Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. II. SECT. X. einigerley massen die seligkeit hinderte: das heissen die grund-irrthüme.Daher mein praeceptor D. Dannhauer sehr stattlich redet Hodos. Ps. 2. p. 121. wenn er die notam Ecclesiae setzet: E radiis coelestis veritatis, h. e. e funda- mentis salutis ac fundamentalium salutis articulorum adeoque totius cate- natim connexae veritatis revelatae ad salutem necessariae; Mehr können wir nicht mit versicherung unsers gewissens der sichtbaren kirche beylegen; denn ob ich und andere keine irrthüme darinn finden/ (wie ich auch nicht sage/ daß einige irrthümer circa leviora darinn seyn/ sondern asseverire nur als mir gewiß/ daß keine grund-irrthümer anzutreffen) folget nicht/ so können nicht einige/ nemlich geringe/ und die zur seligkeit nöthige lehr nicht verletzende irrthümer darinn seyn. Jch hoffe/ alle cordati Theologi sollen darinn mit mir eins seyn/ und solche modestien nicht improbiren. 13. Nov. 1686. SECTIO XI. Gefahr unserer kirchen und verlassung von JCh werde gewiß immer in derjenigen meynung bekräfftiget/ der HErr lasse bald Uuuu 2
ARTIC. II. SECT. X. einigerley maſſen die ſeligkeit hinderte: das heiſſen die grund-irrthuͤme.Daher mein præceptor D. Dannhauer ſehr ſtattlich redet Hodoſ. Pſ. 2. p. 121. wenn er die notam Eccleſiæ ſetzet: E radiis cœleſtis veritatis, h. e. è funda- mentis ſalutis ac fundamentalium ſalutis articulorum adeoque totius cate- natim connexæ veritatis revelatæ ad ſalutem neceſſariæ; Mehr koͤnnen wir nicht mit verſicherung unſers gewiſſens der ſichtbaren kirche beylegen; denn ob ich und andere keine irrthuͤme darinn finden/ (wie ich auch nicht ſage/ daß einige irrthuͤmer circa leviora darinn ſeyn/ ſondern aſſeverire nur als mir gewiß/ daß keine grund-irrthuͤmer anzutreffen) folget nicht/ ſo koͤnnen nicht einige/ nemlich geringe/ und die zur ſeligkeit noͤthige lehr nicht verletzende irrthuͤmer darinn ſeyn. Jch hoffe/ alle cordati Theologi ſollen darinn mit mir eins ſeyn/ und ſolche modeſtien nicht improbiren. 13. Nov. 1686. SECTIO XI. Gefahr unſerer kirchen und verlaſſung von JCh werde gewiß immer in derjenigen meynung bekraͤfftiget/ der HErr laſſe bald Uuuu 2
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ARTIC. II. SECT. X.
einigerley maſſen die ſeligkeit hinderte: das heiſſen die grund-irrthuͤme.
Daher mein præceptor D. Dannhauer ſehr ſtattlich redet Hodoſ. Pſ. 2. p. 121.
wenn er die notam Eccleſiæ ſetzet: E radiis cœleſtis veritatis, h. e. è funda-
mentis ſalutis ac fundamentalium ſalutis articulorum adeoque totius cate-
natim connexæ veritatis revelatæ ad ſalutem neceſſariæ; Mehr koͤnnen wir
nicht mit verſicherung unſers gewiſſens der ſichtbaren kirche beylegen; denn ob
ich und andere keine irrthuͤme darinn finden/ (wie ich auch nicht ſage/ daß einige
irrthuͤmer circa leviora darinn ſeyn/ ſondern aſſeverire nur als mir gewiß/ daß
keine grund-irrthuͤmer anzutreffen) folget nicht/ ſo koͤnnen nicht einige/ nemlich
geringe/ und die zur ſeligkeit noͤthige lehr nicht verletzende irrthuͤmer darinn ſeyn.
Jch hoffe/ alle cordati Theologi ſollen darinn mit mir eins ſeyn/ und ſolche
modeſtien nicht improbiren. 13. Nov. 1686.
SECTIO XI.
Gefahr unſerer kirchen und verlaſſung von
menſchlichem ſchutz.
JCh werde gewiß immer in derjenigen meynung bekraͤfftiget/ der HErr laſſe
unſere kirche an allen orten alles deſſen/ worauff menſchliches vertrauen
noch einige reflexion machen moͤchte/ beraubet werden/ theils daß andere
der mitbruͤder anliegen und noth nicht einmal zu hertzen nehmen/ noch darzu thun/
was ſie noch zu thun vermoͤchten; theils daß dieſen auf ſo viel weiſe ſelbſt die haͤnde
muͤſſen gebunden werden/ daß ſie nichts thun koͤnnen/ und ihr unvermoͤgen auff
alle weiſe offenbahr werde. Damit wir uns lernen gewoͤhnen/ offt unſere zuverſicht
von allen menſchen abzuziehen/ auff das leyden/ als gewiß/ uns gefaßt zu machen/
und mit hertzlichem gebeth um ſeine ſtaͤrckende gnade/ dem HErrn/ wie viel er den
feinden der wahrheit uͤber uns verhengen wolte/ mit kindlicher gelaſſenheit zu uͤber-
geben. Jn welchen der hertzen zuſtand gewißlich derſelbe ſich ſeiner kirchen allezeit
am kraͤfftigſten angenom̃en/ ſo lange aber offt damit zuruͤck gehalten hat/ als lange
noch etwas geſchienen uͤbrig zu ſeyn/ auff welches ein vertrauen moͤchte geſetzet
werden. Welches er denn eben um der urſach willen thut/ damit nachmahlen der
erfolgte ſchutz und huͤlffe lauterlich ihm zugeſchrieben werde/ ohne daß menſchen an
ſolcher ſeiner ehre theil haben oder behalten. An dem Rhein gehet es auch alſo/ und
behaͤlt Franckreich die freye macht/ nach ſeinem belieben zu verfahren/ wie es wil/
ohne daß man ihm wehrte/ oder ſich deſſen mit nachtruck annaͤhme. Alſo daß ich ie
mehr und mehr ſehe/ es komme dahin/ daß die alte arma eccleſiæ, preces, lacry-
mæ, patientia & vitæ ſanctitas nicht nur auch ietzo das beſte thun/ ſondern als die-
jenige angeſehen werden muͤſſen. Der HErr laſſe ferner die zeiten ſeiner gerichte
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