Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XL. ten geistlichen der gottlosen gar viele seyen/ ist zwar betrüblich/ aber nicht hoch zuverwundern/ in dem es fast eine allgemeine klage. Ach daß der HERR darein sehe/ und da es die jenige/ welchen er unter menschen hiezu die macht und gewalt gegeben hat/ krafft tragenden ihren amts fast nirgent thun wollen/ so befreye er doch auff ihm bekante weise endlich seine arme kirche solcher schädlichen und untreu- er arbeiter: Jch achte es auch/ der HERR wirds alsdenn gewiß thun/ wo von der gemeinde mehrere sich die furcht ihres GOttes/ und liebe zur wahrheit treulich- cher werden lassen angelegen seyn. Dann ich achte dieses als ein stück deß durch so grobe sünden und halstarrigkeit der leuthe verursachten gerichts/ daß er insge- mein an den meisten orten der gleichen hirten auff stehen lässet/ wie die jenige wehrt seind/ zu den sie kommen/ und also manche in zorn gegeben worden sind. 9. Sept. 1681. SECTIO XL. Wie wenig von reformation des geistlichen stan- DAß es schwer hergehen werde mit der reformation des so genanten geistli- Da Ppp 3
ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XL. ten geiſtlichen der gottloſen gar viele ſeyen/ iſt zwar betruͤblich/ aber nicht hoch zuverwundern/ in dem es faſt eine allgemeine klage. Ach daß der HERR darein ſehe/ und da es die jenige/ welchen er unter menſchen hiezu die macht und gewalt gegeben hat/ krafft tragenden ihren amts faſt nirgent thun wollen/ ſo befreye er doch auff ihm bekante weiſe endlich ſeine arme kirche ſolcher ſchaͤdlichen und untreu- er arbeiter: Jch achte es auch/ der HERR wirds alsdenn gewiß thun/ wo von der gemeinde mehrere ſich die furcht ihres GOttes/ und liebe zur wahrheit treulich- cher werden laſſen angelegen ſeyn. Dann ich achte dieſes als ein ſtuͤck deß durch ſo grobe ſuͤnden und halſtarrigkeit der leuthe verurſachten gerichts/ daß er insge- mein an den meiſten orten der gleichen hirten auff ſtehen laͤſſet/ wie die jenige wehrt ſeind/ zu den ſie kommen/ und alſo manche in zorn gegeben worden ſind. 9. Sept. 1681. SECTIO XL. Wie wenig von reformation des geiſtlichen ſtan- DAß es ſchwer hergehen werde mit der reformation des ſo genanten geiſtli- Da Ppp 3
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ARTIC. I. DISTINCT. III. SECTIO XL.
ten geiſtlichen der gottloſen gar viele ſeyen/ iſt zwar betruͤblich/ aber nicht hoch zu
verwundern/ in dem es faſt eine allgemeine klage. Ach daß der HERR darein
ſehe/ und da es die jenige/ welchen er unter menſchen hiezu die macht und gewalt
gegeben hat/ krafft tragenden ihren amts faſt nirgent thun wollen/ ſo befreye er
doch auff ihm bekante weiſe endlich ſeine arme kirche ſolcher ſchaͤdlichen und untreu-
er arbeiter: Jch achte es auch/ der HERR wirds alsdenn gewiß thun/ wo von
der gemeinde mehrere ſich die furcht ihres GOttes/ und liebe zur wahrheit treulich-
cher werden laſſen angelegen ſeyn. Dann ich achte dieſes als ein ſtuͤck deß durch
ſo grobe ſuͤnden und halſtarrigkeit der leuthe verurſachten gerichts/ daß er insge-
mein an den meiſten orten der gleichen hirten auff ſtehen laͤſſet/ wie die jenige wehrt
ſeind/ zu den ſie kommen/ und alſo manche in zorn gegeben worden ſind. 9. Sept.
1681.
SECTIO XL.
Wie wenig von reformation des geiſtlichen ſtan-
des zu hoffen. Beſorgte goͤttliche reformation. Cenſur
des gedenckbuͤchleins. Dilfelds vorhaben. Ob man die
wort erneuerung und heiligung auslaſſen ſolle. Wie
Paͤpſtiſche hypotheſes in die kirche einreiſſen wollen.
Daphnæi Arcuarii tractat.
DAß es ſchwer hergehen werde mit der reformation des ſo genanten geiſtli-
chen ſtandes/ iſt freylich wahr; ja ich ſehe faſt keine hoffnung dazu/ weil die-
ſe ſich nicht werden reformiren laſſen/ noch auch viele obrigkeiten ſind/ die
dazu verſtand und eyffer haben: Vielmehr werden die meiſte lieber ſolche leuthe ha-
ben/ welche mit ihrem uͤblen verhalten ihr amt ſelbſt veraͤchtlich machen/ als ſolche
perſonen darinnen wiſſen/ welche/ da es ihnen pur allein um GOtt zu thun iſt/ und
ihr gewiſſen in allem in acht nehmen/ beſorglich den Regenten ſelbſt darnach nicht
in allem/ worinnen nehmlich ſie ihr reich wider reich Chriſti befeſtigen wolten/ fuͤ-
gen oder zu allen dermaſſen ſchweigen moͤchten/ wie die jenige thun muͤſſen/ denen
das eigene boͤſe gewiſſen ſelbſt den mund ſchlieſſet. Daher wirds wohl langſam
her gehen/ wo von der Obrigkeit/ wie es ordentlicher weiſe her gehen ſolte/ ſolche
reformation angeſtellet werden ſolte. Es moͤchte aber vielleicht GOtt auff eine
andere art die ſache angreiffen/ und unſere kirche/ was das aͤuſſerliche derſelben
und die gegenwaͤrtige verfaſſung anlangt/ ſamt dem Miniſterio auff einmahl
uͤberhauffen werffen laſſen/ wo er nun den verfolgern eine freyere hand als bißda-
her oͤffnen wird.
Da
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