Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. SECTIO IX. Einige schreiben an eine adeliche jungfrau. SO vergnüglich mir gewesen ist die wenige mahl als ich mit derselben unter- Also hat dieselbe meine abwesenheit so viel weniger zu betrauren/ in dem dieselbe So
Das ſechſte Capitel. SECTIO IX. Einige ſchreiben an eine adeliche jungfrau. SO vergnuͤglich mir geweſen iſt die wenige mahl als ich mit derſelben unter- Alſo hat dieſelbe meine abweſenheit ſo viel weniger zu betrauren/ in dem dieſelbe So
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Das ſechſte Capitel.
SECTIO IX.
Einige ſchreiben an eine adeliche jungfrau.
1.) Uber verlangen nach Chriſtlichen freunden in dero ab-
weſenheit. Woran es nirgend mangle. Wunſch und
gebeth vor einander.
SO vergnuͤglich mir geweſen iſt die wenige mahl als ich mit derſelben unter-
redung zu pflegen die gelegenheit gehabt/ an deroſelben die ihro von dem ge-
treuen Vater in dem himmel mildigſt ertheilte geiſtliche gaben zuerkennen/
alſo hertzlich hat michs auch erfreuet/ daß ich aus denen/ ſo hier hinterlaſſenen/ als
jetzt nachgeſchickten ſchreiben verſtanden habe/ die Chriſtliche wolgewogenheit/
ſo dieſelbe gegen meiner wenigen perſon annoch bezeuget. Jch finde zwar an mir
alles das jenige nicht/ ſo dieſelbe von mir mit geneigteſten urtheil ruͤhmet/ wie ich a-
ber/ wo der getreue GOtt jemahlen einiges ihm gefaͤlliges und fruchtbahrliches
durch mich/ als ein von ſelbſten untuͤchtiges werckzeug/ und das mir befohlene
amt/ außrichtet/ ihm davor demuͤthigſten danck zu ſagen/ und ihm alle ehre deswe-
gen hinzuweiſen/ jedoch die mir nach dem ihm beliebigen maß ertheilte goͤttliche
gnade um ſeinet willen/ in dem ſie ſeine gabe iſt/ nicht zuverleugnen habe/ alſo be-
finde je mehr und mehr/ daß alle ſeelen/ welche aus rechtem grunde ihrem GOTT
glaͤubig zu lieben und ihm zu dienen durch ſeine gnade ihnen vorgeſetzet haben/ wo
ſie andere faſt nur erblicken/ in welchen ihr GOtt dergleichen ſeligen vorfatz auch
gewircket/ ſo bald mit geiſtlicher zuneigung gegen einander erfuͤllet werden/ und
nicht anders koͤnnen/ als diejenige hochhalten/ in denen ſie ihres allerliebſten GOt-
tes gnade/ in welcher maß dieſelbige auch ſein moͤgte/ erfreulich antreffen/ und ſich
mit ſolchem bande der ihnen gemeinen himmliſchen guͤter einander naͤher verbunden
erkennen/ als einige weltliche freundſchafft andere mit einander verbindet. Da-
hin ziehe ich auch derſelben gegen mich ſonſt unverdiente hertzliche tragende zunei-
gung. Ob es nun zwar ſolchen chriſtlichen gemuͤthern erfreulich und vergnuͤglich
iſt beyſammen zu leben/ oder oͤffters zuſammen zukommen/ umb einander zuerbau-
en/ ſo erſetzet doch auch die gedaͤchtnuͤß vieles des jenigen/ ſo man ſonſten von taͤgli-
cher converſation wuͤnſchen moͤgte.
Alſo hat dieſelbe meine abweſenheit ſo viel weniger zu betrauren/ in dem dieſelbe
an allem dem/ was ſie bey mir ſuchen moͤgte/ nirgend mangel hat/ ſonderlich ſol-
ches daſelbs wo ſie jetzt leben/ zur gnuͤge antreffen wird. GOtt hat ſie an einen ſol-
chen orth gefuͤhret/ wo ich nicht zweiffele/ daß auch darinnen ſein goͤttlich wort
reichlich wohne/ daß es lauter und rein gelehret werde/ und ſie alſo auch auß dem
gehoͤr deſſelben in der erkaͤntnuͤß und liebe GOttes zu zunehmen gelegenheit hat.
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