Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das sechste Capitel.
samten kirchen wolfahrt und die liebe streiten würde. Da hingegen andere reli-
gions genossen/ sonderlich die Papisten/ an die jenige ort/ wo sie gedruckt werden/
am liebsten ihre tüchtigste leute senden/ und solches dem interesse der religion ge-
mäß achten.

4. So bin ich auch nicht zu dieser stelle aus eigenem rath oder willkühr gegan-
gen/ daß ein sonderlich verlangen unter denen Reformirten zu seyn mich dazu bewo-
gen hätte/ sondern ohne einiges mein zuthun bin ich von einem Churfürsten beruf-
fen/ von dem andern ausdrücklich demselben überlassen worden/ deswegen einiger
verdacht auch nur mit einem schein der billigkeit auff mich nicht gefast zu werden
vermag.

5. Das Consistorium belangend/ ist solches von beyderseits religionen zu-
gleich besetzet wiewol da ich jetzo darzu beruffen nunmehr zwey Theologi unserer
religion darinnen sein werden/ da nur ein Reformirter darinnen sitzet/ man möchte
dann auch extra ordinem noch einen Reformirten jetzo beyfügen. Aller dieser ur-
sachen bedarff es bey meinem hochgeehrten Herrn nicht/ als der ohne das besser ur-
theilet/ ich habe sie aber anführen wollen/ damit wie ich mich versichert halte/
derselbe werde gern in solcher sache vor mich sprechen/ das jenige so ich anfüge an-
dern zu desto bessern nachricht hinwiederum vorgestellet merden könte. Der HErr
verleihe mir nur seines heiligen Geistes gnade und krafft/ daß ich einige seelen ge-
winne/ so mags nachmal mit andern urtheil gehen wie es wolle/ und bin ich ohne
das dergleichen von allen orten über mich zuhören/ lang gnung gewohnet. 11. Jun.
1691.

SECTIO IX.

An einen auch dimittirten und anderwerts wie-
der beruffenen Theologum. Jn Sachsen bin nicht ohne frucht
geblieben. Wiederstand des guten von Universitäten. D.
Carpzovius. Berlinische stelle bewandnüß. Man will al-
lenthalben die warheit weiter als zu einem moral - leben
nicht leyden. Gratulation zum neuen
amt.

JN Sachsen/ wohin mich der HErr auch vorher geführet/ und nun wieder
ausgeführet hat/ gewesen zu seyen/ reuet mich nicht/ so wol wegen des auch
dahin gehabten göttlichen ruffs/ als auch daß der himmlische Vater meinen
armen dienst daselbst nicht ohne segen gelassen hat/ dann ob ich wol leider weder rüh-
men kan/ daß ich zeit meines anwesens alles das jenige erfüllet hätte/ was treue

und

Das ſechſte Capitel.
ſamten kirchen wolfahrt und die liebe ſtreiten wuͤrde. Da hingegen andere reli-
gions genoſſen/ ſonderlich die Papiſten/ an die jenige ort/ wo ſie gedruckt werden/
am liebſten ihre tuͤchtigſte leute ſenden/ und ſolches dem intereſſe der religion ge-
maͤß achten.

4. So bin ich auch nicht zu dieſer ſtelle aus eigenem rath oder willkuͤhr gegan-
gen/ daß ein ſonderlich verlangen unter denen Reformirten zu ſeyn mich dazu bewo-
gen haͤtte/ ſondern ohne einiges mein zuthun bin ich von einem Churfuͤrſten beruf-
fen/ von dem andern ausdruͤcklich demſelben uͤberlaſſen worden/ deswegen einiger
verdacht auch nur mit einem ſchein der billigkeit auff mich nicht gefaſt zu werden
vermag.

5. Das Conſiſtorium belangend/ iſt ſolches von beyderſeits religionen zu-
gleich beſetzet wiewol da ich jetzo darzu beruffen nunmehr zwey Theologi unſerer
religion darinnen ſein werden/ da nur ein Reformirter darinnen ſitzet/ man moͤchte
dann auch extra ordinem noch einen Reformirten jetzo beyfuͤgen. Aller dieſer ur-
ſachen bedarff es bey meinem hochgeehrten Herrn nicht/ als der ohne das beſſer ur-
theilet/ ich habe ſie aber anfuͤhren wollen/ damit wie ich mich verſichert halte/
derſelbe werde gern in ſolcher ſache vor mich ſprechen/ das jenige ſo ich anfuͤge an-
dern zu deſto beſſern nachricht hinwiederum vorgeſtellet merden koͤnte. Der HErr
verleihe mir nur ſeines heiligen Geiſtes gnade und krafft/ daß ich einige ſeelen ge-
winne/ ſo mags nachmal mit andern urtheil gehen wie es wolle/ und bin ich ohne
das dergleichen von allen orten uͤber mich zuhoͤren/ lang gnung gewohnet. 11. Jun.
1691.

SECTIO IX.

An einen auch dimittirten und anderwerts wie-
der beruffenen Theologum. Jn Sachſen bin nicht ohne frucht
geblieben. Wiederſtand des guten von Univerſitaͤten. D.
Carpzovius. Berliniſche ſtelle bewandnuͤß. Man will al-
lenthalben die warheit weiter als zu einem moral - leben
nicht leyden. Gratulation zum neuen
amt.

JN Sachſen/ wohin mich der HErr auch voꝛher gefuͤhret/ und nun wieder
ausgefuͤhret hat/ geweſen zu ſeyen/ reuet mich nicht/ ſo wol wegen des auch
dahin gehabten goͤttlichen ruffs/ als auch daß der himmliſche Vater meinen
armen dienſt daſelbſt nicht ohne ſegen gelaſſen hat/ dann ob ich wol leider weder ruͤh-
men kan/ daß ich zeit meines anweſens alles das jenige erfuͤllet haͤtte/ was treue

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0892" n="874"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;amten kirchen wolfahrt und die liebe &#x017F;treiten wu&#x0364;rde. Da hingegen andere reli-<lb/>
gions geno&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;onderlich die Papi&#x017F;ten/ an die jenige ort/ wo &#x017F;ie gedruckt werden/<lb/>
am lieb&#x017F;ten ihre tu&#x0364;chtig&#x017F;te leute &#x017F;enden/ und &#x017F;olches dem <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e</hi> der religion ge-<lb/>
ma&#x0364;ß achten.</p><lb/>
            <p>4. So bin ich auch nicht zu die&#x017F;er &#x017F;telle aus eigenem rath oder willku&#x0364;hr gegan-<lb/>
gen/ daß ein &#x017F;onderlich verlangen unter denen Reformirten zu &#x017F;eyn mich dazu bewo-<lb/>
gen ha&#x0364;tte/ &#x017F;ondern ohne einiges mein zuthun bin ich von einem Churfu&#x0364;r&#x017F;ten beruf-<lb/>
fen/ von dem andern ausdru&#x0364;cklich dem&#x017F;elben u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en worden/ deswegen einiger<lb/>
verdacht auch nur mit einem &#x017F;chein der billigkeit auff mich nicht gefa&#x017F;t zu werden<lb/>
vermag.</p><lb/>
            <p>5. Das <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torium</hi> belangend/ i&#x017F;t &#x017F;olches von beyder&#x017F;eits religionen zu-<lb/>
gleich be&#x017F;etzet wiewol da ich jetzo darzu beruffen nunmehr zwey <hi rendition="#aq">Theologi</hi> un&#x017F;erer<lb/>
religion darinnen &#x017F;ein werden/ da nur ein Reformirter darinnen &#x017F;itzet/ man mo&#x0364;chte<lb/>
dann auch <hi rendition="#aq">extra ordinem</hi> noch einen Reformirten jetzo beyfu&#x0364;gen. Aller die&#x017F;er ur-<lb/>
&#x017F;achen bedarff es bey meinem hochgeehrten Herrn nicht/ als der ohne das be&#x017F;&#x017F;er ur-<lb/>
theilet/ ich habe &#x017F;ie aber anfu&#x0364;hren wollen/ damit wie ich mich ver&#x017F;ichert halte/<lb/>
der&#x017F;elbe werde gern in &#x017F;olcher &#x017F;ache vor mich &#x017F;prechen/ das jenige &#x017F;o ich anfu&#x0364;ge an-<lb/>
dern zu de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;ern nachricht hinwiederum vorge&#x017F;tellet merden ko&#x0364;nte. Der HErr<lb/>
verleihe mir nur &#x017F;eines heiligen Gei&#x017F;tes gnade und krafft/ daß ich einige &#x017F;eelen ge-<lb/>
winne/ &#x017F;o mags nachmal mit andern urtheil gehen wie es wolle/ und bin ich ohne<lb/>
das dergleichen von allen orten u&#x0364;ber mich zuho&#x0364;ren/ lang gnung gewohnet. 11. Jun.<lb/>
1691.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> IX.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">A</hi>n einen auch</hi> <hi rendition="#aq">dimittirten</hi> <hi rendition="#fr">und anderwerts wie-<lb/>
der beruffenen</hi> <hi rendition="#aq">Theologum.</hi> <hi rendition="#fr">Jn Sach&#x017F;en bin nicht ohne frucht<lb/>
geblieben. Wieder&#x017F;tand des guten von Univer&#x017F;ita&#x0364;ten.</hi> <hi rendition="#aq">D.<lb/>
Carpzovius.</hi> <hi rendition="#fr">Berlini&#x017F;che &#x017F;telle bewandnu&#x0364;ß. Man will al-<lb/>
lenthalben die warheit weiter als zu einem</hi> <hi rendition="#aq">moral -</hi> <hi rendition="#fr">leben<lb/>
nicht leyden.</hi> <hi rendition="#aq">Gratulation</hi> <hi rendition="#fr">zum neuen<lb/>
amt.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>N Sach&#x017F;en/ wohin mich der HErr auch vo&#xA75B;her gefu&#x0364;hret/ und nun wieder<lb/>
ausgefu&#x0364;hret hat/ gewe&#x017F;en zu &#x017F;eyen/ reuet mich nicht/ &#x017F;o wol wegen des auch<lb/>
dahin gehabten go&#x0364;ttlichen ruffs/ als auch daß der himmli&#x017F;che Vater meinen<lb/>
armen dien&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t nicht ohne &#x017F;egen gela&#x017F;&#x017F;en hat/ dann ob ich wol leider weder ru&#x0364;h-<lb/>
men kan/ daß ich zeit meines anwe&#x017F;ens alles das jenige erfu&#x0364;llet ha&#x0364;tte/ was treue<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[874/0892] Das ſechſte Capitel. ſamten kirchen wolfahrt und die liebe ſtreiten wuͤrde. Da hingegen andere reli- gions genoſſen/ ſonderlich die Papiſten/ an die jenige ort/ wo ſie gedruckt werden/ am liebſten ihre tuͤchtigſte leute ſenden/ und ſolches dem intereſſe der religion ge- maͤß achten. 4. So bin ich auch nicht zu dieſer ſtelle aus eigenem rath oder willkuͤhr gegan- gen/ daß ein ſonderlich verlangen unter denen Reformirten zu ſeyn mich dazu bewo- gen haͤtte/ ſondern ohne einiges mein zuthun bin ich von einem Churfuͤrſten beruf- fen/ von dem andern ausdruͤcklich demſelben uͤberlaſſen worden/ deswegen einiger verdacht auch nur mit einem ſchein der billigkeit auff mich nicht gefaſt zu werden vermag. 5. Das Conſiſtorium belangend/ iſt ſolches von beyderſeits religionen zu- gleich beſetzet wiewol da ich jetzo darzu beruffen nunmehr zwey Theologi unſerer religion darinnen ſein werden/ da nur ein Reformirter darinnen ſitzet/ man moͤchte dann auch extra ordinem noch einen Reformirten jetzo beyfuͤgen. Aller dieſer ur- ſachen bedarff es bey meinem hochgeehrten Herrn nicht/ als der ohne das beſſer ur- theilet/ ich habe ſie aber anfuͤhren wollen/ damit wie ich mich verſichert halte/ derſelbe werde gern in ſolcher ſache vor mich ſprechen/ das jenige ſo ich anfuͤge an- dern zu deſto beſſern nachricht hinwiederum vorgeſtellet merden koͤnte. Der HErr verleihe mir nur ſeines heiligen Geiſtes gnade und krafft/ daß ich einige ſeelen ge- winne/ ſo mags nachmal mit andern urtheil gehen wie es wolle/ und bin ich ohne das dergleichen von allen orten uͤber mich zuhoͤren/ lang gnung gewohnet. 11. Jun. 1691. SECTIO IX. An einen auch dimittirten und anderwerts wie- der beruffenen Theologum. Jn Sachſen bin nicht ohne frucht geblieben. Wiederſtand des guten von Univerſitaͤten. D. Carpzovius. Berliniſche ſtelle bewandnuͤß. Man will al- lenthalben die warheit weiter als zu einem moral - leben nicht leyden. Gratulation zum neuen amt. JN Sachſen/ wohin mich der HErr auch voꝛher gefuͤhret/ und nun wieder ausgefuͤhret hat/ geweſen zu ſeyen/ reuet mich nicht/ ſo wol wegen des auch dahin gehabten goͤttlichen ruffs/ als auch daß der himmliſche Vater meinen armen dienſt daſelbſt nicht ohne ſegen gelaſſen hat/ dann ob ich wol leider weder ruͤh- men kan/ daß ich zeit meines anweſens alles das jenige erfuͤllet haͤtte/ was treue und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/892
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/892>, abgerufen am 21.12.2024.