Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Erstes Buch. 264. Die Creaturen sind GOttes Widerhall. Nichts weset ohne Stimm: GOtt höret überall/ Jn allen Creaturn/ sein Lob und Widerhall. 265. Die Einigkeit. Ach daß wir Menschen nicht wie die Waldvögelein/ Ein jeder seinen thon mit Lust zusammen schreyn! 266. Dem Spötter tauget nichts. Jch weiß die Nachtigall strafft nicht deß Guk Guks- thon: Du aber/ sing ich nicht wie du/ sprichst meinem Hohn. 267. Ein ding behagt nicht offt. Freund/ solln wir allesambt/ nur jmmer Eines schreyn/ Was wird daß vor ein Lied/ und vor Gesinge sein? 268. Veränderung steht fein. Je mehr man Unterscheid der Stimmen vor-kan- bringen Je wunderbahrlicher pflegt auch daß Lied zuklingen. 269. Bey GOtt ist alles gleiche. GOtt giebet so genau auf daß koaxen acht/ Als auf daß direlirn/ daß jhm die Lerche macht. 270. Die Stimme GOttes. Die Creaturen sind deß Ewgen Wortes Stimme: Es singt und klingt sich selbst in Anmuth und im Grimme. 271. An Gott ist nichts Creatürlichs. Liebstu noch was an GOtt/ so sprichstu gleich dabey/ Daß GOtt dir noch nicht GOtt und alle dinge sey. 272. Der Mensch ist Gottes gleichnüß. Was Gott in Ewigkeit begehrn und wüntschen kan/ Daß schauet Er in mir als seinem gleichnüß an. 273. Steig C 3
Erſtes Buch. 264. Die Creaturen ſind GOttes Widerhall. Nichts weſet ohne Stim̃: GOtt hoͤret uͤberall/ Jn allen Creaturn/ ſein Lob und Widerhall. 265. Die Einigkeit. Ach daß wir Menſchen nicht wie die Waldvoͤgelein/ Ein jeder ſeinen thon mit Luſt zuſammen ſchreyn! 266. Dem Spoͤtter tauget nichts. Jch weiß die Nachtigall ſtrafft nicht deß Guk Guks- thon: Du aber/ ſing ich nicht wie du/ ſprichſt meinem Hohn. 267. Ein ding behagt nicht offt. Freund/ ſolln wir alleſambt/ nur jm̃er Eines ſchreyn/ Was wird daß vor ein Lied/ und vor Geſinge ſein? 268. Veraͤnderung ſteht fein. Je mehr man Unterſcheid der Stimmen vor-kan- bringen Je wunderbahrlicher pflegt auch daß Lied zuklingen. 269. Bey GOtt iſt alles gleiche. GOtt giebet ſo genau auf daß koaxen acht/ Als auf daß direlirn/ daß jhm die Lerche macht. 270. Die Stimme GOttes. Die Creaturen ſind deß Ewgen Wortes Stim̃e: Es ſingt uñ klingt ſich ſelbſt in Anmuth uñ im Grim̃e. 271. An Gott iſt nichts Creatuͤrlichs. Liebſtu noch was an GOtt/ ſo ſprichſtu gleich dabey/ Daß GOtt dir noch nicht GOtt und alle dinge ſey. 272. Der Menſch iſt Gottes gleichnuͤß. Was Gott in Ewigkeit begehrn und wuͤntſchen kan/ Daß ſchauet Er in mir als ſeinem gleichnuͤß an. 273. Steig C 3
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Erſtes Buch.
264. Die Creaturen ſind GOttes
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265. Die Einigkeit.
Ach daß wir Menſchen nicht wie die Waldvoͤgelein/
Ein jeder ſeinen thon mit Luſt zuſammen ſchreyn!
266. Dem Spoͤtter tauget nichts.
Jch weiß die Nachtigall ſtrafft nicht deß Guk Guks-
thon:
Du aber/ ſing ich nicht wie du/ ſprichſt meinem Hohn.
267. Ein ding behagt nicht offt.
Freund/ ſolln wir alleſambt/ nur jm̃er Eines ſchreyn/
Was wird daß vor ein Lied/ und vor Geſinge ſein?
268. Veraͤnderung ſteht fein.
Je mehr man Unterſcheid der Stimmen vor-kan-
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Je wunderbahrlicher pflegt auch daß Lied zuklingen.
269. Bey GOtt iſt alles gleiche.
GOtt giebet ſo genau auf daß koaxen acht/
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270. Die Stimme GOttes.
Die Creaturen ſind deß Ewgen Wortes Stim̃e:
Es ſingt uñ klingt ſich ſelbſt in Anmuth uñ im Grim̃e.
271. An Gott iſt nichts Creatuͤrlichs.
Liebſtu noch was an GOtt/ ſo ſprichſtu gleich dabey/
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272. Der Menſch iſt Gottes gleichnuͤß.
Was Gott in Ewigkeit begehrn und wuͤntſchen kan/
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273. Steig
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