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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
SECTIO XIV.
Auffmunterung an einen prediger.

DAß von demselben in seinem amt studia polemica und andre theoretica
müssen ziemlich zurückgesetzt werden/ wolle derselbe sich nicht dauren
lassen. Denn wo uns der HErr zu dem nützlichern in practicis führet/
können wir das jenige/ so nur als eine bereitung dazu anzusehen ist/ leicht ent-
rathen. Was mich anlangt/ so arbeite ich in dem mir anvertrauten wein-
berg nach meinem vermögen/ und lasse den/ der mich nach seinem willen dazu
bestellet hat/ davor sorgen/ wann und in welcher maaß er segen verleihen wol-
le. Er weiß/ es seye sein werck/ und auch allein seine krafft/ welche alles
thun muß. So wird er nach seiner treue/ die jenige/ welche auf ihn hoffen/
und in seinem gehorsam arbeiten/ nicht gantz ohne segen lassen. Sehen wir
eine zeitige erndte nicht so bald/ soll uns gnügen/ wo erstlich eine grüne saat
sich weiset/ ja stellet die sich nicht so bald vor augen/ ist noch unser vertrauen/
daß auch das körnlein in der erde eine zeitlang keymet/ biß es mit krafft aus-
bricht. Wie wir dann alles das unsrige wahrhafftig im glauben und ver-
trauen bloß auf den HErrn HErrn und sein wort thun müssen/ also muß auch
unser amt also in dem glauben geführet werden/ daß wir der göttlichen güte
und gegebenen verheissung auch alsdann trauen/ wann wir nichts sehen. Was
geliebter bruder von den höfen schreibet/ ist und bleibet stäts wahr von den
grösten bis zu den geringsten/ nur daß sie sec. majus & minus differiren: die
ursach stehet 1. Cor. 1/ 26. 27. 28. Jndessen muß auch da das wort GOttes
getrieben werden/ und entstehet die meiste frucht nicht so wohl an dem nechsten
ort/ als etwa da/ wo sich derselbe von dar ausbreitet. Jndessen habe so wohl
von selbem/ als allen andern Christlichen mitbrüdern hertzlich zu bitten/ daß
sie mir wolten mit ihrem gebet kämpffen u. die zu fruchtbarer verrichtung des
amts nöthige gnade erbeten helffen. 1688.

SECTIO XV.
An einen prediger/ dessen amt GOtt gesegnet.
Von hausbesuchungen. Taback-bau. Spielleuten. Wir-
then. Tantzen. Sontags-märckten. Eine übung über die Bi-
bel mit den zuhörern. Was den weibern
erlaubt?

WJe mir alle seine bisherige brieffe freude verursachet/ wann aus den-
selben einstheils dessen redliche intention und auch beständigkeit in
derselben dem HErren einen treuen arbeiter abzugeben/ theils den

dazu
Das andere Capitel.
SECTIO XIV.
Auffmunterung an einen prediger.

DAß von demſelben in ſeinem amt ſtudia polemica und andre theoretica
muͤſſen ziemlich zuruͤckgeſetzt werden/ wolle derſelbe ſich nicht dauren
laſſen. Denn wo uns der HErr zu dem nuͤtzlichern in practicis fuͤhret/
koͤnnen wir das jenige/ ſo nur als eine bereitung dazu anzuſehen iſt/ leicht ent-
rathen. Was mich anlangt/ ſo arbeite ich in dem mir anvertrauten wein-
berg nach meinem vermoͤgen/ und laſſe den/ der mich nach ſeinem willen dazu
beſtellet hat/ davor ſorgen/ wann und in welcher maaß er ſegen verleihen wol-
le. Er weiß/ es ſeye ſein werck/ und auch allein ſeine krafft/ welche alles
thun muß. So wird er nach ſeiner treue/ die jenige/ welche auf ihn hoffen/
und in ſeinem gehorſam arbeiten/ nicht gantz ohne ſegen laſſen. Sehen wir
eine zeitige erndte nicht ſo bald/ ſoll uns gnuͤgen/ wo erſtlich eine gruͤne ſaat
ſich weiſet/ ja ſtellet die ſich nicht ſo bald vor augen/ iſt noch unſer vertrauen/
daß auch das koͤrnlein in der erde eine zeitlang keymet/ biß es mit krafft aus-
bricht. Wie wir dann alles das unſrige wahrhafftig im glauben und ver-
trauen bloß auf den HErrn HErrn und ſein wort thun muͤſſen/ alſo muß auch
unſer amt alſo in dem glauben gefuͤhret werden/ daß wir der goͤttlichen guͤte
und gegebenen verheiſſung auch alsdann tꝛauen/ wann wir nichts ſehen. Was
geliebter bruder von den hoͤfen ſchreibet/ iſt und bleibet ſtaͤts wahr von den
groͤſten bis zu den geringſten/ nur daß ſie ſec. majus & minus differiren: die
urſach ſtehet 1. Cor. 1/ 26. 27. 28. Jndeſſen muß auch da das wort GOttes
getrieben weꝛden/ und entſtehet die meiſte frucht nicht ſo wohl an dem nechſten
ort/ als etwa da/ wo ſich derſelbe von dar ausbreitet. Jndeſſen habe ſo wohl
von ſelbem/ als allen andern Chriſtlichen mitbruͤdern hertzlich zu bitten/ daß
ſie mir wolten mit ihrem gebet kaͤmpffen u. die zu fruchtbarer verrichtung des
amts noͤthige gnade erbeten helffen. 1688.

SECTIO XV.
An einen prediger/ deſſen amt GOtt geſegnet.
Von hausbeſuchungen. Taback-bau. Spielleuten. Wir-
then. Tantzen. Sontags-maͤrckten. Eine uͤbung uͤber die Bi-
bel mit den zuhoͤrern. Was den weibern
erlaubt?

WJe mir alle ſeine bisherige brieffe freude verurſachet/ wann aus den-
ſelben einstheils deſſen redliche intention und auch beſtaͤndigkeit in
derſelben dem HErren einen treuen arbeiter abzugeben/ theils den

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[678/0694] Das andere Capitel. SECTIO XIV. Auffmunterung an einen prediger. DAß von demſelben in ſeinem amt ſtudia polemica und andre theoretica muͤſſen ziemlich zuruͤckgeſetzt werden/ wolle derſelbe ſich nicht dauren laſſen. Denn wo uns der HErr zu dem nuͤtzlichern in practicis fuͤhret/ koͤnnen wir das jenige/ ſo nur als eine bereitung dazu anzuſehen iſt/ leicht ent- rathen. Was mich anlangt/ ſo arbeite ich in dem mir anvertrauten wein- berg nach meinem vermoͤgen/ und laſſe den/ der mich nach ſeinem willen dazu beſtellet hat/ davor ſorgen/ wann und in welcher maaß er ſegen verleihen wol- le. Er weiß/ es ſeye ſein werck/ und auch allein ſeine krafft/ welche alles thun muß. So wird er nach ſeiner treue/ die jenige/ welche auf ihn hoffen/ und in ſeinem gehorſam arbeiten/ nicht gantz ohne ſegen laſſen. Sehen wir eine zeitige erndte nicht ſo bald/ ſoll uns gnuͤgen/ wo erſtlich eine gruͤne ſaat ſich weiſet/ ja ſtellet die ſich nicht ſo bald vor augen/ iſt noch unſer vertrauen/ daß auch das koͤrnlein in der erde eine zeitlang keymet/ biß es mit krafft aus- bricht. Wie wir dann alles das unſrige wahrhafftig im glauben und ver- trauen bloß auf den HErrn HErrn und ſein wort thun muͤſſen/ alſo muß auch unſer amt alſo in dem glauben gefuͤhret werden/ daß wir der goͤttlichen guͤte und gegebenen verheiſſung auch alsdann tꝛauen/ wann wir nichts ſehen. Was geliebter bruder von den hoͤfen ſchreibet/ iſt und bleibet ſtaͤts wahr von den groͤſten bis zu den geringſten/ nur daß ſie ſec. majus & minus differiren: die urſach ſtehet 1. Cor. 1/ 26. 27. 28. Jndeſſen muß auch da das wort GOttes getrieben weꝛden/ und entſtehet die meiſte frucht nicht ſo wohl an dem nechſten ort/ als etwa da/ wo ſich derſelbe von dar ausbreitet. Jndeſſen habe ſo wohl von ſelbem/ als allen andern Chriſtlichen mitbruͤdern hertzlich zu bitten/ daß ſie mir wolten mit ihrem gebet kaͤmpffen u. die zu fruchtbarer verrichtung des amts noͤthige gnade erbeten helffen. 1688. SECTIO XV. An einen prediger/ deſſen amt GOtt geſegnet. Von hausbeſuchungen. Taback-bau. Spielleuten. Wir- then. Tantzen. Sontags-maͤrckten. Eine uͤbung uͤber die Bi- bel mit den zuhoͤrern. Was den weibern erlaubt? WJe mir alle ſeine bisherige brieffe freude verurſachet/ wann aus den- ſelben einstheils deſſen redliche intention und auch beſtaͤndigkeit in derſelben dem HErren einen treuen arbeiter abzugeben/ theils den dazu

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/694>, abgerufen am 21.12.2024.