Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. dahin gerathen/ daß ihm deswegen darnach die einfältige schrifft eckelhafft und ver-ächtlich würde/ daher jener nunmehr den vorzug bekäme/ sorgte ich die äusserste gefahr/ und daß es um einen solchen menschen/ wo er nicht bey zeiten wiederum gerettet würde/ bald gethan seyn möchte. Mein gebet und wunsch ist immer: Hei- lige uns in deiner warheit/ dein wort ist die warheit. Der HErr erhöre uns darinnen/ und bewahre uns vor allen nicht nur offenbahrlich bösen/ sondern auch scheinbaren abwegen/ so sind wir in seiner führung sicher. 29. Maj 1686. Anhang. SECTIO I. Schwehrigkeit göttlichen willen zuerkennen. SEin geliebtes hat mich inniglich ergötzet/ getröstet/ und zu unterschiedlichem Endlich auch kein gnugsam mittel finde/ als daß ich mit einfältigen kindlichen ge-
Das ſechſte Capitel. dahin gerathen/ daß ihm deswegen darnach die einfaͤltige ſchrifft eckelhafft und ver-aͤchtlich wuͤrde/ daher jener nunmehr den vorzug bekaͤme/ ſorgte ich die aͤuſſerſte gefahr/ und daß es um einen ſolchen menſchen/ wo er nicht bey zeiten wiederum gerettet wuͤrde/ bald gethan ſeyn moͤchte. Mein gebet und wunſch iſt immer: Hei- lige uns in deiner warheit/ dein wort iſt die warheit. Der HErr erhoͤre uns darinnen/ und bewahre uns vor allen nicht nur offenbahrlich boͤſen/ ſondern auch ſcheinbaren abwegen/ ſo ſind wir in ſeiner fuͤhrung ſicher. 29. Maj 1686. Anhang. SECTIO I. Schwehrigkeit goͤttlichen willen zuerkennen. SEin geliebtes hat mich inniglich ergoͤtzet/ getroͤſtet/ und zu unterſchiedlichem Endlich auch kein gnugſam mittel finde/ als daß ich mit einfaͤltigen kindlichen ge-
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Das ſechſte Capitel.
dahin gerathen/ daß ihm deswegen darnach die einfaͤltige ſchrifft eckelhafft und ver-
aͤchtlich wuͤrde/ daher jener nunmehr den vorzug bekaͤme/ ſorgte ich die aͤuſſerſte
gefahr/ und daß es um einen ſolchen menſchen/ wo er nicht bey zeiten wiederum
gerettet wuͤrde/ bald gethan ſeyn moͤchte. Mein gebet und wunſch iſt immer: Hei-
lige uns in deiner warheit/ dein wort iſt die warheit. Der HErr erhoͤre
uns darinnen/ und bewahre uns vor allen nicht nur offenbahrlich boͤſen/ ſondern
auch ſcheinbaren abwegen/ ſo ſind wir in ſeiner fuͤhrung ſicher. 29. Maj 1686.
Anhang.
SECTIO I.
Schwehrigkeit goͤttlichen willen zuerkennen.
Darum vornehmlich zubeten. Gefahr des geiſtlichen
ſtandes. Vortheil des weltli-
chen.
SEin geliebtes hat mich inniglich ergoͤtzet/ getroͤſtet/ und zu unterſchiedlichem
guten anleitung gegeben/ weßwegen ſonderlich mich daruͤber verbunden er-
kenne. Es iſt freylich alſo/ daß wir mit der weltweißheit nichts zu thun/
noch wir Evangeliſche Prediger uns um dieſelbe viel zubekuͤmmern haben/ mit wel-
cher wir doch das werck des HERRN/ ſo gantz alterius generis iſt/ nicht befoͤr-
dern werden. So erkenne auch gerne/ daß wir in einfalt des hertzens/ unſer amt in
dem gegenwaͤrtigen zuthun haben/ und als die kinder das kuͤnfftige dem weiſen
Vater in dem himmel befehlen ſollen. Der HErr lehre mich mehr und mehr ſol-
ches auch wahrhafftig zu thun/ und alſo ſeyn kind zu werden. Mein anliegen iſt
meiſten dieſes/ daß ich in meinem amt ſo offtmahl ſehe/ wie ich dieß und das/ etwa
auch guter meinung/ unterlaſſen/ und ſo und ſo gethan habe/ nachmahl aber aller
erſt gewahr worden bin/ wie dieſes und jenes damit nicht recht angegriffen/ ſondern
dadurch einiges etwa verſaͤumet/ oder auch gutes gehindert worden ſeye:
So mich nachmal nicht nur betruͤbet ſondern ſorgfaͤltig machet/ ſo offtich wiede-
rum etwas zu thun vorhabe/ ob ichs auch recht angreiffe/ und nicht abermal in
meinung das gute zu foͤrdern/ etwa unwiſſend ſolches verhindere. Und das iſts/
wo ich offt mich faſt nichts reſolviren kan/ als der ich willig waͤre/ dem willen Got-
tes zu folgen/ da ich denſelben erkennen koͤnte/ aber ihn nicht anders als ſehr dunckel
und gleichſam durch lauter finſter wolcken ſehe.
Endlich auch kein gnugſam mittel finde/ als daß ich mit einfaͤltigen kindlichen
gebet/ den Vater der gnaden auruffe/ der mich fuͤhren wolle nach ſeinen wohlge-
fallen. So achte ich mir und vielleicht meiſtens allen GOtt ſuchenden ſeelen kein
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