Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. ren glauben gründlich von einander scheiden. Auch wird damit den kräfften desmenschen nichts zugeleget/ sondern allein die krafft Christi/ der in den seinigen kräf- tig würcket/ gepriesen/ und der glaube zur wurtzel alles Gottseligen lebens dar- gestellet/ hingegen gezeigt/ daß der unglaube aller sünden ursprung seye/ und in allen stücke/ wo mans auch schon nicht meinet oder gedencket. Dann was macht uns die welt/ dero ehr/ reichthum/ wollust/ so angenehm und verursachet also geitz/ ehrgeitz und andere sünden/ als daß wir noch das Heyl nicht erkennen/ welches mehr ist als uns alle welt mit ihren reitzungen vorstellen kan? Da hin- gegen der mensch nicht eher das geringere zuverlassen bewogen werden mag/ als wo man ihm so viel vortrefflichers anerbeut/ und würcklich schencket/ oder ge- schencket zu sein zeiget. Jch muß aber allgemach zum ende eilen/ und bezeuge wie mir dessen erste brieffliche anspruch von hertzen lieb gewesen/ also werde mich auch dergleichen continuation ins künfftig erfreuen/ weil ich doch mich versichert hal- te/ daß derselbe mit solcher gütigkeit gegen mich gesinnet sein werde/ mir nicht ü- bel zunehmen/ da ich etwa einige mahl mit der antwort etwas langsam fol- gen würde. Schlüßlich versehe mich desselbigen brüderlichen vorbitte/ wel- ches ich eine grössere wolthat achte zu seyn als mir sonst eine wiederfahren mag/ dergleichen von meiner seiten hinwieder hertzlich versicherende. 1680. SECTIO II. Beantwortung allerhand biß 1680. geschehener JCh wünsche zum allerfordersten von dem geber aller guten gaben/ dem selbe
Das ſechſte Capitel. ren glauben gruͤndlich von einander ſcheiden. Auch wird damit den kraͤfften desmenſchen nichts zugeleget/ ſondern allein die krafft Chriſti/ der in den ſeinigen kraͤf- tig wuͤrcket/ geprieſen/ und der glaube zur wurtzel alles Gottſeligen lebens dar- geſtellet/ hingegen gezeigt/ daß der unglaube aller ſuͤnden urſprung ſeye/ und in allen ſtuͤcke/ wo mans auch ſchon nicht meinet oder gedencket. Dann was macht uns die welt/ dero ehr/ reichthum/ wolluſt/ ſo angenehm und verurſachet alſo geitz/ ehrgeitz und andere ſuͤnden/ als daß wir noch das Heyl nicht erkennen/ welches mehr iſt als uns alle welt mit ihren reitzungen vorſtellen kan? Da hin- gegen der menſch nicht eher das geringere zuverlaſſen bewogen werden mag/ als wo man ihm ſo viel vortrefflichers anerbeut/ und wuͤrcklich ſchencket/ oder ge- ſchencket zu ſein zeiget. Jch muß aber allgemach zum ende eilen/ und bezeuge wie mir deſſen erſte brieffliche anſpruch von hertzen lieb geweſen/ alſo werde mich auch dergleichen continuation ins kuͤnfftig erfreuen/ weil ich doch mich verſichert hal- te/ daß derſelbe mit ſolcher guͤtigkeit gegen mich geſinnet ſein werde/ mir nicht uͤ- bel zunehmen/ da ich etwa einige mahl mit der antwort etwas langſam fol- gen wuͤrde. Schluͤßlich verſehe mich deſſelbigen bruͤderlichen vorbitte/ wel- ches ich eine groͤſſere wolthat achte zu ſeyn als mir ſonſt eine wiederfahren mag/ dergleichen von meiner ſeiten hinwieder hertzlich verſicherende. 1680. SECTIO II. Beantwortung allerhand biß 1680. geſchehener JCh wuͤnſche zum allerforderſten von dem geber aller guten gaben/ dem ſelbe
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Das ſechſte Capitel.
ren glauben gruͤndlich von einander ſcheiden. Auch wird damit den kraͤfften des
menſchen nichts zugeleget/ ſondern allein die krafft Chriſti/ der in den ſeinigen kraͤf-
tig wuͤrcket/ geprieſen/ und der glaube zur wurtzel alles Gottſeligen lebens dar-
geſtellet/ hingegen gezeigt/ daß der unglaube aller ſuͤnden urſprung ſeye/ und in
allen ſtuͤcke/ wo mans auch ſchon nicht meinet oder gedencket. Dann was
macht uns die welt/ dero ehr/ reichthum/ wolluſt/ ſo angenehm und verurſachet
alſo geitz/ ehrgeitz und andere ſuͤnden/ als daß wir noch das Heyl nicht erkennen/
welches mehr iſt als uns alle welt mit ihren reitzungen vorſtellen kan? Da hin-
gegen der menſch nicht eher das geringere zuverlaſſen bewogen werden mag/ als
wo man ihm ſo viel vortrefflichers anerbeut/ und wuͤrcklich ſchencket/ oder ge-
ſchencket zu ſein zeiget. Jch muß aber allgemach zum ende eilen/ und bezeuge wie
mir deſſen erſte brieffliche anſpruch von hertzen lieb geweſen/ alſo werde mich auch
dergleichen continuation ins kuͤnfftig erfreuen/ weil ich doch mich verſichert hal-
te/ daß derſelbe mit ſolcher guͤtigkeit gegen mich geſinnet ſein werde/ mir nicht uͤ-
bel zunehmen/ da ich etwa einige mahl mit der antwort etwas langſam fol-
gen wuͤrde. Schluͤßlich verſehe mich deſſelbigen bruͤderlichen vorbitte/ wel-
ches ich eine groͤſſere wolthat achte zu ſeyn als mir ſonſt eine wiederfahren mag/
dergleichen von meiner ſeiten hinwieder hertzlich verſicherende. 1680.
SECTIO II.
Beantwortung allerhand biß 1680. geſchehener
vorwuͤrffe/ insgemein/ und abſonderlich/ wegen der formul/
ich bin Chriſtus/ Engliſcher buͤcher/ Commentariorum, ob
man die Chriſten von auſſen kenne/ Weigelianiſcher phraſium,
aus dem collegio entſtehender ſonderlinge/ und andere unord-
nungen/ meine vorgegebene nachfolger/ Hr. Wincklers tra-
ctat, Hr. Horbii, einiger reiſen in Holland. Rettung des
ſendſchreibens/ und erlaͤuterung der in demſelben angegriffe-
ne ſtellen: ſonderlich betreffend meine lehrart wegen
des articuls der rechtfertigung und
heiligung.
JCh wuͤnſche zum allerforderſten von dem geber aller guten gaben/ dem
HErrn der zeit und ewigkeit/ daß derſelbe zujuͤngſthin aus ſeiner guͤte an-
getretenem neuen jahr auch ſeine neue gnade dermaſſen verleihe/ daß ſich
ſelbe
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/362>, abgerufen am 22.02.2025. |