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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. II. SECTIO VII.
ten stück unsers Christenthums/ je länger je fleißiger uns üben/ und sie bey
andern treiben: Auch uns dardurch/ wofern GOTT noch andere kämpffe uns
vorbehalten/ daran wir ins künfftige geführet werden sollen/ so viel besser
darauf rüsten. Dann je weiter wir uns selbs verleugnen/ je mehr ist alle
macht der anfechtung gebrochen/ welche uns nirgend angreiffen kan/ als wo
wir noch eigenes an uns haben und behalten wollen. Göttlicher weisesten
regierung/ schützen den allmacht/ und segnenden güte treulichst empfehlend/
verbleibe schließlichen. m. f. w.

SECTIO VII.
Trost-schreiben an einen sonderlich seines amts
wegen bekümmerten Prediger. Wegen des Evangelii.
Statii und Crameri schrifften. Sonntags-tantzen. Wie fern
man etwas gutes unterlassen dörffe.

WAs geliebter Bruder von seiner eigenen seelen zustand mir wissend
machen wollen/ war mir angenehm zu vernehmen/ finde aber demsel-
ben das ersprießlichste zu beförderung mehreren wachsthums in der
heiligung/ nicht so wol dem gesetz mehr platz bey sich zu geben/ als vielmehr/
daß das Evangelium dasjenige seye/ das man trachte je länger je tieffer in
das hertz einzutrucken/ darmit dessen krafft je länger je mehr alles lebendig
mache; welches auch das vornehmste mittel ist/ der natürlichen angsthafftig-
keit am kräfftigsten zu widerstehen. Wie auch ein Prediger/ in dessen hertzen
das Evangelium nunmehr die herrschafft hat/ auch durch dessen krafft in die
seelen am besten eintringt/ und insgemein dasjenige aus richtet/ was das ge-
setz nimmer aus zurichten vermöchte. Daher ich wie andere Christen also
sonderlich Prediger/ des frommen Statii schatz-kammer aus Stephano Prae-
torio
sehr dienlich achte: Dann obwol einiges darinnen/ das guter erklärung
bedarff/ und nicht so bloß dahin angenommen werden kan/ so ist doch die mei-
nung des Autoris, wo sie nach der liebe verstanden wird/ nicht allein gut/ son-
dern es hat der himmlische Vater das buch an vielen seelen/ auch noch vor
kurtzen zeiten/ also gesegnet/ daß sie seine güte darüber ewig preisen werden/
wegen des freudigen glaubens/ welchen er durch dessen fleißige lesung in ih-
nen gewircket hat. Wo aber jemand anstoß an den redens-arten Praetorii
haben möchte/ recommendire ich gern Andr. Crameri unterschiedliche tra-
ctätlein/ welche ich deßwegen unter dem nahmen ehren-stand der kinder
GOttes
in Franckfurt am Mayn und nachmal Dreßden/ habe trucken las-
sen; darinnen solcher evangelische methodus auch stattlich gezeiget worden
ist/ und durch GOttes gnade biß daher manchen lesern eingeleuchtet hat.

Dann
B b b b b

ARTIC. II. SECTIO VII.
ten ſtuͤck unſers Chriſtenthums/ je laͤnger je fleißiger uns uͤben/ und ſie bey
andern treiben: Auch uns dardurch/ wofern GOTT noch andere kaͤmpffe uns
vorbehalten/ daran wir ins kuͤnfftige gefuͤhret werden ſollen/ ſo viel beſſer
darauf ruͤſten. Dann je weiter wir uns ſelbs verleugnen/ je mehr iſt alle
macht der anfechtung gebrochen/ welche uns nirgend angreiffen kan/ als wo
wir noch eigenes an uns haben und behalten wollen. Goͤttlicher weiſeſten
regierung/ ſchuͤtzen den allmacht/ und ſegnenden guͤte treulichſt empfehlend/
verbleibe ſchließlichen. m. f. w.

SECTIO VII.
Troſt-ſchreiben an einen ſonderlich ſeines amts
wegen bekuͤmmerten Prediger. Wegen des Evangelii.
Statii und Crameri ſchrifften. Sonntags-tantzen. Wie fern
man etwas gutes unterlaſſen doͤrffe.

WAs geliebter Bruder von ſeiner eigenen ſeelen zuſtand mir wiſſend
machen wollen/ war mir angenehm zu vernehmen/ finde aber demſel-
ben das erſprießlichſte zu befoͤrderung mehreren wachsthums in der
heiligung/ nicht ſo wol dem geſetz mehr platz bey ſich zu geben/ als vielmehr/
daß das Evangelium dasjenige ſeye/ das man trachte je laͤnger je tieffer in
das hertz einzutrucken/ darmit deſſen krafft je laͤnger je mehr alles lebendig
mache; welches auch das vornehmſte mittel iſt/ der natuͤrlichen angſthafftig-
keit am kraͤfftigſten zu widerſtehen. Wie auch ein Prediger/ in deſſen hertzen
das Evangelium nunmehr die herrſchafft hat/ auch durch deſſen krafft in die
ſeelen am beſten eintringt/ und insgemein dasjenige aus richtet/ was das ge-
ſetz nimmer aus zurichten vermoͤchte. Daher ich wie andere Chriſten alſo
ſonderlich Prediger/ des frommen Statii ſchatz-kammer aus Stephano Præ-
torio
ſehr dienlich achte: Dann obwol einiges darinnen/ das guter erklaͤrung
bedarff/ und nicht ſo bloß dahin angenommen werden kan/ ſo iſt doch die mei-
nung des Autoris, wo ſie nach der liebe verſtanden wird/ nicht allein gut/ ſon-
dern es hat der himmliſche Vater das buch an vielen ſeelen/ auch noch vor
kurtzen zeiten/ alſo geſegnet/ daß ſie ſeine guͤte daruͤber ewig preiſen werden/
wegen des freudigen glaubens/ welchen er durch deſſen fleißige leſung in ih-
nen gewircket hat. Wo aber jemand anſtoß an den redens-arten Prætorii
haben moͤchte/ recommendire ich gern Andr. Crameri unterſchiedliche tra-
ctaͤtlein/ welche ich deßwegen unter dem nahmen ehren-ſtand der kinder
GOttes
in Franckfurt am Mayn und nachmal Dreßden/ habe trucken laſ-
ſen; darinnen ſolcher evangeliſche methodus auch ſtattlich gezeiget worden
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Dann
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[745/0753] ARTIC. II. SECTIO VII. ten ſtuͤck unſers Chriſtenthums/ je laͤnger je fleißiger uns uͤben/ und ſie bey andern treiben: Auch uns dardurch/ wofern GOTT noch andere kaͤmpffe uns vorbehalten/ daran wir ins kuͤnfftige gefuͤhret werden ſollen/ ſo viel beſſer darauf ruͤſten. Dann je weiter wir uns ſelbs verleugnen/ je mehr iſt alle macht der anfechtung gebrochen/ welche uns nirgend angreiffen kan/ als wo wir noch eigenes an uns haben und behalten wollen. Goͤttlicher weiſeſten regierung/ ſchuͤtzen den allmacht/ und ſegnenden guͤte treulichſt empfehlend/ verbleibe ſchließlichen. m. f. w. SECTIO VII. Troſt-ſchreiben an einen ſonderlich ſeines amts wegen bekuͤmmerten Prediger. Wegen des Evangelii. Statii und Crameri ſchrifften. Sonntags-tantzen. Wie fern man etwas gutes unterlaſſen doͤrffe. WAs geliebter Bruder von ſeiner eigenen ſeelen zuſtand mir wiſſend machen wollen/ war mir angenehm zu vernehmen/ finde aber demſel- ben das erſprießlichſte zu befoͤrderung mehreren wachsthums in der heiligung/ nicht ſo wol dem geſetz mehr platz bey ſich zu geben/ als vielmehr/ daß das Evangelium dasjenige ſeye/ das man trachte je laͤnger je tieffer in das hertz einzutrucken/ darmit deſſen krafft je laͤnger je mehr alles lebendig mache; welches auch das vornehmſte mittel iſt/ der natuͤrlichen angſthafftig- keit am kraͤfftigſten zu widerſtehen. Wie auch ein Prediger/ in deſſen hertzen das Evangelium nunmehr die herrſchafft hat/ auch durch deſſen krafft in die ſeelen am beſten eintringt/ und insgemein dasjenige aus richtet/ was das ge- ſetz nimmer aus zurichten vermoͤchte. Daher ich wie andere Chriſten alſo ſonderlich Prediger/ des frommen Statii ſchatz-kammer aus Stephano Præ- torio ſehr dienlich achte: Dann obwol einiges darinnen/ das guter erklaͤrung bedarff/ und nicht ſo bloß dahin angenommen werden kan/ ſo iſt doch die mei- nung des Autoris, wo ſie nach der liebe verſtanden wird/ nicht allein gut/ ſon- dern es hat der himmliſche Vater das buch an vielen ſeelen/ auch noch vor kurtzen zeiten/ alſo geſegnet/ daß ſie ſeine guͤte daruͤber ewig preiſen werden/ wegen des freudigen glaubens/ welchen er durch deſſen fleißige leſung in ih- nen gewircket hat. Wo aber jemand anſtoß an den redens-arten Prætorii haben moͤchte/ recommendire ich gern Andr. Crameri unterſchiedliche tra- ctaͤtlein/ welche ich deßwegen unter dem nahmen ehren-ſtand der kinder GOttes in Franckfurt am Mayn und nachmal Dreßden/ habe trucken laſ- ſen; darinnen ſolcher evangeliſche methodus auch ſtattlich gezeiget worden iſt/ und durch GOttes gnade biß daher manchen leſern eingeleuchtet hat. Dann B b b b b

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/753>, abgerufen am 21.11.2024.