Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. wie glückselig sie seyen/ und ihr Christenthum/ wo sie nur wollen/ mit so unver-gleichlich wenigeren anstoß und hinder nüß seliglich führen können. Sie beten auch vor uns so viel hertzlicher/ daß doch GOTT uns armen beystehen/ und entweder es dahin bringen wolle/ daß wir einig und allein nach seinen willen unser amt führen dörffen/ oder uns weisen/ wie wir in gegenwärtigen uns zu verhalten haben. Ach daß doch die hülffe aus Zion über Jsrael käme/ und der HERR sein gefangen volck erlösete! Nun er wirds auch thun zu seiner bestimmten zeit der wir zu er- harren haben/ in dessen heilige hand und gnade zu kräfftigen wircken/ und daher folgenden wachsthum/ in reinigung/ erleuchtung und vereinigung mit ihm dem höchsten gut ihn empfehle. 167.... SECT. II. Wegen einiger Böhmisten vermessenen urtheils/ DAs mein geliebter bruder sich von der Böhmisten judicio' niederschlagen Wer 1. ein hertzliches vertrauen hat an JEsum Christum und dessen ver- 2. Aus solchem vertrauen GOTT hertzlich und also liebet/ daß er deß we- hin-
Das ſechſte Capitel. wie gluͤckſelig ſie ſeyen/ und ihr Chriſtenthum/ wo ſie nur wollen/ mit ſo unver-gleichlich wenigeren anſtoß und hinder nuͤß ſeliglich fuͤhren koͤnnen. Sie beten auch vor uns ſo viel hertzlicher/ daß doch GOTT uns armen beyſtehen/ und entweder es dahin bringen wolle/ daß wir einig und allein nach ſeinen willen unſer amt fuͤhren doͤrffen/ oder uns weiſen/ wie wir in gegenwaͤrtigen uns zu verhalten haben. Ach daß doch die huͤlffe aus Zion uͤber Jſrael kaͤme/ und der HERR ſein gefangen volck erloͤſete! Nun er wirds auch thun zu ſeiner beſtimmten zeit der wir zu er- harren haben/ in deſſen heilige hand und gnade zu kraͤfftigen wircken/ und daher folgenden wachsthum/ in reinigung/ erleuchtung und vereinigung mit ihm dem hoͤchſten gut ihn empfehle. 167.... SECT. II. Wegen einiger Boͤhmiſten vermeſſenen urtheils/ DAs mein geliebter bruder ſich von der Boͤhmiſten judicio’ niederſchlagen Wer 1. ein hertzliches vertrauen hat an JEſum Chriſtum und deſſen ver- 2. Aus ſolchem vertrauen GOTT hertzlich und alſo liebet/ daß er deß we- hin-
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Das ſechſte Capitel.
wie gluͤckſelig ſie ſeyen/ und ihr Chriſtenthum/ wo ſie nur wollen/ mit ſo unver-
gleichlich wenigeren anſtoß und hinder nuͤß ſeliglich fuͤhren koͤnnen. Sie beten auch
vor uns ſo viel hertzlicher/ daß doch GOTT uns armen beyſtehen/ und entweder
es dahin bringen wolle/ daß wir einig und allein nach ſeinen willen unſer amt fuͤhren
doͤrffen/ oder uns weiſen/ wie wir in gegenwaͤrtigen uns zu verhalten haben. Ach
daß doch die huͤlffe aus Zion uͤber Jſrael kaͤme/ und der HERR ſein gefangen
volck erloͤſete! Nun er wirds auch thun zu ſeiner beſtimmten zeit der wir zu er-
harren haben/ in deſſen heilige hand und gnade zu kraͤfftigen wircken/ und daher
folgenden wachsthum/ in reinigung/ erleuchtung und vereinigung mit ihm dem
hoͤchſten gut ihn empfehle. 167....
SECT. II.
Wegen einiger Boͤhmiſten vermeſſenen urtheils/
ſich da durch nicht ſchrechen zulaſ-
ſen.
DAs mein geliebter bruder ſich von der Boͤhmiſten judicio’ niederſchlagen
ſolte laſſen/ waͤre mir leid. Es machet mich ja eines andern urtheil vor
GOTT weder beſſer noch ſchlimmer/ ſondern der gerechte lebet ſeines
glaubeus. Jch laſſe mich nicht in ihre ſubtiliteten, ſondern bleibe bey meiner
einfalt der ſchrifft. Die weiſet mich auf den glauben an Chriſtum/ wer an den-
ſelben glaube/ derſelbe ſey gerecht/ GOTTES kind/ wiedergebohren/ ſelig/
und habe den heiligen Geiſt. Daß ich mich aber in dem glauben nicht verſtoſſe/ ſo
bleibe ich wiederum bey den kennzeichen derſelben in der ſchrifft.
Wer 1. ein hertzliches vertrauen hat an JEſum Chriſtum und deſſen ver-
ſoͤhn-opffer/ darinnen allein ſeinen troſt und ſeligkeit mit außſchlieſſung ſeiner und
aller menſchen verdienſt ſuchet/ und ſolche ſeligkeit hoͤher ſchaͤtzet/ als alles in der
gantzen welt/ und ſeinen GOtt davor dancket.
2. Aus ſolchem vertrauen GOTT hertzlich und alſo liebet/ daß er deß we-
gen allezeit bereit iſt/ ſeinen willen/ den er ihm vorſchreibet/ und ſo viel er ihm noch
immer wird zu erkennen geben/ mit freudigkeit zuthun/ und muthwillens ihm
nicht zu beleidigen/ ſtellet deßwegen auch ſein leben nach ſeinem vermoͤgen/ ob
wol in ſchwachheit/ alſo an/ daß er eben um ſolcher liebe GOttes und von Chriſto
empfangener wohlthaten/ und nicht bloß um des lohns willen/ ſich des jenigen ent-
haͤlt/ was ihm ſonſt von natuꝛ lieb und er dazu geneigt geweſen/ hingegen das jeni-
ge thut/ was der natuꝛ nicht angenehm iſt/ fuͤhlet dazu mehrmahl einen trieb/
hin-
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