Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. SECTIO XIV. Eines Predigers pflichten betreffend die cate- chismus examina, besuchung der schulen und kran- cken und beichtstul. WAs den verlangten unterricht wegen des Catechismus-examinis, besu- kund
Das andere Capitel. SECTIO XIV. Eines Predigers pflichten betreffend die cate- chismus examina, beſuchung der ſchulen und kran- cken und beichtſtul. WAs den verlangten unterricht wegen des Catechismus-examinis, beſu- kund
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Das andere Capitel.
SECTIO XIV.
Eines Predigers pflichten betreffend die cate-
chismus examina, beſuchung der ſchulen und kran-
cken und beichtſtul.
WAs den verlangten unterricht wegen des Catechismus-examinis, beſu-
chung der ſchulen und krancken/ auch beichtſtuls/ betrifft/ zweiffle
nicht/ das der Herr demſelben ohne das was ſein amt in iedem ſtuͤck er-
fordere/ zuerkennen gegeben/ auch bereits die dis jaͤhrige erfahrung unterſchiedli-
ches gelehret haben werde/ daß es meiner anweiſung nicht noͤtig iſt/ ſo wuͤrde auch
von allen ſolchen puncten nicht ein brieff/ ſondern ein buͤchlein geſchrieben werden
muͤſſen. von allen will aber nur etwas weniges bemercken: neml. bey den Ca-
techetiſchen uͤbungen/ darvon ich aber meine gantze meinung am ausfuͤhrlich-
ſten in der vorrede uͤber die tabulas catecheticas ausgedꝛuckt habe/ ſehe ich am lieb-
ſten 1. daß die jugend zwahr auff die worte Lutheri ſolche in der gedaͤchtnus zuha-
ben/ auſſer denen aber nicht viele auff gewiſſe wort und formulas ſondern auff den
verſtand/ getrieben/ ſo dann 2. alles was ſie in dem catechiſmo lernen/ ſo bald ſie
anfangen etwas groͤſſer zu werden/ aus Gottes wort ſelbs zuerweiſen und darin-
nen den grund ihres glaubens zuſuchen gewehnet/ und 3. nicht nur ihren verſtand
mit wiſſen zu erfuͤllen/ ſondern auch den willen zum gehorſam des worts zuneigen/
getrachtet werde: darzu ſo wol hertzliche und offtere untermiſchte vermahnungen/
item anweiſungen wie alles was ihnen zuglauben vorgetragen wird/ zur aufferbau-
ung dienen ſolle/ auch wie ſie uͤber jedes ſelbs Gott anzuruffen/ und gebete daruͤber
zumachen haben/ die vornehmſte mittel ſind. Jn der beſuchung der ſchulen iſt
gleichſalls darauff zuſehen/ daß die jugend in handlung des geiſtlichen (als wel-
ches ſonderlich zu unſrer ſorge gehoͤret) ſo wol in auswendig lernung des cate-
chismi und ſpruͤche genau bey den worten bleiben und ſich nicht an ein verſtuͤmmel-
tes recitiren gewehne/ als auch gleich/ ſo bald ſie deſſen faͤhig ſind/ zu dem ver-
ſtand d’ worte von den ſchulmeiſtern angewieſen/ am meiſten aber daß ſie von goͤtt-
lichen dingẽ nicht anders als mit ehrerbietung zu handlen angehalten werden. Bey
krancken muß wol acht gegeben werden/ daß ſo viel muͤglich man deroſelben vori-
gẽ lebens gruͤndliche kundſchafft habe/ damit man nach ihrem zuſtand auch mit ih-
nen handlen moͤge/ und ſich/ da ſie vorhin ſich in den gehorſam Gottes nicht ſchi-
cken wollen und daher Gott ihnen zaum und gebiß ins maul/ um ſie herbey zu-
bringen/ legen muͤſſen ſolcher gelegenheit ſie zur gruͤndlichen buß anzuleieu gebrau-
chen: hingegen wo es leute ſind/ dero rechtſchaffenes chriſtenthum vorhin
kund
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