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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Erinnerungs Vorrede an
den Leser.

GOttsbegiehriger Leser/ vor
etlichen Jahren habe ich dir den
Seraphin ischen begiehrer inn
meiner verliebten Psyche zum
andernmahl: mit vermehrung der
Heiligen Liebs begiehrden zu
glükseeliger entzündung deines Hertzens in gött-
licher Liebe/ zuegesendet; wie auch unlängst die
sinnliche betrachtung der vier Letzten Dinge/
welche dich gleichfalls Gott innbrünstig zu lie-
ben aufmuntern kan: anitzo trage ich dir meinen
Cherubinischen Wandersmann oder geistliche
Sinn- und Schluß-Reime zum andernmahl
auch vermehrt/ zu einem gefehrten an; umb
durch denselben noch mahls die Augen deiner
Seele zur Göttlichen beschawligkeit zuleiten
und zuerheben. Glükseelig magstu dich schätz-
en/ wann du dich beyde lässest einnehmen/ und
noch bey Leibes Leben bald wie ein Seraphin
von himmlischer Liebe brennest/ bald wie ein
Cherubin mit unverwandten augen Gott an-
schawest: denn damit wirstu dein ewiges Leben
schon in dieser sterbligkeit/ so viel es seyn kan

anfan-
A 4


Erinnerungs Vorrede an
den Leſer.

GOttsbegiehriger Leſer/ vor
etlichen Jahren habe ich dir den
Seraphin iſchen begiehrer inn
meiner verliebten Pſyche zum
andernmahl: mit vermehrung der
Heiligen Liebs begiehrden zu
gluͤkſeeliger entzuͤndung deines Hertzens in goͤtt-
licher Liebe/ zuegeſendet; wie auch unlaͤngſt die
ſinnliche betrachtung der vier Letzten Dinge/
welche dich gleichfalls Gott innbruͤnſtig zu lie-
ben aufmuntern kan: anitzo trage ich dir meinen
Cherubiniſchen Wandersmann oder geiſtliche
Sinn- und Schluß-Reime zum andernmahl
auch vermehrt/ zu einem gefehrten an; umb
durch denſelben noch mahls die Augen deiner
Seele zur Goͤttlichen beſchawligkeit zuleiten
und zuerheben. Gluͤkſeelig magſtu dich ſchaͤtz-
en/ wann du dich beyde laͤſſeſt einnehmen/ und
noch bey Leibes Leben bald wie ein Seraphin
von himmliſcher Liebe brenneſt/ bald wie ein
Cherubin mit unverwandten augen Gott an-
ſchaweſt: denn damit wirſtu dein ewiges Leben
ſchon in dieſer ſterbligkeit/ ſo viel es ſeyn kan

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[5/0011] Erinnerungs Vorrede an den Leſer. GOttsbegiehriger Leſer/ vor etlichen Jahren habe ich dir den Seraphin iſchen begiehrer inn meiner verliebten Pſyche zum andernmahl: mit vermehrung der Heiligen Liebs begiehrden zu gluͤkſeeliger entzuͤndung deines Hertzens in goͤtt- licher Liebe/ zuegeſendet; wie auch unlaͤngſt die ſinnliche betrachtung der vier Letzten Dinge/ welche dich gleichfalls Gott innbruͤnſtig zu lie- ben aufmuntern kan: anitzo trage ich dir meinen Cherubiniſchen Wandersmann oder geiſtliche Sinn- und Schluß-Reime zum andernmahl auch vermehrt/ zu einem gefehrten an; umb durch denſelben noch mahls die Augen deiner Seele zur Goͤttlichen beſchawligkeit zuleiten und zuerheben. Gluͤkſeelig magſtu dich ſchaͤtz- en/ wann du dich beyde laͤſſeſt einnehmen/ und noch bey Leibes Leben bald wie ein Seraphin von himmliſcher Liebe brenneſt/ bald wie ein Cherubin mit unverwandten augen Gott an- ſchaweſt: denn damit wirſtu dein ewiges Leben ſchon in dieſer ſterbligkeit/ ſo viel es ſeyn kan anfan- A 4

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/11>, abgerufen am 22.12.2024.