; Aus dem Hauptſtuͤck von
der TAUFF.
WAs gibt oder nuͤtzt die Tauff? ex verbis Catech.
Wird hierinnen von der waſſer-tauff geredet/ oder vielleicht nur von
einer innern tauff/ die ohne waſſer allein von dem heiligen Geiſt
geſchehe?

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[262/0274] Das ſiebende Capitel. alle zuhoͤrer vernehmen/ wiederholet/ und wo es noͤthig iſt gebeſſert werden. A- ber alſo/ daß niemand/ der etwa nicht recht geantwortet/ daruͤber beſchaͤmet/ ſondern ſein wille vor gut genommen/ eine auch nicht eben beſt eingerichtete antwort erſt gut erklaͤret/ und nachmal beſſer eingerichtet werde: welches die jugend zum antworten freudig und behertzt macht. Da hingegen wo einem einigen/ der ungeſchickt antwortet/ daruͤber ein verweiß wird/ ſcheuet ſich ein jeder deſto mehr/ zu antworten. 11. Weil nicht allein die bloſſe buchſtaͤb- liche erkaͤntnuͤß und viele wiſſenſchafft des kopffs/ ſondern daß es eine lebendi- ge erkaͤntnuͤß ſeye/ und ſich in ihren fruͤchten zeige/ geſuchet wird/ ſo ſolle nicht allein bey allen materien, wie ſie eins theils zu troſt und ſtaͤrckung des glau- bens/ andern theils zum fleiß der gottſeligkeit dienlich ſeyen/ mit angelegenheit der jugend eingeſchaͤrffet/ ſondern auch hertzliche vermahnungen darzu ge- than/ und ſie zu eiffrigen gebet angewehnet werden. 12. Ob es wol gut/ wo auch die alte zuweilen mit antworten/ und daher gefraget werden doͤrffen/ wel- ches den juͤngern ſo vielmehr aufmunterung gibet/ muß man doch in ſtaͤdten/ dafern ſie ſich nicht ſelbs willig darzu verſtehen/ ihrer damit billich ſchonen/ und damit zu frieden ſeyn/ wo ſie nur den examinibus fleißig beywohnen/ und an dem/ was mit den juͤngern geſchiehet/ lernen. Dieſes waͤren die erinnerun- gen/ die mir jetzo beyfallen: verſichere aber/ daß die uͤbung ſelbs die beſte lehr- meiſterin ſeye/ und man ſich keine art ſo feſt vorzunehmen habe/ die man nicht willig waͤre/ ſo offt mans auf andere weiſe fuͤglicher von ſtatten zu gehen ſehen ſolte/ zu aͤndern. Der HErr HErr/ deſſen ehre darinnen geſucht wird/ gebe ſelbs zu den deliberationen und anſtalten die noͤthige weißheit/ ſodann zu dem werck krafft und ſegen/ damit ſeine erkaͤntnuͤß in allen ſeelen mehr und mehr wachſe/ und aus derſelben trieb das gantze leben heiliglich gefuͤhret werde. 1696. SECTIO XXIII. Von der catechetiſchen information. (Sihe auch P. 1. cap. 2. artic. 4. ſect. 15.) Specimen wie ohngefehr die fragen formi- ret werden koͤnnen; Aus dem Hauptſtuͤck von der TAUFF. WAs gibt oder nuͤtzt die Tauff? ex verbis Catech. Wird hierinnen von der waſſer-tauff geredet/ oder vielleicht nur von einer innern tauff/ die ohne waſſer allein von dem heiligen Geiſt geſchehe? Woraus

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/274>, abgerufen am 21.11.2024.