Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.SECTIO VII. xempel gnugsam bekant/ derjenigen/ so auff dergleichen weise in Sachsen ge-heyrathet/ welche deßwegen entweder dispensation gehabt haben müssen/ o- der man wohl gar dieselbe nicht nöthig geachtet. 6. Es kommt ferner zubedencken/ daß wo man diesen casum als jure di- 7. Ferner würde das vorgeben/ ob wären diese ehen in göttlichem SECTIO VIII. Als eine hohe Standes-person ihrer vorigen ge- mahlin leibliche schwester zu heyrathen vorhatte. 1. Antwort auf das requisitions-schreiben/ mit dem das folgende re- JCh leugne nicht/ daß bey unterschiedlichen monathen/ wiewol allein auff X x x 3
SECTIO VII. xempel gnugſam bekant/ derjenigen/ ſo auff dergleichen weiſe in Sachſen ge-heyrathet/ welche deßwegen entweder diſpenſation gehabt haben muͤſſen/ o- der man wohl gar dieſelbe nicht noͤthig geachtet. 6. Es kom̃t ferner zubedencken/ daß wo man dieſen caſum als jure di- 7. Ferner wuͤrde das vorgeben/ ob waͤren dieſe ehen in goͤttlichem SECTIO VIII. Als eine hohe Standes-perſon ihrer vorigen ge- mahlin leibliche ſchweſter zu heyrathen vorhatte. 1. Antwort auf das requiſitions-ſchreiben/ mit dem das folgende re- JCh leugne nicht/ daß bey unterſchiedlichen monathen/ wiewol allein auff X x x 3
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SECTIO VII.
xempel gnugſam bekant/ derjenigen/ ſo auff dergleichen weiſe in Sachſen ge-
heyrathet/ welche deßwegen entweder diſpenſation gehabt haben muͤſſen/ o-
der man wohl gar dieſelbe nicht noͤthig geachtet.
6. Es kom̃t ferner zubedencken/ daß wo man dieſen caſum als jure di-
vino verboten achten wolte/ ſolches nicht allein ſo viele Theologos und gan-
tze. Collegia einer ziemlichen ignorantiæ juris divini unverdient beſchuldi-
gen/ als die contra jus divinum diſpenſiret haͤtten/ ſondern auch denjenigen/
die aus dergleichen ehen erzeuget/ einen nicht geringen vorwurff machen
wuͤrde/ ob waͤren ſie ex conjugio inceſtuoſo erzeuget/ welches noch mehrere
weltliche folgen nachſich zoͤge.
7. Ferner wuͤrde das vorgeben/ ob waͤren dieſe ehen in goͤttlichem
recht verboten/ die uͤbrige evangeliſche kirchen/ ſonderlich Ober-Teutſchlan-
des (wie mir dergleichen exempel bekant) nicht wenig graviren/ in dem bey
denſelben ſolche ehen ohne oder auch mit cognition der obrigkeit verſtattet
werden: Ja es moͤchten daher die Papiſten eine ſtattliche/ uns aber ſehr
ſchaͤdliche gelegenheit nehmen/ unſer zu ſpotten/ und ſowol die uneinigkeit
untereinander/ als auch unſre unbeſtaͤndigkeit/ weil man an einem ort vor
goͤttliches verbot erkenne/ was man anderswo vor erlaubt achte/ auch ſelbs
in ſo wichtiger ſache de jure divino von einer meinung auff die andre ſpringe/
folglich die ungewißheit unferer religion/ wo man kein gewiſſes fundament
feſt ſetzen koͤnne/ da man nicht zu andern malen wiederum davon abweiche/
uns mit nachtruck und aͤrgernuͤß der ſchwachen vorzuwerffen/ hingegen den
vorzug ihrer kirchen/ wo alle ſolche dinge von einem tribunali geurtheilet/
und ſolchen diſſenſionen kein raum gegeben werde/ wider uns zu ruͤhmen.
SECTIO VIII.
Als eine hohe Standes-perſon ihrer vorigen ge-
mahlin leibliche ſchweſter zu heyrathen vorhatte.
1. Antwort auf das requiſitions-ſchreiben/ mit dem das folgende re-
ſponſum uͤberſchickt.
JCh leugne nicht/ daß bey unterſchiedlichen monathen/ wiewol allein
aus dem geruͤcht/ von einem/ zweyer hoher perſonen vorhaben gehoͤret/
mich aber auffs wenigſte ſo fern uͤber dieſes ſchreiben erfreuet/ daß dar-
aus erſehen habe/ daß ſolches noch nicht vollenzogen/ wovon ich/ offenhertzig
heraus zu gehen/ nicht wenig aͤrgernuͤß in unſerer Chriſtlichen Evangeliſchen
Kirchen beſorge: Der getroſten hoffnung lebende/ daß dieſelbe die ſache je
laͤnger je reifflicher uͤberlegende/ diejenige reſolution endlich nehmen werden/
welche der goͤttlichen ordnung unzweiffenlich gewiß/ dem gewiſſen zur beru-
higung dienlich/ und unſerer Kirchen ohne vorwurff ſeyn moͤge. Jch habe
auff
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