Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. recht machen/ was vor sich unziemlich ist: ja welcher auch in einem sonsten or-dentlichen beruff dieses liesse seinen zweck seyn/ damit er zu dem brodt kommen möchte/ würde sich bereits damit schwehrlich versündigen. Das exempel des Propheten Jesaiä macht die sache nicht völlig aus/ ob es wol so viel wie oben gemeldet/ erweiset/ daß gleichwohl auff einiges anerbieten auch ein wahrer beruff folgen möge. Von dem ort Pauli aber 1. Tim. 3/ 1. ist schon oben gehandelt worden. Der HErr sende allezeit tüchtige arbeiter jedes orts in seine erndte/ gebe SECTIO III. Uber antragung einer Hoff-predicatur. DAs an mich abgegebene habe wohl empfangen/ und daraus gleichwie am
Das andere Capitel. recht machen/ was vor ſich unziemlich iſt: ja welcher auch in einem ſonſten or-dentlichen beruff dieſes lieſſe ſeinen zweck ſeyn/ damit er zu dem brodt kommen moͤchte/ wuͤrde ſich bereits damit ſchwehrlich verſuͤndigen. Das exempel des Propheten Jeſaiaͤ macht die ſache nicht voͤllig aus/ ob es wol ſo viel wie oben gemeldet/ erweiſet/ daß gleichwohl auff einiges anerbieten auch ein wahrer beruff folgen moͤge. Von dem ort Pauli aber 1. Tim. 3/ 1. iſt ſchon oben gehandelt worden. Der HErr ſende allezeit tuͤchtige arbeiter jedes orts in ſeine erndte/ gebe SECTIO III. Uber antragung einer Hoff-predicatur. DAs an mich abgegebene habe wohl empfangen/ und daraus gleichwie am
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Das andere Capitel.
recht machen/ was vor ſich unziemlich iſt: ja welcher auch in einem ſonſten or-
dentlichen beruff dieſes lieſſe ſeinen zweck ſeyn/ damit er zu dem brodt kommen
moͤchte/ wuͤrde ſich bereits damit ſchwehrlich verſuͤndigen. Das exempel des
Propheten Jeſaiaͤ macht die ſache nicht voͤllig aus/ ob es wol ſo viel wie oben
gemeldet/ erweiſet/ daß gleichwohl auff einiges anerbieten auch ein wahrer
beruff folgen moͤge. Von dem ort Pauli aber 1. Tim. 3/ 1. iſt ſchon oben
gehandelt worden.
Der HErr ſende allezeit tuͤchtige arbeiter jedes orts in ſeine erndte/ gebe
allen candidatis die wichtigkeit und nothwendigkeit des amts dazu ſie beſtim-
met ſind alſo einzuſehen/ damit ſie weder aus forcht davor zu viel fliehen/
noch unziemlich dazu eylen/ ſondern ſich auch in ſolche ſache von dem finger
GOttes leiten laſſen/ regiere auch die hertzen der jenigen/ bey welchen das
meiſte der wahl eines orts ſtehet/ daß ſie ſich nicht durch bitten/ verheiſſen o-
der ander fleiſchliches ſuchen bewegen laſſen/ ſondern allezeit auf die jenige
perſonen ſehen/ welche ihnen der HERR-ſelbs weiſet/ und ſegne nachmahl
der jenigen arbeit/ die er beruffen hat./ um ſeiner ehre willen. Amen.
1685.
SECTIO III.
Uber antragung einer Hoff-predicatur.
DAs an mich abgegebene habe wohl empfangen/ und daraus gleichwie
das Chriſtliche vertrauen gegen mich/ davor freundlichen danck ſage/
alſo auch das gethane begehren zur gnuͤge verſtanden. Nun wuͤnſch-
te zwahr/ daß mit gnugſamen grunde und zu voͤlliger beruhigung in dem vor-
geſtellten aͤnderungs-fall zu antworten vermoͤchte/ nachdem mir aber/ woran
doch ein groſſes ligt/ die bewandnuͤß der beyden ſtellen und gemeinden/ was
bey jeden zu thun und verhoffentlich auszurichten ſeye/ ja insgeſamt der gan-
tze zuſtand ihres orts/ nicht bekant iſt/ daher ich unter jenen eine vergleichung
nicht wol machen kan/ ſo ſihet derſelbe ſelbs/ daß ich nicht gruͤndlich/ ſondern
allein ſo viel mir das communicirte liecht gibet/ von der materie urtheilen
kan: jedoch zum zeugnuͤß bruͤderlicher willigkeit/ und mit anruffung goͤttli-
cher gnaden-regierung/ will mich nicht entbrechen dasjenige mitzutheilen/
wie mir auffs wenigſte aus dem kundgemachten die ſache vorkommt. So
bekenne nun/ daß mir die angefuͤhrte rationes die auffgetragene hoff-predi-
catur zu decliniren noch nicht ſo wichtig vorkommen/ daß ich auch darauff zu
beruhen getrauete. 1. Daß derſelbige ſich zu ſolchem amt ungeſchickt befin-
det/ hebet einen an ſich ſelbs goͤttlichen beruff nicht auff. Jndem wir wiſſen
muͤſſen/ daß wir von uns ſelbs und unſrer tuͤchtigkeit zu dieſem und jenem
am
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