Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Andertes Buch.
165. Ein Tröpfflein ist genug.
Wer nur ein cröpfflein Blutts auß Christo kan ge-
niessen.
Der muß gantz seeliglich mit Jhm in GOtt zerflissen.
166. Die Boßheit hat kein wesen.
Mensch wenn du durch-das Blutt deß Lammes bist
genesen.
So bistu ewiglich kein böser Mensch gewesen.
167. Der Mittler ist nur JEsus.
Jch weiß kein mittel nicht als meinen JEsum
Christ:
Sein Blutt daß ists/ in dem sich GOtt in mich ergist.
168. Eins ist so Alt als daß andre.
Ein Kind/ daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt/
Daß wird so Alt/ als man Mathusalem beschreibt.
169. Die Gleichheit schauet GOtt.
Wem nichts wie alles ist/ und alles wie ein nichts:
Der wird gewürdiget deß Liebsten Angesichts.
170. Die scheydung muß geschehn.
Die Unschuld ist ein Gold daß keine Schlakken hat:
Entzeuch dich auß dem Kiß/ so bistus' in der that.
171. Der Adler fleuget hoch.
Ja wer ein Adler ist/ der kan sich wol erschwingen/
Und über Seraphim durch tausend Himmel dringen.
172. Ein Phoenix sol man seyn.
Jch wil ein Phoenix seyn/ und mich in GOtt ver-
brennen/
Damit mich nur nichts mehr von Jhme könne trennen.
173. Die Schwachen müssen warten.
Du armes Vögelein/ kanstu nicht selber fliegen/
So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft hast ligen.
174. Es
D 3
Andertes Buch.
165. Ein Troͤpfflein iſt genug.
Wer nur ein croͤpfflein Blutts auß Chriſto kan ge-
nieſſen.
Der muß gantz ſeeliglich mit Jhm in GOtt zerfliſſen.
166. Die Boßheit hat kein weſen.
Menſch wenn du durch-das Blutt deß Lammes biſt
geneſen.
So biſtu ewiglich kein boͤſer Menſch geweſen.
167. Der Mittler iſt nur JEſus.
Jch weiß kein mittel nicht als meinen JEſum
Chriſt:
Sein Blutt daß iſts/ in dem ſich GOtt in mich ergiſt.
168. Eins iſt ſo Alt als daß andre.
Ein Kind/ daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt/
Daß wird ſo Alt/ als man Mathuſalem beſchreibt.
169. Die Gleichheit ſchauet GOtt.
Wem nichts wie alles iſt/ und alles wie ein nichts:
Der wird gewuͤrdiget deß Liebſten Angeſichts.
170. Die ſcheydung muß geſchehn.
Die Unſchuld iſt ein Gold daß keine Schlakken hat:
Entzeuch dich auß dem Kiß/ ſo biſtus’ in der that.
171. Der Adler fleuget hoch.
Ja wer ein Adler iſt/ der kan ſich wol erſchwingen/
Und uͤber Seraphim durch tauſend Him̃el dringẽ.
172. Ein Phœnix ſol man ſeyn.
Jch wil ein Phœnix ſeyn/ und mich in GOtt ver-
brennen/
Damit mich nur nichts mehr von Jhme koͤnne trennen.
173. Die Schwachen muͤſſen warten.
Du armes Voͤgelein/ kanſtu nicht ſelber fliegen/
So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft haſt ligẽ.
174. Es
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0081" n="77[75]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Andertes Buch.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">165. Ein Tro&#x0364;pfflein i&#x017F;t genug.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wer nur ein cro&#x0364;pfflein Blutts auß <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;to</hi> kan ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nie&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
            <l>Der muß gantz &#x017F;eeliglich mit Jhm in GOtt zerfli&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">166. Die Boßheit hat kein we&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Men&#x017F;ch wenn du durch-das Blutt deß Lammes bi&#x017F;t</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gene&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
            <l>So bi&#x017F;tu ewiglich kein bo&#x0364;&#x017F;er Men&#x017F;ch gewe&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">167. Der Mittler i&#x017F;t nur JE&#x017F;us.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch weiß kein mittel nicht als meinen <hi rendition="#fr">JE&#x017F;um</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Chri&#x017F;t:</hi> </l><lb/>
            <l>Sein Blutt daß i&#x017F;ts/ in dem &#x017F;ich GOtt in mich ergi&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">168. Eins i&#x017F;t &#x017F;o Alt als daß andre.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ein Kind/ daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt/</l><lb/>
            <l>Daß wird &#x017F;o Alt/ als man <hi rendition="#aq">Mathu&#x017F;alem</hi> be&#x017F;chreibt.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">169. Die Gleichheit &#x017F;chauet GOtt.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Wem nichts wie alles i&#x017F;t/ und alles wie ein nichts:</l><lb/>
            <l>Der wird gewu&#x0364;rdiget deß Lieb&#x017F;ten Ange&#x017F;ichts.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">170. Die &#x017F;cheydung muß ge&#x017F;chehn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Die Un&#x017F;chuld i&#x017F;t ein Gold daß keine Schlakken hat:</l><lb/>
            <l>Entzeuch dich auß dem Kiß/ &#x017F;o bi&#x017F;tus&#x2019; in der that.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">171. Der Adler fleuget hoch.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Ja wer ein Adler i&#x017F;t/ der kan &#x017F;ich wol er&#x017F;chwingen/</l><lb/>
            <l>Und u&#x0364;ber <hi rendition="#fr">Seraphim</hi> durch tau&#x017F;end Him&#x0303;el dringe&#x0303;.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">172. Ein <hi rendition="#aq">Ph&#x0153;nix</hi> &#x017F;ol man &#x017F;eyn.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch wil ein <hi rendition="#aq">Ph&#x0153;nix</hi> &#x017F;eyn/ und mich in GOtt ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">brennen/</hi> </l><lb/>
            <l>Damit mich nur nichts mehr von Jhme ko&#x0364;nne trennen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">173. Die Schwachen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en warten.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Du armes Vo&#x0364;gelein/ kan&#x017F;tu nicht &#x017F;elber fliegen/</l><lb/>
            <l>So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft ha&#x017F;t lige&#x0303;.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">D 3</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">174. Es</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77[75]/0081] Andertes Buch. 165. Ein Troͤpfflein iſt genug. Wer nur ein croͤpfflein Blutts auß Chriſto kan ge- nieſſen. Der muß gantz ſeeliglich mit Jhm in GOtt zerfliſſen. 166. Die Boßheit hat kein weſen. Menſch wenn du durch-das Blutt deß Lammes biſt geneſen. So biſtu ewiglich kein boͤſer Menſch geweſen. 167. Der Mittler iſt nur JEſus. Jch weiß kein mittel nicht als meinen JEſum Chriſt: Sein Blutt daß iſts/ in dem ſich GOtt in mich ergiſt. 168. Eins iſt ſo Alt als daß andre. Ein Kind/ daß auf der Welt nur eine Stunde bleibt/ Daß wird ſo Alt/ als man Mathuſalem beſchreibt. 169. Die Gleichheit ſchauet GOtt. Wem nichts wie alles iſt/ und alles wie ein nichts: Der wird gewuͤrdiget deß Liebſten Angeſichts. 170. Die ſcheydung muß geſchehn. Die Unſchuld iſt ein Gold daß keine Schlakken hat: Entzeuch dich auß dem Kiß/ ſo biſtus’ in der that. 171. Der Adler fleuget hoch. Ja wer ein Adler iſt/ der kan ſich wol erſchwingen/ Und uͤber Seraphim durch tauſend Him̃el dringẽ. 172. Ein Phœnix ſol man ſeyn. Jch wil ein Phœnix ſeyn/ und mich in GOtt ver- brennen/ Damit mich nur nichts mehr von Jhme koͤnne trennen. 173. Die Schwachen muͤſſen warten. Du armes Voͤgelein/ kanſtu nicht ſelber fliegen/ So bleib noch mit Gedult biß du mehr krafft haſt ligẽ. 174. Es D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/81
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 77[75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/81>, abgerufen am 21.12.2024.