Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.SECTIO XLIII. so ich mit andern Christlichen Theologis gleichfals gemein habe/ nicht an-ders als auch mit dem geist der liebe geurtheilt zu werden hoffe. (NB. Daß in diesem schreiben des 20. Cap. der Offenb. Joh. nicht Verfolg solcher materie. AUs dem schreiben selbs habe abgesehen daß mein hochg. Hr. Schwager in nen
SECTIO XLIII. ſo ich mit andern Chriſtlichen Theologis gleichfals gemein habe/ nicht an-ders als auch mit dem geiſt der liebe geurtheilt zu werden hoffe. (NB. Daß in dieſem ſchreiben des 20. Cap. der Offenb. Joh. nicht Verfolg ſolcher materie. AUs dem ſchreiben ſelbs habe abgeſehen daß mein hochg. Hr. Schwager in nen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO XLIII.</hi></hi></hi></fw><lb/> ſo ich mit andern Chriſtlichen <hi rendition="#aq">Theologis</hi> gleichfals gemein habe/ nicht an-<lb/> ders als auch mit dem geiſt der liebe geurtheilt zu werden hoffe.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#aq">NB.</hi> <hi rendition="#fr">Daß in dieſem ſchreiben des 20. Cap. der Offenb. Joh. nicht<lb/><hi rendition="#et">gedacht/ iſt geſchehen/ weil als ich ſolches geſchrieben/ nichts bey<lb/> mir wegendes verſtands ſolcher ſtelle ſchlieſſen konte.</hi></hi>)</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Verfolg ſolcher materie.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>Us dem ſchreiben ſelbs habe abgeſehen daß mein hochg. Hr. Schwager in<lb/> ſeiner meinung ſich gnugſam gegruͤndet achtet zu ſeyn: Bekenne aber/<lb/> daß ich nicht ſehe auff meine vorige <hi rendition="#aq">argumenta</hi> in dem wenigſten geantwor-<lb/> tet zu ſeyn. 1. Den ort. 2. <hi rendition="#fr">Theſſalon.</hi> 2. anlangend: So iſt die frage/ ob<lb/> ſelbiger die eintzige regel ſeye dieſer frage. Da erkenne ich gern/ daß ſolche ma-<lb/> terie an ſelbigem ort <hi rendition="#aq">ex profeſſo tracti</hi>ret werde/ und es alſo eine <hi rendition="#aq">ſe-<lb/> des propria</hi> ſeye/ aber nicht ſo wohl uͤber die <hi rendition="#aq">quæſtionem affirmativè,</hi><lb/> als <hi rendition="#aq">negativè conceptam.</hi> Es war der ſtreit bey den Theſſalonichern/ ob<lb/> der tag des HErrn fuͤrhanden ſey? S. Paulus ſaget/ nein/ und lehret ſie/<lb/> es koͤnne derſelbe nicht eher kommen/ als der Anti-chriſt entdeckt ſeye. Das<lb/> iſt der gantze inhalt der Pauliniſchen lehr an ſolchem ort. Nemlich/ daß die<lb/> offenbahrung des Anti-chriſts muͤſte vor dem juͤngſten tag geſchehen: Nicht<lb/> aber ſo bald die offenbahrung des Anti-chriſts geſchehen/ ſo muß jener fol-<lb/> gen. Nun von jenem ſtuͤck iſt kein ſtreit/ und bin ſelbs mit M. Hr. Schwa-<lb/> ger einig/ der juͤngſte tag habe vorher nicht kommen koͤnnen/ ſeye alſo auch die-<lb/> ſe offenbahrung ein zeichen ſolches tags des HErrn. Aber davon iſt allein<lb/> zwiſchen uns der ſtreit/ daß unmittelbahr auf ſolche offenbahrung die erſchei-<lb/> nung des HErrn folgen muͤſſe/ und keine andere prophezeyungen der ſchrifft<lb/> mehr vorhanden ſeyen/ die dazwiſchen erfuͤllet werden ſolten: Sondern daß<lb/> ſolche offenbahrung die letzte unter allen propheceyungen ſeye. Solches<lb/> ſagt Paulus an dem angezogenen ort nicht/ und davon iſt doch allein der<lb/> ſtreit. So folgt nicht/ er gedenckt gleichwol auch keiner andern dinge/ die<lb/> dazwiſchen geſchehen ſolten/ dann es war auch nicht noͤthig: Dieweil auch ein<lb/> einiges zeichen anzufuͤhren gnug war/ den Theſſalonichern den damahligen<lb/> irrthum zu benehmen/ weil ſolches noch nicht gekommen/ ſo muͤſte dann der<lb/> tag des HErrn noch nicht vorhanden ſeyn. Es erzehlet je unſer liebſter Hei-<lb/> land ſelbs <hi rendition="#fr">Matth. 24. Luc.</hi> 21. und anders wo unterſchiedliche zeichen/<lb/> die vor dem juͤngſten tag hergehen ſolten/ deren gleichwol Paulus an gedach-<lb/> tem ort auch nicht meldung thut/ noch zuthun noͤthig hatte. Daraus aber<lb/> erhellet/ daß dieſelbe Pauliniſche <hi rendition="#aq">tractation</hi> nicht alſo moͤge <hi rendition="#aq">pro ſede hujus<lb/> controverſiæ</hi> gehalten werden/ daß man daraus ſo wol <hi rendition="#aq">affirmativè</hi> als <hi rendition="#aq">nega-<lb/> tivè</hi> ſchlieſſen moͤchte. Sondern wie wir Gott zu dancken/ daß er uns durch ſei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0239]
SECTIO XLIII.
ſo ich mit andern Chriſtlichen Theologis gleichfals gemein habe/ nicht an-
ders als auch mit dem geiſt der liebe geurtheilt zu werden hoffe.
(NB. Daß in dieſem ſchreiben des 20. Cap. der Offenb. Joh. nicht
gedacht/ iſt geſchehen/ weil als ich ſolches geſchrieben/ nichts bey
mir wegendes verſtands ſolcher ſtelle ſchlieſſen konte.)
Verfolg ſolcher materie.
AUs dem ſchreiben ſelbs habe abgeſehen daß mein hochg. Hr. Schwager in
ſeiner meinung ſich gnugſam gegruͤndet achtet zu ſeyn: Bekenne aber/
daß ich nicht ſehe auff meine vorige argumenta in dem wenigſten geantwor-
tet zu ſeyn. 1. Den ort. 2. Theſſalon. 2. anlangend: So iſt die frage/ ob
ſelbiger die eintzige regel ſeye dieſer frage. Da erkenne ich gern/ daß ſolche ma-
terie an ſelbigem ort ex profeſſo tractiret werde/ und es alſo eine ſe-
des propria ſeye/ aber nicht ſo wohl uͤber die quæſtionem affirmativè,
als negativè conceptam. Es war der ſtreit bey den Theſſalonichern/ ob
der tag des HErrn fuͤrhanden ſey? S. Paulus ſaget/ nein/ und lehret ſie/
es koͤnne derſelbe nicht eher kommen/ als der Anti-chriſt entdeckt ſeye. Das
iſt der gantze inhalt der Pauliniſchen lehr an ſolchem ort. Nemlich/ daß die
offenbahrung des Anti-chriſts muͤſte vor dem juͤngſten tag geſchehen: Nicht
aber ſo bald die offenbahrung des Anti-chriſts geſchehen/ ſo muß jener fol-
gen. Nun von jenem ſtuͤck iſt kein ſtreit/ und bin ſelbs mit M. Hr. Schwa-
ger einig/ der juͤngſte tag habe vorher nicht kommen koͤnnen/ ſeye alſo auch die-
ſe offenbahrung ein zeichen ſolches tags des HErrn. Aber davon iſt allein
zwiſchen uns der ſtreit/ daß unmittelbahr auf ſolche offenbahrung die erſchei-
nung des HErrn folgen muͤſſe/ und keine andere prophezeyungen der ſchrifft
mehr vorhanden ſeyen/ die dazwiſchen erfuͤllet werden ſolten: Sondern daß
ſolche offenbahrung die letzte unter allen propheceyungen ſeye. Solches
ſagt Paulus an dem angezogenen ort nicht/ und davon iſt doch allein der
ſtreit. So folgt nicht/ er gedenckt gleichwol auch keiner andern dinge/ die
dazwiſchen geſchehen ſolten/ dann es war auch nicht noͤthig: Dieweil auch ein
einiges zeichen anzufuͤhren gnug war/ den Theſſalonichern den damahligen
irrthum zu benehmen/ weil ſolches noch nicht gekommen/ ſo muͤſte dann der
tag des HErrn noch nicht vorhanden ſeyn. Es erzehlet je unſer liebſter Hei-
land ſelbs Matth. 24. Luc. 21. und anders wo unterſchiedliche zeichen/
die vor dem juͤngſten tag hergehen ſolten/ deren gleichwol Paulus an gedach-
tem ort auch nicht meldung thut/ noch zuthun noͤthig hatte. Daraus aber
erhellet/ daß dieſelbe Pauliniſche tractation nicht alſo moͤge pro ſede hujus
controverſiæ gehalten werden/ daß man daraus ſo wol affirmativè als nega-
tivè ſchlieſſen moͤchte. Sondern wie wir Gott zu dancken/ daß er uns durch ſei-
nen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |