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[Spalding, Johann Joachim]: Betrachtung über die Bestimmung des Menschen. 3. Aufl. Berlin, 1749.

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den Plagen dieses Lebens, mich auf ewig mit der Quelle der
Vollkommenheiten vereinigen, die ganze Wollust richtiger
Neigungen unvermischt und ungestört geniessen, und also das
grosse Ziel desto mehr erreichen werde, dazu ich durch meine
Natur und von meinem Urheber bestimmet bin, nämlich recht-
schaffen, und in der Rechtschaffenheit glückselig zu seyn.

Omnium, quae in hominum doctorum disputatione versan-
tur, nihil profecto est praestabilius, quam plane intelligi,
nos ad iustitiam esse natos.

CICERO.


Anhang
bey der dritten Auflage.

Man hat mir zu erkennen gegeben, daß diese Gedanken
von der Bestimmung des Menschen einem Misbrau-
che unterworfen wären, der meinen Absichten höchst nachthei-
lig ist. Es giebt noch Leute, welche die Vortrefflichkeit der na-
türlichen Religion und Sittenlehre als einen Grund ansehen,
die Liebenswürdigkeit und Wahrheit des christlichen Glaubens
zu bestreiten, und solche, sagt man, könnten aus meinem Auf-
sotz eine Einstimmung mit ihrer Meinung erzwingen. Die
Natur heißt es, zeiget dem Menschen seinen Zweck und die
Wege dahin; die Natur führet uns auf eine allgemeine und
sichere Richtschnur des Lebens, auf die edelsten Begriffe von
der Gottheit, auf die trostvolle und dem Menschen unentbehr-
liche Erwartung eines zukünftigen Zustandes; die Natur
giebt uns Gründe zur Tugend und Ruhe; Folglich hat man
nichts von einer Offenbarung zu halten.

Die Unrechtmässigkeit dieser Folgerung ist so oft und in ei-
nem so starken Lichte gezeiget worden, daß ich geglaubt hätte,

man



den Plagen dieſes Lebens, mich auf ewig mit der Quelle der
Vollkommenheiten vereinigen, die ganze Wolluſt richtiger
Neigungen unvermiſcht und ungeſtoͤrt genieſſen, und alſo das
groſſe Ziel deſto mehr erreichen werde, dazu ich durch meine
Natur und von meinem Urheber beſtimmet bin, naͤmlich recht-
ſchaffen, und in der Rechtſchaffenheit gluͤckſelig zu ſeyn.

Omnium, quae in hominum doctorum diſputatione verſan-
tur, nihil profecto eſt praeſtabilius, quam plane intelligi,
nos ad iuſtitiam eſſe natos.

CICERO.


Anhang
bey der dritten Auflage.

Man hat mir zu erkennen gegeben, daß dieſe Gedanken
von der Beſtimmung des Menſchen einem Misbrau-
che unterworfen waͤren, der meinen Abſichten hoͤchſt nachthei-
lig iſt. Es giebt noch Leute, welche die Vortrefflichkeit der na-
tuͤrlichen Religion und Sittenlehre als einen Grund anſehen,
die Liebenswuͤrdigkeit und Wahrheit des chriſtlichen Glaubens
zu beſtreiten, und ſolche, ſagt man, koͤnnten aus meinem Auf-
ſotz eine Einſtimmung mit ihrer Meinung erzwingen. Die
Natur heißt es, zeiget dem Menſchen ſeinen Zweck und die
Wege dahin; die Natur fuͤhret uns auf eine allgemeine und
ſichere Richtſchnur des Lebens, auf die edelſten Begriffe von
der Gottheit, auf die troſtvolle und dem Menſchen unentbehr-
liche Erwartung eines zukuͤnftigen Zuſtandes; die Natur
giebt uns Gruͤnde zur Tugend und Ruhe; Folglich hat man
nichts von einer Offenbarung zu halten.

Die Unrechtmaͤſſigkeit dieſer Folgerung iſt ſo oft und in ei-
nem ſo ſtarken Lichte gezeiget worden, daß ich geglaubt haͤtte,

man
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[26/0036] den Plagen dieſes Lebens, mich auf ewig mit der Quelle der Vollkommenheiten vereinigen, die ganze Wolluſt richtiger Neigungen unvermiſcht und ungeſtoͤrt genieſſen, und alſo das groſſe Ziel deſto mehr erreichen werde, dazu ich durch meine Natur und von meinem Urheber beſtimmet bin, naͤmlich recht- ſchaffen, und in der Rechtſchaffenheit gluͤckſelig zu ſeyn. Omnium, quae in hominum doctorum diſputatione verſan- tur, nihil profecto eſt praeſtabilius, quam plane intelligi, nos ad iuſtitiam eſſe natos. CICERO. Anhang bey der dritten Auflage. Man hat mir zu erkennen gegeben, daß dieſe Gedanken von der Beſtimmung des Menſchen einem Misbrau- che unterworfen waͤren, der meinen Abſichten hoͤchſt nachthei- lig iſt. Es giebt noch Leute, welche die Vortrefflichkeit der na- tuͤrlichen Religion und Sittenlehre als einen Grund anſehen, die Liebenswuͤrdigkeit und Wahrheit des chriſtlichen Glaubens zu beſtreiten, und ſolche, ſagt man, koͤnnten aus meinem Auf- ſotz eine Einſtimmung mit ihrer Meinung erzwingen. Die Natur heißt es, zeiget dem Menſchen ſeinen Zweck und die Wege dahin; die Natur fuͤhret uns auf eine allgemeine und ſichere Richtſchnur des Lebens, auf die edelſten Begriffe von der Gottheit, auf die troſtvolle und dem Menſchen unentbehr- liche Erwartung eines zukuͤnftigen Zuſtandes; die Natur giebt uns Gruͤnde zur Tugend und Ruhe; Folglich hat man nichts von einer Offenbarung zu halten. Die Unrechtmaͤſſigkeit dieſer Folgerung iſt ſo oft und in ei- nem ſo ſtarken Lichte gezeiget worden, daß ich geglaubt haͤtte, man

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Zitationshilfe: [Spalding, Johann Joachim]: Betrachtung über die Bestimmung des Menschen. 3. Aufl. Berlin, 1749, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spalding_bestimmung_1749/36>, abgerufen am 21.11.2024.