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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das erste Capitel.
dißmahl eingefallen: vielleicht gibts aber auch in gegenwart mehr gelegen-
heit hievon zu reden. Jnsgesamt sihe ich gern/ so offt man einen text tracti-
ren will/ daß man erstlich nach hertzlichem gebeth denselben in seiner gantzen
connexion lese und betrachte/ wieweit man darinn mit eigenem fleiß kom-
men könne: nachmahl aber erst einen Commentarium lese/ um seine gedan-
cken/ durch andere entweder bekräfftigen zu lassen/ oder auch mit bessern/ die
man findet/ wieder zu verwechseln/ darmit man also so wohl aus anderer
männer gaben/ nutzen schöpffe/ als doch auch von niemand sich bloß einnehmen
lasse. etc. 1692.

SECTIO LXXVI.
Andr. Crameri
schrifften. Lehr von den schätzen
der seligkeit/ aber mit verhütung der
sicherheit.

JCh kan nicht gnug mit wenigen worten austrucken/ die hertzliche ver-
gnügung/ welche ich aus E. Wohl-Ehrwürd. freundlichen an mich getha-
nem und aus der Leiptziger meß jüngstes mir überbrachtem geschöpffet
habe. Wie ich denn billich dem liebreichsten Vater alles guten/ demüthig
danck sage/ daß er seines treuen dieners den er längst zu seiner freude ein gefüh-
ret/ von der welt auch so ring fügige arbeit auch diesesmahl wiederum kräfftig
gesegnet/ auch mir die freude wiederfahren hat lassen/ zu sehen/ daß die wenige
sorgen so ich zu der wieder auflage allhier vor etlichen jahren angewendet habe
nicht vergebens gewesen seye. Und zwahr hat mich solches so viel hertzlicher ver-
gnügt/ weil von solcher zeit an/ des hiesigen drucks/ ohne das in Württen-
berg sich einige gute fromme hertzen gefunden/ die ein belieben daran zu haben
bezeuget/ sonsten fast wenig gehöret/ daß anderer orten viele solcher heiligen
einfalt den rechten geschmack abgewonnen: daß ich mich offtmals wundre/ wie
es komme/ daß die rechte krafft des Evangelii nicht in der würde bey uns
Evangelischen gehalten werde/ wie es billich wäre. Jedoch mögen auch an-
dere gute gemüther/ denen Crameri werther nahme eben unbekant/ aus der
schrifft selbsten und darinnen vornehmlich dem theuren Paulo und Johanne/
so dann unserem vortrefflichen Luthero/ Arndio oder auch dem lieben Statio,
welcher aus Stephano Praetorio mit gutem bedacht das beste/ abgesondert ei-
niger in jenes schrifften befindlicher schlacken/ zusammen gesammlet/ eben das
jenige gefasst und in ihre hertzen getruckt haben/ was dieser treue lehrer Andr.
Cramerus,
so eiffrig und auff eine solche deutliche art in seinen neu auffgeleg-
ten schrifften uns vorlegt. Es bleibet freylich an dem/ das Evangelium
muß es seyn/ welches Christo kinder zeuget: dieses wort der gnaden ist die

selige

Das erſte Capitel.
dißmahl eingefallen: vielleicht gibts aber auch in gegenwart mehr gelegen-
heit hievon zu reden. Jnsgeſamt ſihe ich gern/ ſo offt man einen text tracti-
ren will/ daß man erſtlich nach hertzlichem gebeth denſelben in ſeiner gantzen
connexion leſe und betrachte/ wieweit man darinn mit eigenem fleiß kom-
men koͤnne: nachmahl aber erſt einen Commentarium leſe/ um ſeine gedan-
cken/ durch andere entweder bekraͤfftigen zu laſſen/ oder auch mit beſſern/ die
man findet/ wieder zu verwechſeln/ darmit man alſo ſo wohl aus anderer
maͤnner gaben/ nutzen ſchoͤpffe/ als doch auch von niemand ſich bloß einnehmen
laſſe. ꝛc. 1692.

SECTIO LXXVI.
Andr. Crameri
ſchrifften. Lehr von den ſchaͤtzen
der ſeligkeit/ aber mit verhuͤtung der
ſicherheit.

JCh kan nicht gnug mit wenigen worten austrucken/ die hertzliche ver-
gnuͤgung/ welche ich aus E. Wohl-Ehrwuͤrd. freundlichẽ an mich getha-
nem und aus der Leiptziger meß juͤngſtes mir uͤberbrachtem geſchoͤpffet
habe. Wie ich denn billich dem liebreichſten Vater alles guten/ demuͤthig
danck ſage/ daß er ſeines treuẽ dieners den er laͤngſt zu ſeiner freude ein gefuͤh-
ret/ von der welt auch ſo ring fuͤgige arbeit auch dieſesmahl wiederum kraͤfftig
geſegnet/ auch mir die freude wiederfahren hat laſſen/ zu ſehen/ daß die wenige
ſorgen ſo ich zu der wieder auflage allhier vor etlichẽ jahren angewendet habe
nicht vergebens geweſen ſeye. Uñ zwahr hat mich ſolches ſo viel hertzlicher ver-
gnuͤgt/ weil von ſolcher zeit an/ des hieſigen drucks/ ohne das in Wuͤrtten-
berg ſich einige gute fromme hertzen gefunden/ die ein belieben daran zu haben
bezeuget/ ſonſten faſt wenig gehoͤret/ daß anderer orten viele ſolcher heiligen
einfalt den rechten geſchmack abgewonnen: daß ich mich offtmals wundre/ wie
es komme/ daß die rechte krafft des Evangelii nicht in der wuͤrde bey uns
Evangeliſchen gehalten werde/ wie es billich waͤre. Jedoch moͤgen auch an-
dere gute gemuͤther/ denen Crameri werther nahme eben unbekant/ aus der
ſchrifft ſelbſten und darinnen vornehmlich dem theuren Paulo und Johañe/
ſo dann unſerem vortrefflichen Luthero/ Arndio oder auch dem lieben Statio,
welcher aus Stephano Prætorio mit gutem bedacht das beſte/ abgeſondert ei-
niger in jenes ſchrifften befindlicher ſchlacken/ zuſammen geſammlet/ eben das
jenige gefaſſt und in ihre hertzen getruckt haben/ was dieſer treue lehrer Andr.
Cramerus,
ſo eiffrig und auff eine ſolche deutliche art in ſeinen neu auffgeleg-
ten ſchrifften uns vorlegt. Es bleibet freylich an dem/ das Evangelium
muß es ſeyn/ welches Chriſto kinder zeuget: dieſes wort der gnaden iſt die

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[332/0348] Das erſte Capitel. dißmahl eingefallen: vielleicht gibts aber auch in gegenwart mehr gelegen- heit hievon zu reden. Jnsgeſamt ſihe ich gern/ ſo offt man einen text tracti- ren will/ daß man erſtlich nach hertzlichem gebeth denſelben in ſeiner gantzen connexion leſe und betrachte/ wieweit man darinn mit eigenem fleiß kom- men koͤnne: nachmahl aber erſt einen Commentarium leſe/ um ſeine gedan- cken/ durch andere entweder bekraͤfftigen zu laſſen/ oder auch mit beſſern/ die man findet/ wieder zu verwechſeln/ darmit man alſo ſo wohl aus anderer maͤnner gaben/ nutzen ſchoͤpffe/ als doch auch von niemand ſich bloß einnehmen laſſe. ꝛc. 1692. SECTIO LXXVI. Andr. Crameriſchrifften. Lehr von den ſchaͤtzen der ſeligkeit/ aber mit verhuͤtung der ſicherheit. JCh kan nicht gnug mit wenigen worten austrucken/ die hertzliche ver- gnuͤgung/ welche ich aus E. Wohl-Ehrwuͤrd. freundlichẽ an mich getha- nem und aus der Leiptziger meß juͤngſtes mir uͤberbrachtem geſchoͤpffet habe. Wie ich denn billich dem liebreichſten Vater alles guten/ demuͤthig danck ſage/ daß er ſeines treuẽ dieners den er laͤngſt zu ſeiner freude ein gefuͤh- ret/ von der welt auch ſo ring fuͤgige arbeit auch dieſesmahl wiederum kraͤfftig geſegnet/ auch mir die freude wiederfahren hat laſſen/ zu ſehen/ daß die wenige ſorgen ſo ich zu der wieder auflage allhier vor etlichẽ jahren angewendet habe nicht vergebens geweſen ſeye. Uñ zwahr hat mich ſolches ſo viel hertzlicher ver- gnuͤgt/ weil von ſolcher zeit an/ des hieſigen drucks/ ohne das in Wuͤrtten- berg ſich einige gute fromme hertzen gefunden/ die ein belieben daran zu haben bezeuget/ ſonſten faſt wenig gehoͤret/ daß anderer orten viele ſolcher heiligen einfalt den rechten geſchmack abgewonnen: daß ich mich offtmals wundre/ wie es komme/ daß die rechte krafft des Evangelii nicht in der wuͤrde bey uns Evangeliſchen gehalten werde/ wie es billich waͤre. Jedoch moͤgen auch an- dere gute gemuͤther/ denen Crameri werther nahme eben unbekant/ aus der ſchrifft ſelbſten und darinnen vornehmlich dem theuren Paulo und Johañe/ ſo dann unſerem vortrefflichen Luthero/ Arndio oder auch dem lieben Statio, welcher aus Stephano Prætorio mit gutem bedacht das beſte/ abgeſondert ei- niger in jenes ſchrifften befindlicher ſchlacken/ zuſammen geſammlet/ eben das jenige gefaſſt und in ihre hertzen getruckt haben/ was dieſer treue lehrer Andr. Cramerus, ſo eiffrig und auff eine ſolche deutliche art in ſeinen neu auffgeleg- ten ſchrifften uns vorlegt. Es bleibet freylich an dem/ das Evangelium muß es ſeyn/ welches Chriſto kinder zeuget: dieſes wort der gnaden iſt die ſelige

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/348>, abgerufen am 21.11.2024.