Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. ihm auch niemand von cordatis solches vor übel halten kan/ wo er sich von sei-nem text selbs leiten lassen/ und demselben gefolget hat. Wie wohl auch als- dann/ wie in dem gesamten elencho, bescheidentlich gehandelt werden muß/ daß man vielmehr sich befleißige die gewissen wahrhafftig zu überzeugen/ als mit harten worten die gemüther nur mehr zu irritiren. Jch habe aber die zeit nicht dißmahl dieses weiter auszuführen. 1681. SECTIO XXXIV. Ob ein prediger praxin medicam treiben möge. WAs meine gedancken über die 1. frage anlangt/ leugne ich nicht/ daß ich sind/
Das andere Capitel. ihm auch niemand von cordatis ſolches vor uͤbel halten kan/ wo er ſich von ſei-nem text ſelbs leiten laſſen/ und demſelben gefolget hat. Wie wohl auch als- dann/ wie in dem geſamten elencho, beſcheidentlich gehandelt werden muß/ daß man vielmehr ſich befleißige die gewiſſen wahrhafftig zu uͤberzeugen/ als mit harten worten die gemuͤther nur mehr zu irritiren. Jch habe aber die zeit nicht dißmahl dieſes weiter auszufuͤhren. 1681. SECTIO XXXIV. Ob ein prediger praxin medicam treiben moͤge. WAs meine gedancken uͤber die 1. frage anlangt/ leugne ich nicht/ daß ich ſind/
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Das andere Capitel.
ihm auch niemand von cordatis ſolches vor uͤbel halten kan/ wo er ſich von ſei-
nem text ſelbs leiten laſſen/ und demſelben gefolget hat. Wie wohl auch als-
dann/ wie in dem geſamten elencho, beſcheidentlich gehandelt werden muß/
daß man vielmehr ſich befleißige die gewiſſen wahrhafftig zu uͤberzeugen/ als
mit harten worten die gemuͤther nur mehr zu irritiren. Jch habe aber die zeit
nicht dißmahl dieſes weiter auszufuͤhren. 1681.
SECTIO XXXIV.
Ob ein prediger praxin medicam treiben moͤge.
WAs meine gedancken uͤber die 1. frage anlangt/ leugne ich nicht/ daß ich
die conjunctionem medicinæ und officii ſacri nicht bloſſer dings vor
unmuͤglich achte. Jch vernehme von ein und andern/ daß das ſtudi-
um medicinæ, wie es insgemein tractiret zuwerden pflege/ nicht ſo difficil
und ſchwehr ſeye/ daß nicht mediocri diligentia von einem mann/ der ſonſten
eines guten ingenii und judicii, ſo dann in andern ſtudiis geuͤbet iſt/ in nicht
gar langer zeit ſo viel erlernet und gefaßt werden moͤchte/ als insgemein man-
che medici von Univerſitaͤten bringen/ und wo dann eine treue anweiſung
in chymicis dazu komme/ ſolte einer bald ſo weit gelangen/ als andre Docto-
res insgemein nicht kommen. Nun verſtehe ich zwahr vor mich weder von
chymia noch medicina nichts/ ich habe aber einiger ort exempel von leuten/
welche ich weiß/ daß ſie ihrem amt mit groſſer treue vorgeſtanden/ ſo ſtattli-
che leute in medicina geweſen/ und dergleichen dinge curiret/ welche von an-
dern medicis etwa nicht konten geheilet werden/ ſo mich auch verſichert habẽ;
Es beſtehe die medicina nicht in ſo viel dingen/ ſondern wo ſie zu ihrem rech-
ten zweck ſolle gebraucht werden/ laſſe ſie ſich in weniges zuſammen ziehen/ uñ
doch damit/ wo nicht mehr/ doch eben ſo viel/ außrichten/ als die gewoͤhnli-
chen curen der meiſten medicorum ausrichten. Daher ich ſolche conjun-
ction nicht bloß verwerffen kan/ jedoch mit folgenden cautelen. 1. Wo es
nicht wider die politicas ſanctiones ſtreitet/ daß entweder einem prediger
ſolches verbotten/ oder gewiſſen medicis alle praxis allein erlaubet waͤre/ wo
alsdann ein ſolches geſetz andern weltlichen geſetzen gleich/ mit gehorſam zu-
ehren/ aber doch dabey zu bedencken waͤre/ ob ein ſolches mit gutem gewiſſen
gemacht/ und damit der gebrauch derjenigen erkaͤntnuͤß und wiſſenſchafft/ ſo
andere in anderer profeſſion lebende/ zur geſundheit des naͤchſten haben/ ge-
hindert wuͤrde. Wodurch gewiß manches liebes-werck/ davon der neben-
menſch moͤchte an ſeinem leib nutzen haben/ unter bliebe/ hingegen alle menſchẽ
bloß dahin den medicis uͤberlaſſen werden/ welche bey ihnen wohneten: wo
es doch geſchehen kan/ und etwa offt geſchihet/ daß unter denſelben leute
ſind/
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