Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.DISTINCTIO II. SECTIO XXV. unter den hauffen derer/ welche sich mit dem wahnglauben aufs elendeste betrie-gen/ ihm dienen. Ja nach dem die ausserwehlte Gottes tag und nacht zu ihm ruf- fen/ daß er drein sehen/ den geistlichen vielmehr als leiblichen verderben steuren/ hingegen das gute/ die erkäntniß der wahrheit zur gottseligkeit/ mehr und mehr ob- hand gewinnen/ und durchbrechen lassen wolle/ so erfülle er seine verheißung/ und errette sie in einer kürtze/ daß wir unser Jerusalem in anderem stand und herrliche- rem schmuck wiedrum sehen mögen. Er lasse auch ihres orts vor andern die je- nige/ bey welchen er das rechtschaffene wesen in CHristo JEsu gewircket hat/ in solchem guten gestärcket/ und welches eine stattliche beforderung dazu ist/ näher und näher unter sich miteinander vereiniget werden. Sonderlich giesse er über seine liebe person täglich von dem thron seiner heiligen höhe aus mit reichem maaß die krafft des Geistes starck zu werden an dem geist und innern menschen/ und wircke insgesamt in ihm alles was vor ihm gefällig ist/ daß die beklagte schwach- heit immer nach und nach raum geben müsse einer göttlichen krafft und stärcke durch vielen selbst in solcher schwachheit annoch davon tragenden sieg. Ja er se- gne dessen liebes exempel zu erwünschter nachfolge vieler andern gleiches standes/ um zu erkennen/ da die adeliche geburt in der welt eine sonderbare würde ist/ daß deroselben vornehmste zierde seye eine noch höhere geburt aus GOtt/ mit dero jene vereinbaret/ allererst ihren rechten glantz erlanget/ und daher sich gern an alle die regeln/ die der himmlische Vater denen aus sich gebohrnen kindern vorgeschrieben hat/ verbunden glaubet/ und sich keine ausnahen von denselben mit der thörichten welt einbildet: Wie sonsten leider der jenigen/ so allein an der fleischlichen geburt und dero vorzug hangen bleiben/ gefährliche meinung ist; Dero hinwider durch löbliche exempel solcher personen/ bey welchen der doppelte Adel beysammen ist/ und die gleichwol den jenigen/ der von oben kommt/ dem fleischlichen vorziehen/ am kräfftigsten gesteuret werden mag. 27. Apr. 1689. SECTIO XXV. An einem an meinem ort verstossenen prediger/ da DAß der himmlische Vater denselben nicht allein wiedrum gnädiglich ver- heit/ Ddddd
DISTINCTIO II. SECTIO XXV. unter den hauffen derer/ welche ſich mit dem wahnglauben aufs elendeſte betrie-gen/ ihm dienen. Ja nach dem die auſſerwehlte Gottes tag und nacht zu ihm ruf- fen/ daß er drein ſehen/ den geiſtlichen vielmehr als leiblichen verderben ſteuren/ hingegen das gute/ die erkaͤntniß der wahrheit zur gottſeligkeit/ mehr und mehr ob- hand gewinnen/ und durchbrechen laſſen wolle/ ſo erfuͤlle er ſeine verheißung/ und errette ſie in einer kuͤrtze/ daß wir unſer Jeruſalem in anderem ſtand und herrliche- rem ſchmuck wiedrum ſehen moͤgen. Er laſſe auch ihres orts vor andern die je- nige/ bey welchen er das rechtſchaffene weſen in CHriſto JEſu gewircket hat/ in ſolchem guten geſtaͤrcket/ und welches eine ſtattliche beforderung dazu iſt/ naͤher und naͤher unter ſich miteinander vereiniget werden. Sonderlich gieſſe er uͤber ſeine liebe perſon taͤglich von dem thron ſeiner heiligen hoͤhe aus mit reichem maaß die krafft des Geiſtes ſtarck zu werden an dem geiſt und innern menſchen/ und wircke insgeſamt in ihm alles was vor ihm gefaͤllig iſt/ daß die beklagte ſchwach- heit immer nach und nach raum geben muͤſſe einer goͤttlichen krafft und ſtaͤrcke durch vielen ſelbſt in ſolcher ſchwachheit annoch davon tragenden ſieg. Ja er ſe- gne deſſen liebes exempel zu erwuͤnſchter nachfolge vieler andern gleiches ſtandes/ um zu erkennen/ da die adeliche geburt in der welt eine ſonderbare wuͤrde iſt/ daß deroſelben vornehmſte zierde ſeye eine noch hoͤhere geburt aus GOtt/ mit dero jene vereinbaret/ allererſt ihren rechten glantz erlanget/ und daher ſich gern an alle die regeln/ die der himmliſche Vater denen aus ſich gebohrnen kindern vorgeſchrieben hat/ verbunden glaubet/ und ſich keine ausnahen von denſelben mit der thoͤrichten welt einbildet: Wie ſonſten leider der jenigen/ ſo allein an der fleiſchlichen geburt und dero vorzug hangen bleiben/ gefaͤhrliche meinung iſt; Dero hinwider durch loͤbliche exempel ſolcher perſonen/ bey welchen der doppelte Adel beyſammen iſt/ und die gleichwol den jenigen/ der von oben kommt/ dem fleiſchlichen vorziehen/ am kraͤfftigſten geſteuret werden mag. 27. Apr. 1689. SECTIO XXV. An einem an meinem ort verſtoſſenen prediger/ da DAß der himmliſche Vater denſelben nicht allein wiedrum gnaͤdiglich ver- heit/ Ddddd
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DISTINCTIO II. SECTIO XXV.
unter den hauffen derer/ welche ſich mit dem wahnglauben aufs elendeſte betrie-
gen/ ihm dienen. Ja nach dem die auſſerwehlte Gottes tag und nacht zu ihm ruf-
fen/ daß er drein ſehen/ den geiſtlichen vielmehr als leiblichen verderben ſteuren/
hingegen das gute/ die erkaͤntniß der wahrheit zur gottſeligkeit/ mehr und mehr ob-
hand gewinnen/ und durchbrechen laſſen wolle/ ſo erfuͤlle er ſeine verheißung/ und
errette ſie in einer kuͤrtze/ daß wir unſer Jeruſalem in anderem ſtand und herrliche-
rem ſchmuck wiedrum ſehen moͤgen. Er laſſe auch ihres orts vor andern die je-
nige/ bey welchen er das rechtſchaffene weſen in CHriſto JEſu gewircket hat/ in
ſolchem guten geſtaͤrcket/ und welches eine ſtattliche beforderung dazu iſt/ naͤher
und naͤher unter ſich miteinander vereiniget werden. Sonderlich gieſſe er uͤber
ſeine liebe perſon taͤglich von dem thron ſeiner heiligen hoͤhe aus mit reichem maaß
die krafft des Geiſtes ſtarck zu werden an dem geiſt und innern menſchen/ und
wircke insgeſamt in ihm alles was vor ihm gefaͤllig iſt/ daß die beklagte ſchwach-
heit immer nach und nach raum geben muͤſſe einer goͤttlichen krafft und ſtaͤrcke
durch vielen ſelbſt in ſolcher ſchwachheit annoch davon tragenden ſieg. Ja er ſe-
gne deſſen liebes exempel zu erwuͤnſchter nachfolge vieler andern gleiches ſtandes/
um zu erkennen/ da die adeliche geburt in der welt eine ſonderbare wuͤrde iſt/ daß
deroſelben vornehmſte zierde ſeye eine noch hoͤhere geburt aus GOtt/ mit dero jene
vereinbaret/ allererſt ihren rechten glantz erlanget/ und daher ſich gern an alle die
regeln/ die der himmliſche Vater denen aus ſich gebohrnen kindern vorgeſchrieben
hat/ verbunden glaubet/ und ſich keine ausnahen von denſelben mit der thoͤrichten
welt einbildet: Wie ſonſten leider der jenigen/ ſo allein an der fleiſchlichen geburt
und dero vorzug hangen bleiben/ gefaͤhrliche meinung iſt; Dero hinwider durch
loͤbliche exempel ſolcher perſonen/ bey welchen der doppelte Adel beyſammen iſt/ und
die gleichwol den jenigen/ der von oben kommt/ dem fleiſchlichen vorziehen/ am
kraͤfftigſten geſteuret werden mag. 27. Apr. 1689.
SECTIO XXV.
An einem an meinem ort verſtoſſenen prediger/ da
er widerberuffen worden. Harte klagen. Ob bey uns auch
an der lehr mangel. Vater wider den ſohn. Auslaſſung einiger ge-
ſaͤnge um der Papiſten willen. Articul der rechtfertigung. Arbeiten
an glauben/ da man keine frucht ſiehet. Gewiſſe hoffnung der beſſe-
rung. Daß einige bey der communion von dem wein nichts bekom-
men. Qvacker nahme. Heilig leben. Neuer menſch.
Ob in Penſylvaniam zu fliehen.
DAß der himmliſche Vater denſelben nicht allein wiedrum gnaͤdiglich ver-
ſorget/ ſondern auch unter verſchiedenen ſtellen die wahl gegeben/ er-
kenne ich billich deſſelben heilige guͤte/ weiſe regierung und gewiſſe wahr-
heit/
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