Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 208. Gelassen muß man ewig seyn. Wer auch im Paradiß nicht noch sol untergehn/ Der Mensch muß ewiglich/ auch GOttes/ ledig stehn. 209. Die wahre Ledigkeit. Die wahre Ledigkeit ist wie ein edles Faß/ (waß.) Daß Nectar in sich hat: Es hat/ und weiß nicht 210. Die Göttliche Heiligkeit. Mensch ists dein Ernst/ du kanst ohn allen falschen Schein/ So heilig und gerecht/ als GOtt dein Schöpffer sein. 211. Was ist die Heiligkeit? Rechtschaffne Heiligkeit ist wie ein guldnes Glaß/ Durchauß polirt und rein. Geh/ und betrachte daß. 212. Sechs Dinge seynd nur Eins. Rath/ wie ein Mensch und GOtt/ ein Löw/ Lamm/ Rieß'/ und Kind/ Jn einer Creatur ein einigs wesen sind? 213. Die Wörtlein Auß und Ein. Zwey Wörtlein lieb ich sehr: sie heissen Auß und Ein: Auß Babel/ und auß mir/ in GOtt und JEsum ein. 214. Die Werke gelten gleiche. Hab keinen nnterscheid: heist Gott den Mist verführen/ Der Engel thuts so gern als ruhn und Musiciren. 215. Man muß sich recht bequemen. Wer sich zum Aufgang kehrt/ und wartt auf seinen GOtt/ Jn dem kombt bald herfür daß gnädge Morgenroth. 216. Was heisset Englisch Leben? Rein/ Lauter/ g'lassen seyn: recht lieben/ dienen schauen// Heist wol mit guttem recht ein Englisch leben bauen. 217. Der
Johannis Angeli 208. Gelaſſen muß man ewig ſeyn. Wer auch im Paradiß nicht noch ſol untergehn/ Der Menſch muß ewiglich/ auch GOttes/ ledig ſtehn. 209. Die wahre Ledigkeit. Die wahre Ledigkeit iſt wie ein edles Faß/ (waß.) Daß Nectar in ſich hat: Es hat/ und weiß nicht 210. Die Goͤttliche Heiligkeit. Menſch iſts dein Ernſt/ du kanſt ohn allen falſchen Schein/ So heilig und gerecht/ als GOtt dein Schoͤpffer ſein. 211. Was iſt die Heiligkeit? Rechtſchaffne Heiligkeit iſt wie ein guldnes Glaß/ Durchauß polirt und rein. Geh/ und betrachte daß. 212. Sechs Dinge ſeynd nur Eins. Rath/ wie ein Menſch und GOtt/ ein Loͤw/ Lam̃/ Rieß’/ und Kind/ Jn einer Creatur ein einigs weſen ſind? 213. Die Woͤrtlein Auß und Ein. Zwey Woͤrtlein lieb ich ſehr: ſie heiſſen Auß und Ein: Auß Babel/ und auß mir/ in GOtt und JEſum ein. 214. Die Werke gelten gleiche. Hab keinen nnterſcheid: heiſt Gott den Miſt verfuͤhrẽ/ Der Engel thuts ſo gern als ruhn und Muſiciren. 215. Man muß ſich recht bequemen. Wer ſich zum Aufgang kehrt/ und wartt auf ſeinen GOtt/ Jn dem kombt bald herfür daß gnaͤdge Morgenroth. 216. Was heiſſet Engliſch Leben? Rein/ Lauter/ g’laſſen ſeyn: recht lieben/ dienen ſchauen// Heiſt wol mit guttem recht ein Engliſch leben bauen. 217. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0086" n="82[80]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">208. Gelaſſen muß man ewig ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer auch im Paradiß nicht noch ſol untergehn/</l><lb/> <l>Der Menſch muß ewiglich/ auch GOttes/ ledig ſtehn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">209. Die wahre Ledigkeit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die wahre Ledigkeit iſt wie ein edles Faß/ (waß.)</l><lb/> <l>Daß <hi rendition="#fr">Nectar</hi> in ſich hat: Es hat/ und weiß nicht</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">210. Die Goͤttliche Heiligkeit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch iſts dein Ernſt/ du kanſt ohn allen falſchen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Schein/</hi> </l><lb/> <l>So heilig und gerecht/ als GOtt dein Schoͤpffer ſein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">211. Was iſt die Heiligkeit?</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Rechtſchaffne Heiligkeit iſt wie ein guldnes Glaß/</l><lb/> <l>Durchauß polirt und rein. Geh/ und betrachte daß.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">212. Sechs Dinge ſeynd nur Eins.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Rath/ wie ein Menſch und GOtt/ ein Loͤw/ Lam̃/</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Rieß’/ und Kind/</hi> </l><lb/> <l>Jn einer Creatur ein einigs weſen ſind?</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">213. Die Woͤrtlein Auß und Ein.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Zwey Woͤrtlein lieb ich ſehr: ſie heiſſen Auß und Ein:</l><lb/> <l>Auß Babel/ und auß mir/ in GOtt und JEſum ein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">214. Die Werke gelten gleiche.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Hab keinen nnterſcheid: heiſt Gott den Miſt verfuͤhrẽ/</l><lb/> <l>Der Engel thuts ſo gern als ruhn und Muſiciren.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">215. Man muß ſich recht bequemen.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer ſich zum Aufgang kehrt/ und wartt auf ſeinen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">GOtt/</hi> </l><lb/> <l>Jn dem kombt bald herfür daß gnaͤdge Morgenroth.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">216. Was heiſſet Engliſch Leben?</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Rein/ Lauter/ g’laſſen ſeyn: recht lieben/ dienen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchauen//</hi> </l><lb/> <l>Heiſt wol mit guttem recht ein Engliſch leben bauen.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">217. Der</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [82[80]/0086]
Johannis Angeli
208. Gelaſſen muß man ewig ſeyn.
Wer auch im Paradiß nicht noch ſol untergehn/
Der Menſch muß ewiglich/ auch GOttes/ ledig ſtehn.
209. Die wahre Ledigkeit.
Die wahre Ledigkeit iſt wie ein edles Faß/ (waß.)
Daß Nectar in ſich hat: Es hat/ und weiß nicht
210. Die Goͤttliche Heiligkeit.
Menſch iſts dein Ernſt/ du kanſt ohn allen falſchen
Schein/
So heilig und gerecht/ als GOtt dein Schoͤpffer ſein.
211. Was iſt die Heiligkeit?
Rechtſchaffne Heiligkeit iſt wie ein guldnes Glaß/
Durchauß polirt und rein. Geh/ und betrachte daß.
212. Sechs Dinge ſeynd nur Eins.
Rath/ wie ein Menſch und GOtt/ ein Loͤw/ Lam̃/
Rieß’/ und Kind/
Jn einer Creatur ein einigs weſen ſind?
213. Die Woͤrtlein Auß und Ein.
Zwey Woͤrtlein lieb ich ſehr: ſie heiſſen Auß und Ein:
Auß Babel/ und auß mir/ in GOtt und JEſum ein.
214. Die Werke gelten gleiche.
Hab keinen nnterſcheid: heiſt Gott den Miſt verfuͤhrẽ/
Der Engel thuts ſo gern als ruhn und Muſiciren.
215. Man muß ſich recht bequemen.
Wer ſich zum Aufgang kehrt/ und wartt auf ſeinen
GOtt/
Jn dem kombt bald herfür daß gnaͤdge Morgenroth.
216. Was heiſſet Engliſch Leben?
Rein/ Lauter/ g’laſſen ſeyn: recht lieben/ dienen
ſchauen//
Heiſt wol mit guttem recht ein Engliſch leben bauen.
217. Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |