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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. IV. SECTIO XV.
alsbald an eine resolution und zerlegung desselben zugedencken: wie man siehet/
daß sie durch solche übung in der sache ziemlich fertig werden/ welche nemlich von
fertigem ingenio sind/ und fleiß ankehren.
11. Auff diese weise wird das gantze pensum nach befinden des examinandi
absolvir
et/ daß in einer stunden über ein pensum sehr viele fragen vorkommen/
als die pro re nata, und wie es jedem deucht (und daß der gesambte inhalt des
pensi nacheinander vorkommt) gebracht und beantwortet werden.
12. Wo die zeit aus/ wird nach gelegenheit etwa die summa des pensi wie-
derholet/ auch wohl einige erinnerungen und ermahnungen daraus hinzu gethan/
daß man nicht nur in der wissenschafft solcher materien zunehme/ sondern auch das
hertz gerühret werde. Jch pflege auch gemeiniglich zu fragen/ was man nun aus
solchem penso für ein gebet zu GOtt thun/ und man von ihm zu bitten hätte.
13. Damit werden nach verrichtetem gebet und voranzeige/ was über 8
tage aus dem nechsten hauptstück das pensum seyn würde/ um sich darauff gefast
zu machen/ in einigen kirchen auch mit seegen und gesang/ die examinandi dimit-
tir
et.
14. Es kommen aber in die versammlung und examen nicht nur die kinder
oder examinandi, sondern auch aus den zuhörern sehr viel alte leute/ welche dar-
aus so viel oder offt mehr als aus denen predigten zu fassen bezeugen.
15. Es wird der jugend nichts auswendig zu lernen gegeben/ als der gemeine
kleine catechismus Lutheri. Andere fragstücke und meine catechismus erklärung/
wo einige sie haben/ werden ihnen nicht anders recommendiret/ als daß sie sie zu
hauß lesen/ und sich damit desto gefaßter zur antwort machen könten. Wo sie
aber etwas auswendig lernen wolten/ werden sie mehr allein auff die sprüche ge-
wiesen/ dieselbe in die gedächtnis zu fassen.
16. Wo die pensa eines hauptstücks alle herum sind/ so wird das negste mahl
als solches vorkommt/ wieder von den ersten penso angefangen/ daß sie also (weil
einige mehr die ander weniger haben) niemahl zugleich anfangen und auffhören.
17. Mit den fest materien, wird es aus den sprüchen eben auff gleiche weise
auch gehalten/ mit fragen/ auffschlagen und antworten.
Mittel die GOtt gesegnet/ daß das werck in eini-
nigen schwang kommen.
1.
SJnd in den predigten die leute fleißig erinnert worden von der nothwendig-
keit und nützlichkeit dieser examinum, daß sie die ihrige auch etwas grössere
töchter und söhne/ so denn mägde/ nachdem einige freywillig den anfang gemacht/
und
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ARTIC. IV. SECTIO XV.
alsbald an eine reſolution und zerlegung deſſelben zugedencken: wie man ſiehet/
daß ſie durch ſolche uͤbung in der ſache ziemlich fertig werden/ welche nemlich von
fertigem ingenio ſind/ und fleiß ankehren.
11. Auff dieſe weiſe wird das gantze penſum nach befinden des examinandi
abſolvir
et/ daß in einer ſtunden uͤber ein penſum ſehr viele fragen vorkommen/
als die pro re nata, und wie es jedem deucht (und daß der geſambte inhalt des
penſi nacheinander vorkommt) gebracht und beantwortet werden.
12. Wo die zeit aus/ wird nach gelegenheit etwa die ſumma des penſi wie-
derholet/ auch wohl einige erinnerungen und ermahnungen daraus hinzu gethan/
daß man nicht nur in der wiſſenſchafft ſolcher materien zunehme/ ſondern auch das
hertz geruͤhret werde. Jch pflege auch gemeiniglich zu fragen/ was man nun aus
ſolchem penſo fuͤr ein gebet zu GOtt thun/ und man von ihm zu bitten haͤtte.
13. Damit werden nach verrichtetem gebet und voranzeige/ was uͤber 8
tage aus dem nechſten hauptſtuͤck das penſum ſeyn wuͤrde/ um ſich darauff gefaſt
zu machen/ in einigen kirchen auch mit ſeegen und geſang/ die examinandi dimit-
tir
et.
14. Es kommen aber in die verſammlung und examen nicht nur die kinder
oder examinandi, ſondern auch aus den zuhoͤrern ſehr viel alte leute/ welche dar-
aus ſo viel oder offt mehr als aus denen predigten zu faſſen bezeugen.
15. Es wird der jugend nichts auswendig zu lernen gegeben/ als der gemeine
kleine catechiſmus Lutheri. Andere fragſtuͤcke und meine catechiſmus erklaͤrung/
wo einige ſie haben/ werden ihnen nicht anders recommendiret/ als daß ſie ſie zu
hauß leſen/ und ſich damit deſto gefaßter zur antwort machen koͤnten. Wo ſie
aber etwas auswendig lernen wolten/ werden ſie mehr allein auff die ſpruͤche ge-
wieſen/ dieſelbe in die gedaͤchtnis zu faſſen.
16. Wo die penſa eines hauptſtuͤcks alle herum ſind/ ſo wird das negſte mahl
als ſolches vorkommt/ wieder von den erſten penſo angefangen/ daß ſie alſo (weil
einige mehr die ander weniger haben) niemahl zugleich anfangen und auffhoͤren.
17. Mit den feſt materien, wird es aus den ſpruͤchen eben auff gleiche weiſe
auch gehalten/ mit fragen/ auffſchlagen und antworten.
Mittel die GOtt geſegnet/ daß das werck in eini-
nigen ſchwang kommen.
1.
SJnd in den predigten die leute fleißig erinnert worden von der nothwendig-
keit und nuͤtzlichkeit dieſer examinum, daß ſie die ihrige auch etwas groͤſſere
toͤchter und ſoͤhne/ ſo denn maͤgde/ nachdem einige freywillig den anfang gemacht/
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[59/0859] ARTIC. IV. SECTIO XV. alsbald an eine reſolution und zerlegung deſſelben zugedencken: wie man ſiehet/ daß ſie durch ſolche uͤbung in der ſache ziemlich fertig werden/ welche nemlich von fertigem ingenio ſind/ und fleiß ankehren. 11. Auff dieſe weiſe wird das gantze penſum nach befinden des examinandi abſolviret/ daß in einer ſtunden uͤber ein penſum ſehr viele fragen vorkommen/ als die pro re nata, und wie es jedem deucht (und daß der geſambte inhalt des penſi nacheinander vorkommt) gebracht und beantwortet werden. 12. Wo die zeit aus/ wird nach gelegenheit etwa die ſumma des penſi wie- derholet/ auch wohl einige erinnerungen und ermahnungen daraus hinzu gethan/ daß man nicht nur in der wiſſenſchafft ſolcher materien zunehme/ ſondern auch das hertz geruͤhret werde. Jch pflege auch gemeiniglich zu fragen/ was man nun aus ſolchem penſo fuͤr ein gebet zu GOtt thun/ und man von ihm zu bitten haͤtte. 13. Damit werden nach verrichtetem gebet und voranzeige/ was uͤber 8 tage aus dem nechſten hauptſtuͤck das penſum ſeyn wuͤrde/ um ſich darauff gefaſt zu machen/ in einigen kirchen auch mit ſeegen und geſang/ die examinandi dimit- tiret. 14. Es kommen aber in die verſammlung und examen nicht nur die kinder oder examinandi, ſondern auch aus den zuhoͤrern ſehr viel alte leute/ welche dar- aus ſo viel oder offt mehr als aus denen predigten zu faſſen bezeugen. 15. Es wird der jugend nichts auswendig zu lernen gegeben/ als der gemeine kleine catechiſmus Lutheri. Andere fragſtuͤcke und meine catechiſmus erklaͤrung/ wo einige ſie haben/ werden ihnen nicht anders recommendiret/ als daß ſie ſie zu hauß leſen/ und ſich damit deſto gefaßter zur antwort machen koͤnten. Wo ſie aber etwas auswendig lernen wolten/ werden ſie mehr allein auff die ſpruͤche ge- wieſen/ dieſelbe in die gedaͤchtnis zu faſſen. 16. Wo die penſa eines hauptſtuͤcks alle herum ſind/ ſo wird das negſte mahl als ſolches vorkommt/ wieder von den erſten penſo angefangen/ daß ſie alſo (weil einige mehr die ander weniger haben) niemahl zugleich anfangen und auffhoͤren. 17. Mit den feſt materien, wird es aus den ſpruͤchen eben auff gleiche weiſe auch gehalten/ mit fragen/ auffſchlagen und antworten. Mittel die GOtt geſegnet/ daß das werck in eini- nigen ſchwang kommen. 1. SJnd in den predigten die leute fleißig erinnert worden von der nothwendig- keit und nuͤtzlichkeit dieſer examinum, daß ſie die ihrige auch etwas groͤſſere toͤchter und ſoͤhne/ ſo denn maͤgde/ nachdem einige freywillig den anfang gemacht/ und h 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/859>, abgerufen am 21.11.2024.