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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
ne Universität schicken. Weil aber/ als ich es gemacht/ und vor einem jahr tru-
cken wolte lassen/ solches von frag zu frag vor meinen Herrn Collegis sonderlich
verlesen/ und von ihnen ohne ausnahm approbiret, auch einiges selbst von ihnen
hienein gesetzet worden/ alshaben sie sich der sachen angenommen/ und ein memo-
rial
bey unsern Herrn eingegeben/ ihnen repraesentirend/ wie ein seltzames anse-
hen es gewinnen würde/ wo sie auff solche weise ihr gantzes Ministerium wolten in
verdacht ziehen/ über dessen werck sie anderwertlich eine censur einholten. Dar-
auff ist noch nicht resolviret, ja unsere Schrifft nun in 6. wochen noch nicht verle-
sen worden. Jndessen hat der Trucker über solches und andere meine tractätlein
von Chur-Sachs. ein privilegium solches trucken zu lassen erlanget/ werden wir
nun sehen/ ob sie solches attendiren werden oder mögen etc. 8. Apr. 1678.

SECTIO XXVI.

An einen alten vornehmen prediger/ der noch in
hohen alter das werck des HErrn ernstlich trei-
ben wolte.

JM übrigen freuet mich von Ewr. Hoch Wol Ehrwürden/ so viel hertzlicher/
daß dieselbe in ihrer lieben intention der christlichen kirchen/ vornehmlich
was die catechetische information und das beichtwesen anlangt/ zu helffen
noch ferner anhalten. Als seltener solches sonsten von nunmehr zu zimlichem alter/
gekommenen personen zu geschehen pfleget: Welche gemeiniglich entweder aus
einer natürlichen dem alter anklebenden trägheit/ oder aus verdruß von vielen fa-
stidiren
so sie die zeit ihres lebens ausgestanden/ oder aus einer furchtsamkeit wel-
che die widrige experimenta bey ihnen verursachet/ pflegen schläfferig zu werden/
etwas gutes von sonderbahrer wichtigkeit zu treiben/ sondern lassen alles gehen wie
es mag. Urtheilen etwa widerig von den jenigen jüngern/ welche einen mehrern
ernst und eyffer sehen lassen/ und schreiben es der hitz der jüngern jahr oder mangel
der erfahrung bey. Daß also bey Ew. Hochwohl Ehrw. solcher hertzliche eyffer
so kräfftig annoch bemühet/ ist/ sage ich/ mir eine so viel inniglichere freude/ und
ruffe den grundgütigen GOTT inbrünstig an/ welcher nicht allein noch fernere
krafft/ muth und geist verleyhen wolle/ die noch übrige lebens zeit mit ernstlicher
fortsetzung dieser sach und auffmunterung anderer/ so dann würcklicher werckstel-
ligung/ zu zubringen/ sondern auch die freude geben/ daß sie noch in ihrem leben
einige frucht/ solcher Christlicher consiliorum sehen und GOtt darvor dancken
mögen. 12. Apr. 1678.

SECT.

Das ſechſte Capitel.
ne Univerſitaͤt ſchicken. Weil aber/ als ich es gemacht/ und vor einem jahr tru-
cken wolte laſſen/ ſolches von frag zu frag vor meinen Herrn Collegis ſonderlich
verleſen/ und von ihnen ohne ausnahm approbiret, auch einiges ſelbſt von ihnen
hienein geſetzet worden/ alshaben ſie ſich der ſachen angenommen/ und ein memo-
rial
bey unſern Herrn eingegeben/ ihnen repræſentirend/ wie ein ſeltzames anſe-
hen es gewinnen wuͤrde/ wo ſie auff ſolche weiſe ihr gantzes Miniſterium wolten in
verdacht ziehen/ uͤber deſſen werck ſie anderwertlich eine cenſur einholten. Dar-
auff iſt noch nicht reſolviret, ja unſere Schrifft nun in 6. wochen noch nicht verle-
ſen worden. Jndeſſen hat der Trucker uͤber ſolches und andere meine tractaͤtlein
von Chur-Sachſ. ein privilegium ſolches trucken zu laſſen erlanget/ werden wir
nun ſehen/ ob ſie ſolches attendiren werden oder moͤgen ꝛc. 8. Apr. 1678.

SECTIO XXVI.

An einen alten vornehmen prediger/ der noch in
hohen alter das werck des HErrn ernſtlich trei-
ben wolte.

JM uͤbrigen freuet mich von Ewr. Hoch Wol Ehrwuͤrden/ ſo viel hertzlicher/
daß dieſelbe in ihrer lieben intention der chriſtlichen kirchen/ vornehmlich
was die catechetiſche information und das beichtweſen anlangt/ zu helffen
noch ferner anhalten. Als ſeltener ſolches ſonſten von nunmehr zu zimlichem alter/
gekommenen perſonen zu geſchehen pfleget: Welche gemeiniglich entweder aus
einer natuͤrlichen dem alter anklebenden traͤgheit/ oder aus verdruß von vielen fa-
ſtidiren
ſo ſie die zeit ihres lebens ausgeſtanden/ oder aus einer furchtſamkeit wel-
che die widrige experimenta bey ihnen verurſachet/ pflegen ſchlaͤfferig zu werden/
etwas gutes von ſonderbahrer wichtigkeit zu treiben/ ſondern laſſen alles gehen wie
es mag. Urtheilen etwa widerig von den jenigen juͤngern/ welche einen mehrern
ernſt und eyffer ſehen laſſen/ und ſchreiben es der hitz der juͤngern jahr oder mangel
der erfahrung bey. Daß alſo bey Ew. Hochwohl Ehrw. ſolcher hertzliche eyffer
ſo kraͤfftig annoch bemuͤhet/ iſt/ ſage ich/ mir eine ſo viel inniglichere freude/ und
ruffe den grundguͤtigen GOTT inbruͤnſtig an/ welcher nicht allein noch fernere
krafft/ muth und geiſt verleyhen wolle/ die noch uͤbrige lebens zeit mit ernſtlicher
fortſetzung dieſer ſach und auffmunterung anderer/ ſo dann wuͤrcklicher werckſtel-
ligung/ zu zubringen/ ſondern auch die freude geben/ daß ſie noch in ihrem leben
einige frucht/ ſolcher Chriſtlicher conſiliorum ſehen und GOtt darvor dancken
moͤgen. 12. Apr. 1678.

SECT.
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[222/0240] Das ſechſte Capitel. ne Univerſitaͤt ſchicken. Weil aber/ als ich es gemacht/ und vor einem jahr tru- cken wolte laſſen/ ſolches von frag zu frag vor meinen Herrn Collegis ſonderlich verleſen/ und von ihnen ohne ausnahm approbiret, auch einiges ſelbſt von ihnen hienein geſetzet worden/ alshaben ſie ſich der ſachen angenommen/ und ein memo- rial bey unſern Herrn eingegeben/ ihnen repræſentirend/ wie ein ſeltzames anſe- hen es gewinnen wuͤrde/ wo ſie auff ſolche weiſe ihr gantzes Miniſterium wolten in verdacht ziehen/ uͤber deſſen werck ſie anderwertlich eine cenſur einholten. Dar- auff iſt noch nicht reſolviret, ja unſere Schrifft nun in 6. wochen noch nicht verle- ſen worden. Jndeſſen hat der Trucker uͤber ſolches und andere meine tractaͤtlein von Chur-Sachſ. ein privilegium ſolches trucken zu laſſen erlanget/ werden wir nun ſehen/ ob ſie ſolches attendiren werden oder moͤgen ꝛc. 8. Apr. 1678. SECTIO XXVI. An einen alten vornehmen prediger/ der noch in hohen alter das werck des HErrn ernſtlich trei- ben wolte. JM uͤbrigen freuet mich von Ewr. Hoch Wol Ehrwuͤrden/ ſo viel hertzlicher/ daß dieſelbe in ihrer lieben intention der chriſtlichen kirchen/ vornehmlich was die catechetiſche information und das beichtweſen anlangt/ zu helffen noch ferner anhalten. Als ſeltener ſolches ſonſten von nunmehr zu zimlichem alter/ gekommenen perſonen zu geſchehen pfleget: Welche gemeiniglich entweder aus einer natuͤrlichen dem alter anklebenden traͤgheit/ oder aus verdruß von vielen fa- ſtidiren ſo ſie die zeit ihres lebens ausgeſtanden/ oder aus einer furchtſamkeit wel- che die widrige experimenta bey ihnen verurſachet/ pflegen ſchlaͤfferig zu werden/ etwas gutes von ſonderbahrer wichtigkeit zu treiben/ ſondern laſſen alles gehen wie es mag. Urtheilen etwa widerig von den jenigen juͤngern/ welche einen mehrern ernſt und eyffer ſehen laſſen/ und ſchreiben es der hitz der juͤngern jahr oder mangel der erfahrung bey. Daß alſo bey Ew. Hochwohl Ehrw. ſolcher hertzliche eyffer ſo kraͤfftig annoch bemuͤhet/ iſt/ ſage ich/ mir eine ſo viel inniglichere freude/ und ruffe den grundguͤtigen GOTT inbruͤnſtig an/ welcher nicht allein noch fernere krafft/ muth und geiſt verleyhen wolle/ die noch uͤbrige lebens zeit mit ernſtlicher fortſetzung dieſer ſach und auffmunterung anderer/ ſo dann wuͤrcklicher werckſtel- ligung/ zu zubringen/ ſondern auch die freude geben/ daß ſie noch in ihrem leben einige frucht/ ſolcher Chriſtlicher conſiliorum ſehen und GOtt darvor dancken moͤgen. 12. Apr. 1678. SECT.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/240>, abgerufen am 21.12.2024.