Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXX.

heit der Schrifft/ von autorität der menschen in auslegung der Schrifft/ von gül-
tigkeit und nothwendigkeit der glossen, und dergleichen abzugehen: Welches
unsern widersachern/ wo es kund würde/ nicht nur eine sreude machen/ sondern neu-
es schwerd gegen uns hinwiederum zu gebrauchen in die hand geben dörffte. Wo
wir beysammen wären/ würde eines und anders vertraulicher davon melden kön-
nen. Was in übrigen die ursach solches ausschreibens anlangt/ ist das tractät-
lein des Christlichen juristen Herrn Kriegsmanns/ und das ein vornehmer The-
ologus, so in dem Fürstenthum das meinste vermag/ in demselben einige passus
als gerade gegen sich gerichtet empfunden/ und darauff dieses ausschreiben zuwe-
gen gebracht hat; Der HERR HERR reinige unser aller hertzen jemehr und
mehr/ daß wir in allem/ sonderlich aber in seiner sach/ alle eigene privat- und
fleischliche absichten bey seits legen/ und allezeit nur darauff sehen mögen/ wie sein
nahme in allem gepriesen/ und seiner kirchen bestes am kräfftigsten befördert werde.
Werden wir solch gemüther haben/ so wirds alles wol stehen. den 6. Maji.
1678.

SECTIO XXX.

Grosse bewegung der hertzen im verlangen nach
der besserung. Hoffnung daraus. Weniger anfang/ der
bereits gemacht. Geistliche Priesterthum. Vertrau-
en zu den Wirtenbergischen
Theologis.

DJe freude/ welche derselbe in seinem freundlich an mich abgegebenen über
mein Geistlich Priesterthum und sendschreiben bezeuget/ ist nicht gerin-
ger bey mir entstanden aus lesung seines geliebten brieffes. Gelobet sey
der grosse GOtt/ der immer mehr und mehrere erwecket/ welche den schaden Jo-
sephs bejammern/ die fehler der kirchen erkennen/ derselben besserung verlangen/
GOTT darum mit angelegenlichem flehen anruffen/ und der versprochenen
hülffe erwarten: auch gnade giebt/ daß solche allgemach mehr und mehr unterein-
ander bekant worden/ auff daß sie sich unter einander mögen hertzlich freuen/ und
sich in liebe so viel genauer mit einander vereinigen/ zur gemeinschafft des gebeths/
und damit ja einer den andern mit seiner gabe ferner erbaue und ermuntre. Jch
schliesse auch nicht vergebens/ weil dergleichen von etzlichem jahren mehr und mehr
geschiehet/ und unter geist- und weltlichen/ vornehmen/ und in der welt geringen/
gleichsam von tag zu tag aller orten ihrer mehreren sich theils offentlich theils in

ab-

Hh 2

ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXX.

heit der Schrifft/ von autoritaͤt der menſchen in auslegung der Schrifft/ von guͤl-
tigkeit und nothwendigkeit der gloſſen, und dergleichen abzugehen: Welches
unſern widerſachern/ wo es kund wuͤrde/ nicht nur eine ſreude machen/ ſondern neu-
es ſchwerd gegen uns hinwiederum zu gebrauchen in die hand geben doͤrffte. Wo
wir beyſammen waͤren/ wuͤrde eines und anders vertraulicher davon melden koͤn-
nen. Was in uͤbrigen die urſach ſolches ausſchreibens anlangt/ iſt das tractaͤt-
lein des Chriſtlichen juriſten Herrn Kriegsmanns/ und das ein vornehmer The-
ologus, ſo in dem Fuͤrſtenthum das meinſte vermag/ in demſelben einige paſſus
als gerade gegen ſich gerichtet empfunden/ und darauff dieſes ausſchreiben zuwe-
gen gebracht hat; Der HERR HERR reinige unſer aller hertzen jemehr und
mehr/ daß wir in allem/ ſonderlich aber in ſeiner ſach/ alle eigene privat- und
fleiſchliche abſichten bey ſeits legen/ und allezeit nur darauff ſehen moͤgen/ wie ſein
nahme in allem geprieſen/ und ſeiner kirchen beſtes am kraͤfftigſten befoͤrdert werde.
Werden wir ſolch gemuͤther haben/ ſo wirds alles wol ſtehen. den 6. Maji.
1678.

SECTIO XXX.

Groſſe bewegung der hertzen im verlangen nach
der beſſerung. Hoffnung daraus. Weniger anfang/ der
bereits gemacht. Geiſtliche Prieſterthum. Vertrau-
en zu den Wirtenbergiſchen
Theologis.

DJe freude/ welche derſelbe in ſeinem freundlich an mich abgegebenen uͤber
mein Geiſtlich Prieſterthum und ſendſchreiben bezeuget/ iſt nicht gerin-
ger bey mir entſtanden aus leſung ſeines geliebten brieffes. Gelobet ſey
der groſſe GOtt/ der immer mehr und mehrere erwecket/ welche den ſchaden Jo-
ſephs bejammern/ die fehler der kirchen erkennen/ derſelben beſſerung verlangen/
GOTT darum mit angelegenlichem flehen anruffen/ und der verſprochenen
huͤlffe erwarten: auch gnade giebt/ daß ſolche allgemach mehr und mehr unterein-
ander bekant worden/ auff daß ſie ſich unter einander moͤgen hertzlich freuen/ und
ſich in liebe ſo viel genauer mit einander vereinigen/ zur gemeinſchafft des gebeths/
und damit ja einer den andern mit ſeiner gabe ferner erbaue und ermuntre. Jch
ſchlieſſe auch nicht vergebens/ weil dergleichen von etzlichem jahren mehr und mehr
geſchiehet/ und unter geiſt- und weltlichen/ vornehmen/ und in der welt geringen/
gleichſam von tag zu tag aller orten ihrer mehreren ſich theils offentlich theils in

ab-

Hh 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0261" n="241[243]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC</hi>. I. DISTINCTIO II. <hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXX.</hi></fw><lb/>
heit der Schrifft/ von <hi rendition="#aq">autori</hi>ta&#x0364;t der men&#x017F;chen in auslegung der Schrifft/ von gu&#x0364;l-<lb/>
tigkeit und nothwendigkeit der <hi rendition="#aq">glo&#x017F;&#x017F;en,</hi> und dergleichen abzugehen: Welches<lb/>
un&#x017F;ern wider&#x017F;achern/ wo es kund wu&#x0364;rde/ nicht nur eine &#x017F;reude machen/ &#x017F;ondern neu-<lb/>
es &#x017F;chwerd gegen uns hinwiederum zu gebrauchen in die hand geben do&#x0364;rffte. Wo<lb/>
wir bey&#x017F;ammen wa&#x0364;ren/ wu&#x0364;rde eines und anders vertraulicher davon melden ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Was in u&#x0364;brigen die ur&#x017F;ach &#x017F;olches aus&#x017F;chreibens anlangt/ i&#x017F;t das <hi rendition="#aq">tract</hi>a&#x0364;t-<lb/>
lein des Chri&#x017F;tlichen juri&#x017F;ten Herrn <hi rendition="#fr">Kriegsmanns/</hi> und das ein vornehmer <hi rendition="#aq">The-<lb/>
ologus,</hi> &#x017F;o in dem Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum das mein&#x017F;te vermag/ in dem&#x017F;elben einige <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;us</hi><lb/>
als gerade gegen &#x017F;ich gerichtet empfunden/ und darauff die&#x017F;es aus&#x017F;chreiben zuwe-<lb/>
gen gebracht hat; Der HERR HERR reinige un&#x017F;er aller hertzen jemehr und<lb/>
mehr/ daß wir in allem/ &#x017F;onderlich aber in &#x017F;einer &#x017F;ach/ alle eigene <hi rendition="#aq">privat</hi>- und<lb/>
flei&#x017F;chliche ab&#x017F;ichten bey &#x017F;eits legen/ und allezeit nur darauff &#x017F;ehen mo&#x0364;gen/ wie &#x017F;ein<lb/>
nahme in allem geprie&#x017F;en/ und &#x017F;einer kirchen be&#x017F;tes am kra&#x0364;fftig&#x017F;ten befo&#x0364;rdert werde.<lb/>
Werden wir &#x017F;olch gemu&#x0364;ther haben/ &#x017F;o wirds alles wol &#x017F;tehen. den 6. Maji.<lb/>
1678.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXX.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>ro&#x017F;&#x017F;e bewegung der hertzen im verlangen nach<lb/>
der be&#x017F;&#x017F;erung. Hoffnung daraus. Weniger anfang/ der<lb/>
bereits gemacht. Gei&#x017F;tliche Prie&#x017F;terthum. Vertrau-<lb/>
en zu den Wirtenbergi&#x017F;chen</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Theologis.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je freude/ welche der&#x017F;elbe in &#x017F;einem freundlich an mich abgegebenen u&#x0364;ber<lb/>
mein <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;tlich Prie&#x017F;terthum</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;end&#x017F;chreiben</hi> bezeuget/ i&#x017F;t nicht gerin-<lb/>
ger bey mir ent&#x017F;tanden aus le&#x017F;ung &#x017F;eines geliebten brieffes. Gelobet &#x017F;ey<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;e GOtt/ der immer mehr und mehrere erwecket/ welche den &#x017F;chaden Jo-<lb/>
&#x017F;ephs bejammern/ die fehler der kirchen erkennen/ der&#x017F;elben be&#x017F;&#x017F;erung verlangen/<lb/>
GOTT darum mit angelegenlichem flehen anruffen/ und der ver&#x017F;prochenen<lb/>
hu&#x0364;lffe erwarten: auch gnade giebt/ daß &#x017F;olche allgemach mehr und mehr unterein-<lb/>
ander bekant worden/ auff daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter einander mo&#x0364;gen hertzlich freuen/ und<lb/>
&#x017F;ich in liebe &#x017F;o viel genauer mit einander vereinigen/ zur gemein&#x017F;chafft des gebeths/<lb/>
und damit ja einer den andern mit &#x017F;einer gabe ferner erbaue und ermuntre. Jch<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e auch nicht vergebens/ weil dergleichen von etzlichem jahren mehr und mehr<lb/>
ge&#x017F;chiehet/ und unter gei&#x017F;t- und weltlichen/ vornehmen/ und in der welt geringen/<lb/>
gleich&#x017F;am von tag zu tag aller orten ihrer mehreren &#x017F;ich theils offentlich theils in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Hh 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ab-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[241[243]/0261] ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO XXX. heit der Schrifft/ von autoritaͤt der menſchen in auslegung der Schrifft/ von guͤl- tigkeit und nothwendigkeit der gloſſen, und dergleichen abzugehen: Welches unſern widerſachern/ wo es kund wuͤrde/ nicht nur eine ſreude machen/ ſondern neu- es ſchwerd gegen uns hinwiederum zu gebrauchen in die hand geben doͤrffte. Wo wir beyſammen waͤren/ wuͤrde eines und anders vertraulicher davon melden koͤn- nen. Was in uͤbrigen die urſach ſolches ausſchreibens anlangt/ iſt das tractaͤt- lein des Chriſtlichen juriſten Herrn Kriegsmanns/ und das ein vornehmer The- ologus, ſo in dem Fuͤrſtenthum das meinſte vermag/ in demſelben einige paſſus als gerade gegen ſich gerichtet empfunden/ und darauff dieſes ausſchreiben zuwe- gen gebracht hat; Der HERR HERR reinige unſer aller hertzen jemehr und mehr/ daß wir in allem/ ſonderlich aber in ſeiner ſach/ alle eigene privat- und fleiſchliche abſichten bey ſeits legen/ und allezeit nur darauff ſehen moͤgen/ wie ſein nahme in allem geprieſen/ und ſeiner kirchen beſtes am kraͤfftigſten befoͤrdert werde. Werden wir ſolch gemuͤther haben/ ſo wirds alles wol ſtehen. den 6. Maji. 1678. SECTIO XXX. Groſſe bewegung der hertzen im verlangen nach der beſſerung. Hoffnung daraus. Weniger anfang/ der bereits gemacht. Geiſtliche Prieſterthum. Vertrau- en zu den Wirtenbergiſchen Theologis. DJe freude/ welche derſelbe in ſeinem freundlich an mich abgegebenen uͤber mein Geiſtlich Prieſterthum und ſendſchreiben bezeuget/ iſt nicht gerin- ger bey mir entſtanden aus leſung ſeines geliebten brieffes. Gelobet ſey der groſſe GOtt/ der immer mehr und mehrere erwecket/ welche den ſchaden Jo- ſephs bejammern/ die fehler der kirchen erkennen/ derſelben beſſerung verlangen/ GOTT darum mit angelegenlichem flehen anruffen/ und der verſprochenen huͤlffe erwarten: auch gnade giebt/ daß ſolche allgemach mehr und mehr unterein- ander bekant worden/ auff daß ſie ſich unter einander moͤgen hertzlich freuen/ und ſich in liebe ſo viel genauer mit einander vereinigen/ zur gemeinſchafft des gebeths/ und damit ja einer den andern mit ſeiner gabe ferner erbaue und ermuntre. Jch ſchlieſſe auch nicht vergebens/ weil dergleichen von etzlichem jahren mehr und mehr geſchiehet/ und unter geiſt- und weltlichen/ vornehmen/ und in der welt geringen/ gleichſam von tag zu tag aller orten ihrer mehreren ſich theils offentlich theils in ab- Hh 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/261
Zitationshilfe:	Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 241[243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/261>, abgerufen am 30.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.