Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 34. Rechter gebrauch bringt nicht Schaden. Mensch sprichstu daß dich jchts von GOttes Lieb' abhält: So brauchstu noch nicht recht wie sichs geblihrt der Welt. 35. GOtt wil was köstlich ist. Sey lauter/ Licht' und steif/ gleich wie ein Demank- stein/ Daß du in Augen Gotts mögst wehrt geschätzet seyn. 36. Daß Buch deß Gewissens. Daß ich GOtt fürchten sol/ und über alles lieben/ Jst mir von Anbegin in mein Gemütt geschrieben. 37. An einem Wort liegt alles. Ein eintzigs Wort hilfft mir: schreibts GOtt mir einmal Ein/ So werd' ich stätts ein Lamb mit Gott gezeichnet seyn. 38. Der Bräutgam ist doch süsser. Du magst GOtt wie du wilt für deinen Herrn er- kennen: Jch wil jhn anderst nicht als meinen Bräntgam nennen. 39. Der anbetter im Geist und in der Wahrheit. Wer in sich übersich in GOtt verreisen kan/ Der bettet GOtt im Geist und in der Wahrheit an. 40. GOtt ist daß kleinst' und gröste. Mein GOtt wie groß ist GOtt! Mein GOtt wie klein ist GOtt/ Klein als daß kleinste ding/ und groß wie als/ von noth. 41. Der
Johannis Angeli 34. Rechter gebrauch bringt nicht Schaden. Menſch ſprichſtu daß dich jchts von GOttes Lieb’ abhaͤlt: So brauchſtu noch nicht recht wie ſichs geblihrt der Welt. 35. GOtt wil was koͤſtlich iſt. Sey lauter/ Licht’ und ſteif/ gleich wie ein Demank- ſtein/ Daß du in Augen Gotts moͤgſt wehrt geſchaͤtzet ſeyn. 36. Daß Buch deß Gewiſſens. Daß ich GOtt fuͤrchten ſol/ und uͤber alles lieben/ Jſt mir von Anbegin in mein Gemuͤtt geſchrieben. 37. An einem Wort liegt alles. Ein eintzigs Wort hilfft mir: ſchreibts GOtt mir einmal Ein/ So werd’ ich ſtaͤtts ein Lamb mit Gott gezeichnet ſeyn. 38. Der Braͤutgam iſt doch ſuͤſſer. Du magſt GOtt wie du wilt fuͤr deinen Herꝛn er- kennen: Jch wil jhn anderſt nicht als meinen Braͤntgam nennen. 39. Der anbetter im Geiſt und in der Wahrheit. Wer in ſich uͤberſich in GOtt verreiſen kan/ Der bettet GOtt im Geiſt und in der Wahrheit an. 40. GOtt iſt daß kleinſt’ und groͤſte. Mein GOtt wie groß iſt GOtt! Mein GOtt wie klein iſt GOtt/ Klein als daß kleinſte ding/ uñ groß wie als/ von noth. 41. Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0066" n="62[60]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">34. Rechter gebrauch bringt nicht<lb/> Schaden.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Menſch ſprichſtu daß dich jchts von GOttes Lieb’</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">abhaͤlt:</hi> </l><lb/> <l>So brauchſtu noch nicht recht wie ſichs geblihrt der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Welt.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">35. GOtt wil was koͤſtlich iſt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Sey lauter/ Licht’ und ſteif/ gleich wie ein Demank-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſtein/</hi> </l><lb/> <l>Daß du in Augen Gotts moͤgſt wehrt geſchaͤtzet ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">36. Daß Buch deß Gewiſſens.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Daß ich GOtt fuͤrchten ſol/ und uͤber alles lieben/</l><lb/> <l>Jſt mir von Anbegin in mein Gemuͤtt geſchrieben.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">37. An einem Wort liegt alles.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#fr">Ein eintzigs Wort</hi> hilfft mir: ſchreibts GOtt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mir einmal Ein/</hi> </l><lb/> <l>So werd’ ich ſtaͤtts ein Lamb mit Gott gezeichnet ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">38. Der Braͤutgam iſt doch ſuͤſſer.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Du magſt GOtt wie du wilt fuͤr deinen <hi rendition="#fr">Herꝛn</hi> er-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">kennen:</hi> </l><lb/> <l>Jch wil jhn anderſt nicht als meinen Braͤntgam</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nennen.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">39. Der anbetter im Geiſt und in<lb/> der Wahrheit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wer in ſich uͤberſich in GOtt verreiſen kan/</l><lb/> <l>Der bettet GOtt im Geiſt und in der Wahrheit an.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">40. GOtt iſt daß kleinſt’ und groͤſte.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Mein GOtt wie groß iſt GOtt! Mein GOtt wie</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">klein iſt GOtt/</hi> </l><lb/> <l>Klein als daß kleinſte ding/ uñ groß wie als/ von noth.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">41. Der</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [62[60]/0066]
Johannis Angeli
34. Rechter gebrauch bringt nicht
Schaden.
Menſch ſprichſtu daß dich jchts von GOttes Lieb’
abhaͤlt:
So brauchſtu noch nicht recht wie ſichs geblihrt der
Welt.
35. GOtt wil was koͤſtlich iſt.
Sey lauter/ Licht’ und ſteif/ gleich wie ein Demank-
ſtein/
Daß du in Augen Gotts moͤgſt wehrt geſchaͤtzet ſeyn.
36. Daß Buch deß Gewiſſens.
Daß ich GOtt fuͤrchten ſol/ und uͤber alles lieben/
Jſt mir von Anbegin in mein Gemuͤtt geſchrieben.
37. An einem Wort liegt alles.
Ein eintzigs Wort hilfft mir: ſchreibts GOtt
mir einmal Ein/
So werd’ ich ſtaͤtts ein Lamb mit Gott gezeichnet ſeyn.
38. Der Braͤutgam iſt doch ſuͤſſer.
Du magſt GOtt wie du wilt fuͤr deinen Herꝛn er-
kennen:
Jch wil jhn anderſt nicht als meinen Braͤntgam
nennen.
39. Der anbetter im Geiſt und in
der Wahrheit.
Wer in ſich uͤberſich in GOtt verreiſen kan/
Der bettet GOtt im Geiſt und in der Wahrheit an.
40. GOtt iſt daß kleinſt’ und groͤſte.
Mein GOtt wie groß iſt GOtt! Mein GOtt wie
klein iſt GOtt/
Klein als daß kleinſte ding/ uñ groß wie als/ von noth.
41. Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |