Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XXIV. tempel alsdann aufs n[eu]e bauen wolle/ an dessen lebendigen steinen er scheinbarlicharbeitet/ und ein und andere bereits hin und wieder sehen lässet. Dann wie dieselbe fast allgemeine aufweckung/ so sich an guten seelen hin und wieder hervor thut/ nicht anders als von einer allgemeinen ursach/ und also der himmlischen würckung des einigen allerheiligsten Geistes/ kommen kan/ so kan auch diese von dem weisen GOtt nicht vergebens letzo geschickt werden/ sondern schliesse ich billich/ daß der- selbe etwas grosses zu seinen ehren vorhabe. Ach daß er lasse dermahleins alle welt seiner erkänntnüß und herrlichkeit voll/ und seine theure verheissungen an dem abend dieser zeit nach dem verlangen seiner glaubigen aufs herrlichste erfüllet wer- den! Hier unsers orts leben wir etwas stiller und ruhiger/ nachdem der HErr so vieler falscher aussprengungen ungrund hat lassen kund werden. Er gebe aber/ daß wir darum nicht träge werden in dem werck des HErrn/ sondern uns auch solcher ruhe-zeit da zu gebrauchen/ so viel fester zu wurtzeln/ daß wir wo nun/ welches etwa schierst geschehen solle/ seine schreckliche gerichte/ mit macht ein- brechen und sein eigen haus zu erst reinigen werden/ bestehen/ und alles tapf- fer in seiner krafft überwinden mögen/ worzu gewißlich mehr als menschliche kräfften nöthig seyn werden. 1. febr. 1681. SECTIO XXV. Viele Theologi keine wahre Theologi. Ge- ZUm ersten bin selbs in der meynung/ daß freylich viele fleischliche Theo- gen Hhh 3
ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XXIV. tempel alsdann aufs n[eu]e bauen wolle/ an deſſen lebendigen ſteinen er ſcheinbarlicharbeitet/ und ein und andere bereits hin und wieder ſehen laͤſſet. Dann wie dieſelbe faſt allgemeine aufweckung/ ſo ſich an guten ſeelen hin und wieder hervor thut/ nicht anders als von einer allgemeinen urſach/ und alſo der himmliſchen wuͤrckung des einigen allerheiligſten Geiſtes/ kommen kan/ ſo kan auch dieſe von dem weiſen GOtt nicht vergebens letzo geſchickt werden/ ſondern ſchlieſſe ich billich/ daß der- ſelbe etwas groſſes zu ſeinen ehren vorhabe. Ach daß er laſſe dermahleins alle welt ſeiner erkaͤnntnuͤß und herrlichkeit voll/ und ſeine theure verheiſſungen an dem abend dieſer zeit nach dem verlangen ſeiner glaubigen aufs herrlichſte erfuͤllet wer- den! Hier unſers orts leben wir etwas ſtiller und ruhiger/ nachdem der HErr ſo vieler falſcher ausſprengungen ungrund hat laſſen kund werden. Er gebe aber/ daß wir darum nicht traͤge werden in dem werck des HErrn/ ſondern uns auch ſolcher ruhe-zeit da zu gebrauchen/ ſo viel feſter zu wurtzeln/ daß wir wo nun/ welches etwa ſchierſt geſchehen ſolle/ ſeine ſchreckliche gerichte/ mit macht ein- brechen und ſein eigen haus zu erſt reinigen werden/ beſtehen/ und alles tapf- fer in ſeiner krafft uͤberwinden moͤgen/ worzu gewißlich mehr als menſchliche kraͤfften noͤthig ſeyn werden. 1. febr. 1681. SECTIO XXV. Viele Theologi keine wahre Theologi. Ge- ZUm erſten bin ſelbs in der meynung/ daß freylich viele fleiſchliche Theo- gen Hhh 3
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ARTIC. I. DISTINCT. III. SECT. XXIV.
tempel alsdann aufs neue bauen wolle/ an deſſen lebendigen ſteinen er ſcheinbarlich
arbeitet/ und ein und andere bereits hin und wieder ſehen laͤſſet. Dann wie dieſelbe
faſt allgemeine aufweckung/ ſo ſich an guten ſeelen hin und wieder hervor thut/ nicht
anders als von einer allgemeinen urſach/ und alſo der himmliſchen wuͤrckung des
einigen allerheiligſten Geiſtes/ kommen kan/ ſo kan auch dieſe von dem weiſen
GOtt nicht vergebens letzo geſchickt werden/ ſondern ſchlieſſe ich billich/ daß der-
ſelbe etwas groſſes zu ſeinen ehren vorhabe. Ach daß er laſſe dermahleins alle
welt ſeiner erkaͤnntnuͤß und herrlichkeit voll/ und ſeine theure verheiſſungen an dem
abend dieſer zeit nach dem verlangen ſeiner glaubigen aufs herrlichſte erfuͤllet wer-
den! Hier unſers orts leben wir etwas ſtiller und ruhiger/ nachdem der HErr ſo
vieler falſcher ausſprengungen ungrund hat laſſen kund werden. Er gebe aber/
daß wir darum nicht traͤge werden in dem werck des HErrn/ ſondern uns auch
ſolcher ruhe-zeit da zu gebrauchen/ ſo viel feſter zu wurtzeln/ daß wir wo nun/
welches etwa ſchierſt geſchehen ſolle/ ſeine ſchreckliche gerichte/ mit macht ein-
brechen und ſein eigen haus zu erſt reinigen werden/ beſtehen/ und alles tapf-
fer in ſeiner krafft uͤberwinden moͤgen/ worzu gewißlich mehr als menſchliche
kraͤfften noͤthig ſeyn werden. 1. febr. 1681.
SECTIO XXV.
Viele Theologi keine wahre Theologi. Ge-
denckbuͤchlein. Dilfeld. Andere ungewohnte phra-
ſes. Vermeynte errores Speneriani aus der Poſtill. Fal-
ſche imputationes Hr. Horbio geſchehen: und an-
dere materien ſolcher zeit. Nahmen
der Pietiſten.
ZUm erſten bin ſelbs in der meynung/ daß freylich viele fleiſchliche Theo-
logaſtri an allem demjenigen verderben ſchuld und urſach ſind/ welches
in dem erſten brieff nachdruͤcklich iſt vorgeſtellet worden. Daher ich noch
immer bey meinem ſatz/ welchen von mehrern jahren behauptet habe/ bleibe/ daß
eine rechte gruͤndl. reformation nicht anders als von unſerm ordine angefangen
werden muͤſſe/ und die uͤbrigen ſtaͤnde nimmermehr ſo verdorben bleiben/ oder noch
mehr verderben koͤnten/ wo die ſchuld nicht von den unſern hafftete. Daher auch
viele wiederſetzlichkeit derjenigen/ welche in dem weltl. ſtande dem guten nicht gewo-
gen
Hhh 3
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/447>, abgerufen am 03.03.2025. |