Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XI hominem in temerariam jurationem cecidisse, & maluisse non facere quodjuraverat, quam jurationem suam fuso sangvine implere; und Isidori, in malis promissis rescinde fidem, in turpi voto muta decretum. SECTIO XII. Ob ein prediger sich von einigen besondern amts- verrichtungen publice oder privatim ausschliessen lassen könne? Wie weit seine gewalt gehe wegen der schlüssel. Die 1. Frag. Ob nicht vermöge der ordnung unsers beruffs Matth. 28/ 19. Antwort. 1. WJe das lehr-amt einem Christlichen prediger anvertrauet wird/ und solches mit dem effect muß verstanden werden/ nemlich es al- so zu führen/ daß der zweck der gnugsamen erbauung und unter- richt der gemeinde zur gnüge erhalten werden könne/ (indem er die gemeinde solle selig machen) also wird ihm in dem beruff dasselbige auffgetragen insge- mein/ und also wie jeglichen orts die nothdurfft der gemeinde und der perso- nen/ mit welchen man es zu thun hat/ es mit sich bringet/ und neben dem öf- fentlichen vortrag des worts auch absonderl. handlungen erfordert. Wel- ches sich gründet auff den zweck des amts/ welcher zu allen den jenigen mit- teln/ ohne welche derselbe nicht könte wahrhafftig erhalten werden/ ein recht gibet. Wie auch mich dessen versehe/ daß niemand in abrede seyn könne/ daß nicht P p p p 3
ARTIC. III. SECTIO XI hominem in temerariam jurationem cecidiſſe, & maluiſſe non facere quodjuraverat, quam jurationem ſuam fuſo ſangvine implere; und Iſidori, in malis promiſſis reſcinde fidem, in turpi voto muta decretum. SECTIO XII. Ob ein prediger ſich von einigen beſondern amts- verrichtungen publice oder privatim ausſchlieſſen laſſen koͤnne? Wie weit ſeine gewalt gehe wegen der ſchluͤſſel. Die 1. Frag. Ob nicht vermoͤge der ordnung unſers beruffs Matth. 28/ 19. Antwort. 1. WJe das lehr-amt einem Chriſtlichen prediger anvertrauet wird/ und ſolches mit dem effect muß verſtanden werden/ nemlich es al- ſo zu fuͤhren/ daß der zweck der gnugſamen erbauung und unter- richt der gemeinde zur gnuͤge erhalten werden koͤnne/ (indem er die gemeinde ſolle ſelig machen) alſo wird ihm in dem beruff daſſelbige auffgetragen insge- mein/ und alſo wie jeglichen orts die nothdurfft der gemeinde und der perſo- nen/ mit welchen man es zu thun hat/ es mit ſich bringet/ und neben dem oͤf- fentlichen vortrag des worts auch abſonderl. handlungen erfordert. Wel- ches ſich gruͤndet auff den zweck des amts/ welcher zu allen den jenigen mit- teln/ ohne welche derſelbe nicht koͤnte wahrhafftig erhalten werden/ ein recht gibet. Wie auch mich deſſen verſehe/ daß niemand in abrede ſeyn koͤnne/ daß nicht P p p p 3
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ARTIC. III. SECTIO XI
hominem in temerariam jurationem cecidiſſe, & maluiſſe non facere quod
juraverat, quam jurationem ſuam fuſo ſangvine implere; und Iſidori, in
malis promiſſis reſcinde fidem, in turpi voto muta decretum.
SECTIO XII.
Ob ein prediger ſich von einigen beſondern amts-
verrichtungen publice oder privatim ausſchlieſſen laſſen
koͤnne? Wie weit ſeine gewalt gehe wegen der
ſchluͤſſel.
Die 1. Frag.
Ob nicht vermoͤge der ordnung unſers beruffs Matth. 28/ 19.
und ausfuͤhrlicher anweiſung des heil. predigamts. Coloſſ. 1/ 25-29.
auch der austruͤcklichen bezeugung Pauli Act. 20/ 20. 1. Theſſ. 2/ 11.
12. nach dem heil. willen/ rath und vor bild des HErrn Marc. 3/ 33.
34. Matth. 13/ 36. ſeq. Luc. 10/ 39. oͤffentlich und ſonderlich zu lehren
einem jeden diener in der kirchen goͤttliche gewalt gegeben? Und ob
ſolcher verantwortlich nicht nur euſſerlich von der obrigkeit/ ſon-
dern auch gegen die nothdurfft der vertrauten gemeinde durch eini-
ge menſchliche gewalt ſich beſchrencken oder trennen moͤge laſſen?
Matth. 21/ 27. Act. 4/ 18. 19. 5/ 29. 20/ 20. 26. 27. Oder ob auch unter
austruͤcklichem verbot abſonderlich nach nothdurfft (jedoch nicht oh-
ne gelegenheit zu pruͤfen) die ſo viel unwiſſenden zu lehren/ ein goͤtt-
licher beruff zu dem heil. predigamt geſchehen und angenommen
werden koͤnne?
Antwort.
1. WJe das lehr-amt einem Chriſtlichen prediger anvertrauet wird/
und ſolches mit dem effect muß verſtanden werden/ nemlich es al-
ſo zu fuͤhren/ daß der zweck der gnugſamen erbauung und unter-
richt der gemeinde zur gnuͤge erhalten werden koͤnne/ (indem er die gemeinde
ſolle ſelig machen) alſo wird ihm in dem beruff daſſelbige auffgetragen insge-
mein/ und alſo wie jeglichen orts die nothdurfft der gemeinde und der perſo-
nen/ mit welchen man es zu thun hat/ es mit ſich bringet/ und neben dem oͤf-
fentlichen vortrag des worts auch abſonderl. handlungen erfordert. Wel-
ches ſich gruͤndet auff den zweck des amts/ welcher zu allen den jenigen mit-
teln/ ohne welche derſelbe nicht koͤnte wahrhafftig erhalten werden/ ein recht
gibet. Wie auch mich deſſen verſehe/ daß niemand in abrede ſeyn koͤnne/ daß
nicht
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