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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. III. SECTIO XIX.
nicht froh werden solten. Wie dann dergleichen sunde so bald bey einem men-
schen schwehrer zu werden anfängt/ als er von GOtt zur mehrern erkäntnüß
gebracht wird. 7. Will aber eine ehegattin sotches nicht begreiffen/ ist ihr
christlich und beweglich die gantze sache/ und wie kein segen bey diesem ver-
meinten vortheil seyn könne/ vorzustellen/ um sie damit auch zur ruhe zu
bringen: allenfals aber/ wo sie sich dadurch nicht bedeuten liesse/ solches dem
HErrn/ der die hertzen allein lencken kan/ wie er will/ zu befehlen/ und auch
in solchem ungemach gedult zu üben. Dieses ist/ wie ich die sache vor GOtt
ansehe/ welches alles in dessen furcht zu überlegen bitte/ um alsdenn zu
schliessen/ was das gewissen haben will. Der HErr mache uns selbs seines
willens gewiß/ so allein durch gnade geschehen kan/ und gebe uns getrosten
muth/ dem erkanten willen auch wircklich zu gehorsamen um Christi willen.
Amen. 1698.

SECTIO XIX.
Von den Conversis aus dem Papstum.

WJe ich mich schuldig erkenne/ also thue ich denen conversis gern gutes
und mügliche treue. Jch halte aber diejenige vor keine conversos,
welche zwahr mit dem munde zu unserer Lutherischen religion sich
bekennen/ aber nicht würdiglich wandeln dem beruff dazu sie beruffen sind;
und wünschete ich lieber/ daß manche/ welche zu uns aus dem Papstum
kommen/ darinnen blieben/ wo sie mit ärgernüß unsere kirche nur beflecken
und schaden thun/ ihrer seelen wegen aber auch keinen nutzen davon haben.
Dann das ist weit gefehlt/ wo sie meinen/ der Lutherische glaube/ das ist/ wo
sie zu solcher religion sich bekennen/ und davon unterrichtet sind/ werde sie
bey allem bösen leben selig machen. Jch weiß nur einen glauben der selig ma-
chet/ welchen unser selige Lutherus in der vorred der Epistel an die Römer
und anderswo herrlich beschreibet/ wie er nicht eine menschliche meinung/
sondern göttliche krafft in dem hertzen seye/ so einen gantz andern menschen
machet/ und ihn nicht im bösen leben ligen lässet. Wo ich diesen glauben nicht
finde/ so halte ich keinen vor einen wahren conversum, ob er auch gleich mit
tausend eyden/ die Lutherische religion beschworen hätte/ und dabey zu leben
und zu sterben sich erklährte/ ja ich bin versichert/ daß einen solchen men-
schen/ der dabey ein übel leben führet/ die erkäntnüß der göttlichen wahrheit
aus unserer wahren Lutherischen religion nur so viel schwehrer verdammt/
als wo er in dem päpstischen finsternüß geblieben wäre. Es ist aber alles
solches nachmal bey dergleichen menschen allein eine menschliche meinung
von der göttlichen wahrheit/ und nicht der rechte glaube/ welcher ohne den
H. Geist nicht ist/ dieser aber bey einem boßhafftigen menschen nicht wohnen

kan.
B b b

ARTIC. III. SECTIO XIX.
nicht froh werden ſolten. Wie dann dergleichen ſunde ſo bald bey einem men-
ſchen ſchwehrer zu werden anfaͤngt/ als er von GOtt zur mehrern erkaͤntnuͤß
gebracht wird. 7. Will aber eine ehegattin ſotches nicht begreiffen/ iſt ihr
chriſtlich und beweglich die gantze ſache/ und wie kein ſegen bey dieſem ver-
meinten vortheil ſeyn koͤnne/ vorzuſtellen/ um ſie damit auch zur ruhe zu
bringen: allenfals aber/ wo ſie ſich dadurch nicht bedeuten lieſſe/ ſolches dem
HErrn/ der die hertzen allein lencken kan/ wie er will/ zu befehlen/ und auch
in ſolchem ungemach gedult zu uͤben. Dieſes iſt/ wie ich die ſache vor GOtt
anſehe/ welches alles in deſſen furcht zu uͤberlegen bitte/ um alsdenn zu
ſchlieſſen/ was das gewiſſen haben will. Der HErr mache uns ſelbs ſeines
willens gewiß/ ſo allein durch gnade geſchehen kan/ und gebe uns getroſten
muth/ dem erkanten willen auch wircklich zu gehorſamen um Chriſti willen.
Amen. 1698.

SECTIO XIX.
Von den Converſis aus dem Papſtum.

WJe ich mich ſchuldig erkenne/ alſo thue ich denen converſis gern gutes
und muͤgliche treue. Jch halte aber diejenige vor keine converſos,
welche zwahr mit dem munde zu unſerer Lutheriſchen religion ſich
bekennen/ aber nicht wuͤrdiglich wandeln dem beruff dazu ſie beruffen ſind;
und wuͤnſchete ich lieber/ daß manche/ welche zu uns aus dem Papſtum
kommen/ darinnen blieben/ wo ſie mit aͤrgernuͤß unſere kirche nur beflecken
und ſchaden thun/ ihrer ſeelen wegen aber auch keinen nutzen davon haben.
Dann das iſt weit gefehlt/ wo ſie meinen/ der Lutheriſche glaube/ das iſt/ wo
ſie zu ſolcher religion ſich bekennen/ und davon unterrichtet ſind/ werde ſie
bey allem boͤſen leben ſelig machen. Jch weiß nur einen glauben der ſelig ma-
chet/ welchen unſer ſelige Lutherus in der vorred der Epiſtel an die Roͤmer
und anderswo herrlich beſchreibet/ wie er nicht eine menſchliche meinung/
ſondern goͤttliche krafft in dem hertzen ſeye/ ſo einen gantz andern menſchen
machet/ und ihn nicht im boͤſen leben ligen laͤſſet. Wo ich dieſen glauben nicht
finde/ ſo halte ich keinen vor einen wahren converſum, ob er auch gleich mit
tauſend eyden/ die Lutheriſche religion beſchworen haͤtte/ und dabey zu leben
und zu ſterben ſich erklaͤhrte/ ja ich bin verſichert/ daß einen ſolchen men-
ſchen/ der dabey ein uͤbel leben fuͤhret/ die erkaͤntnuͤß der goͤttlichen wahrheit
aus unſerer wahren Lutheriſchen religion nur ſo viel ſchwehrer verdammt/
als wo er in dem paͤpſtiſchen finſternuͤß geblieben waͤre. Es iſt aber alles
ſolches nachmal bey dergleichen menſchen allein eine menſchliche meinung
von der goͤttlichen wahrheit/ und nicht der rechte glaube/ welcher ohne den
H. Geiſt nicht iſt/ dieſer aber bey einem boßhafftigen menſchen nicht wohnen

kan.
B b b
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[377/0385] ARTIC. III. SECTIO XIX. nicht froh werden ſolten. Wie dann dergleichen ſunde ſo bald bey einem men- ſchen ſchwehrer zu werden anfaͤngt/ als er von GOtt zur mehrern erkaͤntnuͤß gebracht wird. 7. Will aber eine ehegattin ſotches nicht begreiffen/ iſt ihr chriſtlich und beweglich die gantze ſache/ und wie kein ſegen bey dieſem ver- meinten vortheil ſeyn koͤnne/ vorzuſtellen/ um ſie damit auch zur ruhe zu bringen: allenfals aber/ wo ſie ſich dadurch nicht bedeuten lieſſe/ ſolches dem HErrn/ der die hertzen allein lencken kan/ wie er will/ zu befehlen/ und auch in ſolchem ungemach gedult zu uͤben. Dieſes iſt/ wie ich die ſache vor GOtt anſehe/ welches alles in deſſen furcht zu uͤberlegen bitte/ um alsdenn zu ſchlieſſen/ was das gewiſſen haben will. Der HErr mache uns ſelbs ſeines willens gewiß/ ſo allein durch gnade geſchehen kan/ und gebe uns getroſten muth/ dem erkanten willen auch wircklich zu gehorſamen um Chriſti willen. Amen. 1698. SECTIO XIX. Von den Converſis aus dem Papſtum. WJe ich mich ſchuldig erkenne/ alſo thue ich denen converſis gern gutes und muͤgliche treue. Jch halte aber diejenige vor keine converſos, welche zwahr mit dem munde zu unſerer Lutheriſchen religion ſich bekennen/ aber nicht wuͤrdiglich wandeln dem beruff dazu ſie beruffen ſind; und wuͤnſchete ich lieber/ daß manche/ welche zu uns aus dem Papſtum kommen/ darinnen blieben/ wo ſie mit aͤrgernuͤß unſere kirche nur beflecken und ſchaden thun/ ihrer ſeelen wegen aber auch keinen nutzen davon haben. Dann das iſt weit gefehlt/ wo ſie meinen/ der Lutheriſche glaube/ das iſt/ wo ſie zu ſolcher religion ſich bekennen/ und davon unterrichtet ſind/ werde ſie bey allem boͤſen leben ſelig machen. Jch weiß nur einen glauben der ſelig ma- chet/ welchen unſer ſelige Lutherus in der vorred der Epiſtel an die Roͤmer und anderswo herrlich beſchreibet/ wie er nicht eine menſchliche meinung/ ſondern goͤttliche krafft in dem hertzen ſeye/ ſo einen gantz andern menſchen machet/ und ihn nicht im boͤſen leben ligen laͤſſet. Wo ich dieſen glauben nicht finde/ ſo halte ich keinen vor einen wahren converſum, ob er auch gleich mit tauſend eyden/ die Lutheriſche religion beſchworen haͤtte/ und dabey zu leben und zu ſterben ſich erklaͤhrte/ ja ich bin verſichert/ daß einen ſolchen men- ſchen/ der dabey ein uͤbel leben fuͤhret/ die erkaͤntnuͤß der goͤttlichen wahrheit aus unſerer wahren Lutheriſchen religion nur ſo viel ſchwehrer verdammt/ als wo er in dem paͤpſtiſchen finſternuͤß geblieben waͤre. Es iſt aber alles ſolches nachmal bey dergleichen menſchen allein eine menſchliche meinung von der goͤttlichen wahrheit/ und nicht der rechte glaube/ welcher ohne den H. Geiſt nicht iſt/ dieſer aber bey einem boßhafftigen menſchen nicht wohnen kan. B b b

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/385>, abgerufen am 21.11.2024.