Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:
<< vorherige Seite

tatem/ ampts vnnd gewissens halber versuchet
auffs eusserste zu bereden: ja im widrigen fall hett
er 12. daß vmbstehende volck coram Deo pro-
testando
zum zeugen nehmen/ vnd stante pede
wieder den Richter ad supremum Magistra-
tum appelliren,
vnnd der privilegien so die
geistlichen haben nicht vergessen/ oder aber 13. daß
jus migrandi lieber erwehlen/ als einen solchen
solaecismum begehen sollen.

* Die 40. Streit-rede.
Ob jemandt vorhin die
Malefiz that
bekennet: vnnd aber an der gerichts stell sein
bekendtnuß wiederruffet: sothane wie-
derruffung gelten soll.

PRaxis sagt nein darzu: Ich aber antwor-
te: Ein verständiger Beichtvatter kan
mercken/ ob eine wahre Bußfertigkeit vor-
her gegangen: So er nun rechte Bußzei-
chen verspüret/ so ists gewiß/ daß man solch wie-
derruffen nicht verwerffen soll: sonderlich wenn
sie bezeugen: sie hetten vnschuldige Leut angege-
ben. Rationes sein diese:

i. Die Natur gibts: daß man von sterben-
den praesumirt, sie bedencken jhre seele: vnnd
werden nun nit liegen.

* Einred: Vnholden sein keine Heyligen/
vnd sein im kopff verwirret.

Antwort: Beydes ist nicht absolut waar:

denn
* p. 271.
* p. 272.

tatem/ ampts vnnd gewiſſens halber verſuchet
auffs euſſerſte zu bereden: ja im widrigen fall hett
er 12. daß vmbſtehende volck coram Deo pro-
teſtando
zum zeugen nehmen/ vnd ſtante pede
wieder den Richter ad ſupremum Magiſtra-
tum appelliren,
vnnd der privilegien ſo die
geiſtlichen haben nicht vergeſſen/ oder aber 13. daß
jus migrandi lieber erwehlen/ als einen ſolchen
ſolæciſmum begehen ſollen.

* Die 40. Streit-rede.
Ob jemandt vorhin die
Malefiz that
bekennet: vnnd aber an der gerichts ſtell ſein
bekendtnuß wiederruffet: ſothane wie-
derruffung gelten ſoll.

PRaxis ſagt nein darzu: Ich aber antwor-
te: Ein verſtaͤndiger Beichtvatter kan
mercken/ ob eine wahre Bußfertigkeit vor-
her gegangen: So er nun rechte Bußzei-
chen verſpuͤret/ ſo iſts gewiß/ daß man ſolch wie-
derruffen nicht verwerffen ſoll: ſonderlich wenn
ſie bezeugen: ſie hetten vnſchuldige Leut angege-
ben. Rationes ſein dieſe:

i. Die Natur gibts: daß man von ſterben-
den præſumirt, ſie bedencken jhre ſeele: vnnd
werden nun nit liegen.

* Einred: Vnholden ſein keine Heyligen/
vnd ſein im kopff verwirꝛet.

Antwort: Beydes iſt nicht abſolut waar:

denn
* p. 271.
* p. 272.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="130"/><hi rendition="#aq">tatem/</hi> ampts vnnd gewi&#x017F;&#x017F;ens halber ver&#x017F;uchet<lb/>
auffs eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te zu bereden: ja im widrigen fall hett<lb/>
er 12. daß vmb&#x017F;tehende volck <hi rendition="#aq">coram Deo pro-<lb/>
te&#x017F;tando</hi> zum zeugen nehmen/ vnd <hi rendition="#aq">&#x017F;tante pede</hi><lb/>
wieder den Richter <hi rendition="#aq">ad &#x017F;upremum Magi&#x017F;tra-<lb/>
tum appelliren,</hi> vnnd der <hi rendition="#aq">privilegien</hi> &#x017F;o die<lb/>
gei&#x017F;tlichen haben nicht verge&#x017F;&#x017F;en/ oder aber 13. daß<lb/><hi rendition="#aq">jus migrandi</hi> lieber erwehlen/ als einen &#x017F;olchen<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;olæci&#x017F;mum</hi> begehen &#x017F;ollen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 271.</note><hi rendition="#b">Die 40. Streit-rede.<lb/>
Ob jemandt vorhin die</hi><hi rendition="#aq">Malefiz</hi><hi rendition="#b">that</hi><lb/>
bekennet: vnnd aber an der gerichts &#x017F;tell &#x017F;ein<lb/>
bekendtnuß wiederruffet: &#x017F;othane wie-<lb/>
derruffung gelten &#x017F;oll.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">P</hi>Raxis</hi> &#x017F;agt nein darzu: Ich aber antwor-<lb/>
te: Ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Beichtvatter kan<lb/>
mercken/ ob eine wahre Bußfertigkeit vor-<lb/>
her gegangen: So er nun rechte Bußzei-<lb/>
chen ver&#x017F;pu&#x0364;ret/ &#x017F;o i&#x017F;ts gewiß/ daß man &#x017F;olch wie-<lb/>
derruffen nicht verwerffen &#x017F;oll: &#x017F;onderlich wenn<lb/>
&#x017F;ie bezeugen: &#x017F;ie hetten vn&#x017F;chuldige Leut angege-<lb/>
ben. <hi rendition="#aq">Rationes</hi> &#x017F;ein die&#x017F;e:</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">i.</hi></hi> Die Natur gibts: daß man von &#x017F;terben-<lb/>
den <hi rendition="#aq">præ&#x017F;umirt,</hi> &#x017F;ie bedencken jhre &#x017F;eele: vnnd<lb/>
werden nun nit liegen.</p><lb/>
          <p><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">p.</hi> 272.</note> Einred: Vnholden &#x017F;ein keine Heyligen/<lb/>
vnd &#x017F;ein im kopff verwir&#xA75B;et.</p><lb/>
          <p>Antwort: Beydes i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olut</hi> waar:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0150] tatem/ ampts vnnd gewiſſens halber verſuchet auffs euſſerſte zu bereden: ja im widrigen fall hett er 12. daß vmbſtehende volck coram Deo pro- teſtando zum zeugen nehmen/ vnd ſtante pede wieder den Richter ad ſupremum Magiſtra- tum appelliren, vnnd der privilegien ſo die geiſtlichen haben nicht vergeſſen/ oder aber 13. daß jus migrandi lieber erwehlen/ als einen ſolchen ſolæciſmum begehen ſollen. * Die 40. Streit-rede. Ob jemandt vorhin die Malefiz that bekennet: vnnd aber an der gerichts ſtell ſein bekendtnuß wiederruffet: ſothane wie- derruffung gelten ſoll. PRaxis ſagt nein darzu: Ich aber antwor- te: Ein verſtaͤndiger Beichtvatter kan mercken/ ob eine wahre Bußfertigkeit vor- her gegangen: So er nun rechte Bußzei- chen verſpuͤret/ ſo iſts gewiß/ daß man ſolch wie- derruffen nicht verwerffen ſoll: ſonderlich wenn ſie bezeugen: ſie hetten vnſchuldige Leut angege- ben. Rationes ſein dieſe: i. Die Natur gibts: daß man von ſterben- den præſumirt, ſie bedencken jhre ſeele: vnnd werden nun nit liegen. * Einred: Vnholden ſein keine Heyligen/ vnd ſein im kopff verwirꝛet. Antwort: Beydes iſt nicht abſolut waar: denn * p. 271. * p. 272.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/150
Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/150>, abgerufen am 21.12.2024.