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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. II. SECTIO XV.
dem glauben an ihn gern gehorsamen und auff nichts anders als sein werck
sehen sollen. Hiezu kommt/ daß denen lieben kindern an der beförderung in
jetzigem lande nicht schädlich seyn kan/ ob auch der vater mit hohem Consens
anders wohin dem beruff folgte. Weil ich nun die sache auff diese weise an-
sehe/ so gehet mein weniger rath dahin/ mein hochgeehrter Herr überlegte
nochmals alles in der forcht des HErrn/ und prüffte sich vor dessen angesicht/
und mit hertzlicher anruffung um seine heilige regirung/ ob er bey sich selbs
zu einiger fernern gewißheit kommen könte; solte nun wie ich vermuthe/ das
hertz nach der folge sich neigen/ so würde als dann von nöthen seyn/ an jetzigen
Landes-Herrn sich zu wenden/ die gethane anmuthung samt denen ursachen/
welche göttlichen willen anzuzeigen schienen/ demselben vorzustellen/ und we-
gen habender obligation, in dero gnädigsten entschluß zu setzen/ ob sie auch
darinnen göttlichen rath erkennen/ und zu folge dessen die dimission ertheilen
wolten oder nicht. Was nun alsdann vor eine resolution erfolgen würde/
nach dem wolte ich/ da es meine sache wäre/ mich richten/ und vor den befehl
dessen/ der die hertzen in händen hat und regiret/ annehmen. Dieses sind mei-
ne gedancken über das geschäfft/ so ich auff verlangen habe überschreiben sol-
len/ damit aber desselben gewissen nichts vorzuschreiben gedencke/ sondern ei-
gener fernerer überlegung und entschluß überlasse. Der HErr aber dessen
wir alle und an allen orten sind/ regire deroselben gemüth/ auch die hertzen al-
ler derer die dazu zu reden haben/ und also das gantze werck/ auff welcher sei-
ten er weißlich erkennet/ daß seine ehre und der kirchen wolfahrt am nachtrück-
lichsten mag befordert werden. 1691.

SECTIO XVI.
Als eines jungen Herrn Informator zu einem
diaconat beruffen wurde/ was zu wehlen. Ob auff die
besoldung zu sehen?

JCh wende mich stracks zu den vorgelegten fragen/ über dieselben in der
furcht des HErrn/ den ich auch darum angeruffen habe/ meine einfälti-
ge gedancken zu communiciren. Es lautet aber die I. Q. Welche stel-
le unter beyden der andern vorzuziehen?
quaenam functio altera divinior?
Ob hier oder dorten die ehre GOttes meine und des neben-menschen
seligkeit am meisten zu befordern/ und also ob die empfangene
voca-
tion
ausschlagen und in gegenwärtiger Sparta darinnen albereit
fünfftehalb jahr mit GOtt gestanden/ ferner zu verharren oder
nicht?

Auff diese nun zu antworten/ weiß ich noch aus den überschriebenen

um-
Y y y

ARTIC. II. SECTIO XV.
dem glauben an ihn gern gehorſamen und auff nichts anders als ſein werck
ſehen ſollen. Hiezu kommt/ daß denen lieben kindern an der befoͤrderung in
jetzigem lande nicht ſchaͤdlich ſeyn kan/ ob auch der vater mit hohem Conſens
anders wohin dem beruff folgte. Weil ich nun die ſache auff dieſe weiſe an-
ſehe/ ſo gehet mein weniger rath dahin/ mein hochgeehrter Herr uͤberlegte
nochmals alles in der forcht des HErrn/ und pruͤffte ſich vor deſſen angeſicht/
und mit hertzlicher anruffung um ſeine heilige regirung/ ob er bey ſich ſelbs
zu einiger fernern gewißheit kommen koͤnte; ſolte nun wie ich vermuthe/ das
hertz nach der folge ſich neigen/ ſo wuͤrde als dann von noͤthen ſeyn/ an jetzigen
Landes-Herrn ſich zu wenden/ die gethane anmuthung ſamt denen urſachen/
welche goͤttlichen willen anzuzeigen ſchienen/ demſelben vorzuſtellen/ und we-
gen habender obligation, in dero gnaͤdigſten entſchluß zu ſetzen/ ob ſie auch
darinnen goͤttlichen rath erkennen/ und zu folge deſſen die dimiſſion ertheilen
wolten oder nicht. Was nun alsdann vor eine reſolution erfolgen wuͤrde/
nach dem wolte ich/ da es meine ſache waͤre/ mich richten/ und vor den befehl
deſſen/ der die hertzen in haͤnden hat und regiret/ annehmen. Dieſes ſind mei-
ne gedancken uͤber das geſchaͤfft/ ſo ich auff verlangen habe uͤberſchreiben ſol-
len/ damit aber deſſelben gewiſſen nichts vorzuſchreiben gedencke/ ſondern ei-
gener fernerer uͤberlegung und entſchluß uͤberlaſſe. Der HErr aber deſſen
wir alle und an allen orten ſind/ regire deroſelben gemuͤth/ auch die hertzen al-
ler derer die dazu zu reden haben/ und alſo das gantze werck/ auff welcher ſei-
ten er weißlich erkennet/ daß ſeine ehre und der kirchen wolfahrt am nachtruͤck-
lichſten mag befordert werden. 1691.

SECTIO XVI.
Als eines jungen Herrn Informator zu einem
diaconat beruffen wurde/ was zu wehlen. Ob auff die
beſoldung zu ſehen?

JCh wende mich ſtracks zu den vorgelegten fragen/ uͤber dieſelben in der
furcht des HErrn/ den ich auch darum angeruffen habe/ meine einfaͤlti-
ge gedancken zu communiciren. Es lautet aber die I. Q. Welche ſtel-
le unter beydẽ der andern vorzuziehen?
quænam functio alterâ divinior?
Ob hier oder dorten die ehre GOttes meine und des neben-menſchen
ſeligkeit am meiſten zu befordern/ und alſo ob die empfangene
voca-
tion
ausſchlagen und in gegenwaͤrtiger Sparta darinnen albereit
fuͤnfftehalb jahr mit GOtt geſtanden/ ferner zu verharren oder
nicht?

Auff dieſe nun zu antworten/ weiß ich noch aus den uͤberſchriebenen

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[537/0553] ARTIC. II. SECTIO XV. dem glauben an ihn gern gehorſamen und auff nichts anders als ſein werck ſehen ſollen. Hiezu kommt/ daß denen lieben kindern an der befoͤrderung in jetzigem lande nicht ſchaͤdlich ſeyn kan/ ob auch der vater mit hohem Conſens anders wohin dem beruff folgte. Weil ich nun die ſache auff dieſe weiſe an- ſehe/ ſo gehet mein weniger rath dahin/ mein hochgeehrter Herr uͤberlegte nochmals alles in der forcht des HErrn/ und pruͤffte ſich vor deſſen angeſicht/ und mit hertzlicher anruffung um ſeine heilige regirung/ ob er bey ſich ſelbs zu einiger fernern gewißheit kommen koͤnte; ſolte nun wie ich vermuthe/ das hertz nach der folge ſich neigen/ ſo wuͤrde als dann von noͤthen ſeyn/ an jetzigen Landes-Herrn ſich zu wenden/ die gethane anmuthung ſamt denen urſachen/ welche goͤttlichen willen anzuzeigen ſchienen/ demſelben vorzuſtellen/ und we- gen habender obligation, in dero gnaͤdigſten entſchluß zu ſetzen/ ob ſie auch darinnen goͤttlichen rath erkennen/ und zu folge deſſen die dimiſſion ertheilen wolten oder nicht. Was nun alsdann vor eine reſolution erfolgen wuͤrde/ nach dem wolte ich/ da es meine ſache waͤre/ mich richten/ und vor den befehl deſſen/ der die hertzen in haͤnden hat und regiret/ annehmen. Dieſes ſind mei- ne gedancken uͤber das geſchaͤfft/ ſo ich auff verlangen habe uͤberſchreiben ſol- len/ damit aber deſſelben gewiſſen nichts vorzuſchreiben gedencke/ ſondern ei- gener fernerer uͤberlegung und entſchluß uͤberlaſſe. Der HErr aber deſſen wir alle und an allen orten ſind/ regire deroſelben gemuͤth/ auch die hertzen al- ler derer die dazu zu reden haben/ und alſo das gantze werck/ auff welcher ſei- ten er weißlich erkennet/ daß ſeine ehre und der kirchen wolfahrt am nachtruͤck- lichſten mag befordert werden. 1691. SECTIO XVI. Als eines jungen Herrn Informator zu einem diaconat beruffen wurde/ was zu wehlen. Ob auff die beſoldung zu ſehen? JCh wende mich ſtracks zu den vorgelegten fragen/ uͤber dieſelben in der furcht des HErrn/ den ich auch darum angeruffen habe/ meine einfaͤlti- ge gedancken zu communiciren. Es lautet aber die I. Q. Welche ſtel- le unter beydẽ der andern vorzuziehen? quænam functio alterâ divinior? Ob hier oder dorten die ehre GOttes meine und des neben-menſchen ſeligkeit am meiſten zu befordern/ und alſo ob die empfangene voca- tion ausſchlagen und in gegenwaͤrtiger Sparta darinnen albereit fuͤnfftehalb jahr mit GOtt geſtanden/ ferner zu verharren oder nicht? Auff dieſe nun zu antworten/ weiß ich noch aus den uͤberſchriebenen um- Y y y

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/553>, abgerufen am 21.11.2024.