Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. die verschuldete remotion seines vaters ihm stets in jeglicher erinnerung ei-ne ursach einer betrübnüß und scham werden möchte. Der HErr seiner kirchen regire diese gantze sache/ und erfülle E. Hochgl. SECTIO V. Von führung des amts nach göttlichem willen. ES ist mir auch hertzlich lieb gewesen die treue erinnerung/ daß wir in den
Das andere Capitel. die verſchuldete remotion ſeines vaters ihm ſtets in jeglicher erinnerung ei-ne urſach einer betruͤbnuͤß und ſcham werden moͤchte. Der HErr ſeiner kirchen regire dieſe gantze ſache/ und erfuͤlle E. Hochgl. SECTIO V. Von fuͤhrung des amts nach goͤttlichem willen. ES iſt mir auch hertzlich lieb geweſen die treue erinnerung/ daß wir in den
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Das andere Capitel.
die verſchuldete remotion ſeines vaters ihm ſtets in jeglicher erinnerung ei-
ne urſach einer betruͤbnuͤß und ſcham werden moͤchte.
Der HErr ſeiner kirchen regire dieſe gantze ſache/ und erfuͤlle E. Hochgl.
Gn. und dero raͤthe mit weißheit/ in deroſelben das jenige zu erkennen und
nachmahl zubewerckſtelligen/ was ſeiner heiligen ehre gemaͤß und der kir-
chen auferbauung dienlich iſt; er reinige auch mehr und mehr ſeine gemeinde
von allen aͤrgernuͤſſen/ und gebe diener nach ſeinem hertzen/ nicht in zorn/
ſondern in gnaden/ in welches groſſen GOTTES treue obhut und gnaͤdi-
ge regierung dieſelbe ſamt gantzem hohen hauſe hertzlich empfehlend verblei-
be. ꝛc. 1686.
SECTIO V.
Von fuͤhrung des amts nach goͤttlichem
willen.
ES iſt mir auch hertzlich lieb geweſen die treue erinnerung/ daß wir in
unſerm amt bey den regeln CHriſti treulich bleiben/ und aus andern
menſchlichen/ auch gut ſcheinenden/ abſichten von dem/ was uns
vorgeſchrieben iſt/ nicht abweichen ſollen. Jch erkenne/ daß ſolche erin-
nerung mich und alle/ die mit mir in ſolchem amt und ſtand ſtehen/ wahrhaff-
tig angehe/ daher ſie auch willig von einem jeglichen Chriſtlichen freunde an-
nehme/ als der ich weiß/ wie wir auch vor andern auffweckung bedoͤrffen/
dahero dergleichen ſo gar nicht uͤbelnehme/ daß vielmehr beklage/
daß dergleichen ſeltner als nuͤtzlich waͤre/ vorgehe. Damit
aber meine gedancken hievon deutlich austrucke/ faſſe ich mich in etliche ſaͤtze.
1. Was von unſerm lieben Heiland uns ſo wohl als Chriſten/ als auch
predigern in ſeinen eignen reden/ ſo dann durch ſeine liebe Apoſtel/ deutlich
und austruͤcklich befohlen oder verboten iſt/ dazu ſind wir ſo in
unſerm allgemeinen als abſonderlichen ſtand dermaſſen genau verbunden/
daß uns nicht erlaubt iſt/ etwas von jenem gantz zu unterlaſſen/ oder von
dieſem zu thun/ und alſo aus einigem menſchlichen bedencken von ſolcher regel
abzuweichen: daher was Chriſtliche klugheit hierinnen macht hat/ beſtehet
nicht darinnen/ ob wir das gebotene unterlaſſen oder das verbotene jemahl
thun doͤrfften/ ſondern ſie kan uns nur in denen mit unterlauffenden umſtaͤn-
den zuweilen maaß geben/ wie das jenige was wir thun ſollen/ am nuͤtz-
lichſten und fruchtbarſten/ was zeit/ ort/ manier anlangt/ verrichtet wer-
den
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