Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 255. Kind und GOtt. Kind oder Gott gilt gleich: hastu mich Kind genennt/ So hastu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt. 256. Die widergiltliche Kind-und Vatterschafft. Jch bin GOttes Kind und Sohn/ Er wieder ist mein Kind: Wie gehet es doch zu daß beide beides sind! 257. Die Dreyeinigkeit in der Natur. Das GOtt Dreyeinig ist/ zeigt dir ein jedes Kraut/ Da Schwefel/ Saltz/ Mereur/ in einem wird geschaut. 258. Daß Tingiren. Betrachte daß Tingirn/ so sihstu schön und frey/ Wie dein' Erlösung/ und wie die Vergöttung sey. 259. Die GOttheit und Menschheit. Die Ewge GOttheit ist der Menschheit so verpflicht! Daß Jhr auch ohne sie Hertz/ Muth und Sinn gebricht. 260. Heut ist der Tag deß Heyls. Brant auf der Bräntgam komt! Man geht nicht mit jhm ein. Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet seyn. 261. Die Hochzeit deß Lammes. Die Mahlzeit ist bereitt/ daß Lamm zeigt seine Wunden: Weh dir/ hastu noch nicht GOtt deinen Bräutgam funden. 262. Daß Hochzeitliche Kleid. Daß Hochzeitkleid ist Gott und seines Geistes liebe: Zeuchs an/ so weicht von dir was deinen Geist macht trübe. 263. GOttforscht sich niemals auß. Die Ewge GOttheit ist so reich an Raht und That/ Daß sie sich selbst noch nie gantz außgforschet hat. 264. Die
Johannis Angeli 255. Kind und GOtt. Kind oder Gott gilt gleich: haſtu mich Kind genennt/ So haſtu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt. 256. Die widergiltliche Kind-und Vatterſchafft. Jch bin GOttes Kind und Sohn/ Er wieder iſt mein Kind: Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind! 257. Die Dreyeinigkeit in der Natur. Das GOtt Dreyeinig iſt/ zeigt dir ein jedes Kraut/ Da Schwefel/ Saltz/ Mereur/ in einem wird geſchaut. 258. Daß Tingiren. Betrachte daß Tingirn/ ſo ſihſtu ſchoͤn und frey/ Wie dein’ Erloͤſung/ und wie die Vergoͤttung ſey. 259. Die GOttheit und Menſchheit. Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht! Daß Jhr auch ohne ſie Hertz/ Muth uñ Sinn gebricht. 260. Heut iſt der Tag deß Heyls. Brant auf der Braͤntgam komt! Man geht nicht mit jhm ein. Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn. 261. Die Hochzeit deß Lammes. Die Mahlzeit iſt bereitt/ daß Lam̃ zeigt ſeine Wunden: Weh dir/ haſtu noch nicht GOtt deinen Braͤutgam funden. 262. Daß Hochzeitliche Kleid. Daß Hochzeitkleid iſt Gott uñ ſeines Geiſtes liebe: Zeuchs an/ ſo weicht von dir was deinen Geiſt macht truͤbe. 263. GOttforſcht ſich niemals auß. Die Ewge GOttheit iſt ſo reich an Raht und That/ Daß ſie ſich ſelbſt noch nie gantz außgforſchet hat. 264. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0056" n="52[50]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Johannis Angeli</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">255. Kind und GOtt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Kind oder Gott gilt gleich: haſtu mich Kind genennt/</l><lb/> <l>So haſtu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">256. Die widergiltliche Kind-und<lb/> Vatterſchafft.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Jch bin GOttes Kind und Sohn/ Er wieder iſt mein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Kind:</hi> </l><lb/> <l>Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind!</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">257. Die Dreyeinigkeit in der Natur.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Das GOtt Dreyeinig iſt/ zeigt dir ein jedes Kraut/</l><lb/> <l>Da Schwefel/ Saltz/ Mereur/ in einem wird geſchaut.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">258. Daß Tingiren.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Betrachte daß Tingirn/ ſo ſihſtu ſchoͤn und frey/</l><lb/> <l>Wie dein’ Erloͤſung/ und wie die Vergoͤttung ſey.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">259. Die GOttheit und Menſchheit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht!</l><lb/> <l>Daß Jhr auch ohne ſie Hertz/ Muth uñ Sinn gebricht.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">260. Heut iſt der Tag deß Heyls.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Brant auf der Braͤntgam komt! Man geht nicht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mit jhm ein.</hi> </l><lb/> <l>Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">261. Die Hochzeit deß Lammes.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Mahlzeit iſt bereitt/ daß Lam̃ zeigt ſeine Wunden:</l><lb/> <l>Weh dir/ haſtu noch nicht GOtt deinen Braͤutgam</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">funden.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">262. Daß Hochzeitliche Kleid.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Daß Hochzeitkleid iſt Gott uñ ſeines Geiſtes liebe:</l><lb/> <l>Zeuchs an/ ſo weicht von dir was deinen Geiſt macht</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">truͤbe.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">263. GOttforſcht ſich niemals auß.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Ewge GOttheit iſt ſo reich an Raht und That/</l><lb/> <l>Daß ſie ſich ſelbſt noch nie gantz außgforſchet hat.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">264. Die</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [52[50]/0056]
Johannis Angeli
255. Kind und GOtt.
Kind oder Gott gilt gleich: haſtu mich Kind genennt/
So haſtu GOtt in mir/ und mich in GOtt bekennt.
256. Die widergiltliche Kind-und
Vatterſchafft.
Jch bin GOttes Kind und Sohn/ Er wieder iſt mein
Kind:
Wie gehet es doch zu daß beide beides ſind!
257. Die Dreyeinigkeit in der Natur.
Das GOtt Dreyeinig iſt/ zeigt dir ein jedes Kraut/
Da Schwefel/ Saltz/ Mereur/ in einem wird geſchaut.
258. Daß Tingiren.
Betrachte daß Tingirn/ ſo ſihſtu ſchoͤn und frey/
Wie dein’ Erloͤſung/ und wie die Vergoͤttung ſey.
259. Die GOttheit und Menſchheit.
Die Ewge GOttheit iſt der Menſchheit ſo verpflicht!
Daß Jhr auch ohne ſie Hertz/ Muth uñ Sinn gebricht.
260. Heut iſt der Tag deß Heyls.
Brant auf der Braͤntgam komt! Man geht nicht
mit jhm ein.
Wo man deß Augenbliks nicht kan bereitet ſeyn.
261. Die Hochzeit deß Lammes.
Die Mahlzeit iſt bereitt/ daß Lam̃ zeigt ſeine Wunden:
Weh dir/ haſtu noch nicht GOtt deinen Braͤutgam
funden.
262. Daß Hochzeitliche Kleid.
Daß Hochzeitkleid iſt Gott uñ ſeines Geiſtes liebe:
Zeuchs an/ ſo weicht von dir was deinen Geiſt macht
truͤbe.
263. GOttforſcht ſich niemals auß.
Die Ewge GOttheit iſt ſo reich an Raht und That/
Daß ſie ſich ſelbſt noch nie gantz außgforſchet hat.
264. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |