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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Erstes Buch.
118. Der Geist bleibt allzeit frey.
Schleuß mich so streng du wilt in tausendt Eysen ein/
Jch werde doch gantz srey/ und ungefässelt seyn.
119. Zum Ursprung mustu gehn.
Mensch in dem Ursprung ist daß Wasser rein und klar/
Trinkstu nicht auß dem Qual/ so stehstu in Gefahr.
120. Die Perle wird vom Thau.
Die Schneke lekt den Thau/ und ich HErr Christ
dein Blut:
Jn beeden wird gebohrn ein kostbahrliches Guk.
121. Durch die Menschheit zu der
GOttheit.
Wiltn den Perlethau der edlen Gottheit fangen/
So mustu unverrukt an seiner Menschheit hangen.
122. Die Sinnlichkeit bringt Leyd.
Ein Auge daß sich nie der Lust deß sehns entbricht:
Wird endlich gar Verblendt/ und siht sich selbsten nicht.
123. GOtt klagt umb seine Braut.
Die Turtel Taube klagt/ daß sie den Mann veriohren/
Und GOtt/ daß du den Tod/ für Jhn dir hast er-
kohren.
124. Du musts hinwider seyn.
Gott ist dir worden Mensch/ wirstu nicht wieder Gott/
So schmähstu die Geburt/ und hönnest seinen Tod.
125. Die Gleichheit hat nicht Pein.
Wem alles Gleiche gilt/ den rühret keine Pein/
Und solt' er auch im Pful der tieffsten Höllen sein.
126. Begehrn erwart gewehrn.
Mensch wann du noch nach Gott/ begihr hast und
verlangen/
So bistu noch vom Jhm nicht gantz ufi gar ummfangen.
127. Es
B 7
Erſtes Buch.
118. Der Geiſt bleibt allzeit frey.
Schleuß mich ſo ſtreng du wilt in tauſendt Eyſen ein/
Jch werde doch gantz ſrey/ und ungefaͤſſelt ſeyn.
119. Zum Urſprung muſtu gehn.
Menſch in dem Urſprung iſt daß Waſſer rein uñ klar/
Trinkſtu nicht auß dem Qual/ ſo ſtehſtu in Gefahr.
120. Die Perle wird vom Thau.
Die Schneke lekt den Thau/ und ich HErꝛ Chriſt
dein Blut:
Jn beeden wird gebohrn ein koſtbahrliches Guk.
121. Durch die Menſchheit zu der
GOttheit.
Wiltn den Perlethau der edlen Gottheit fangen/
So muſtu unverrukt an ſeiner Menſchheit hangen.
122. Die Sinnlichkeit bringt Leyd.
Ein Auge daß ſich nie der Luſt deß ſehns entbricht:
Wird endlich gar Verblendt/ uñ ſiht ſich ſelbſten nicht.
123. GOtt klagt umb ſeine Braut.
Die Turtel Taube klagt/ daß ſie den Mann veriohren/
Und GOtt/ daß du den Tod/ fuͤr Jhn dir haſt er-
kohren.
124. Du muſts hinwider ſeyn.
Gott iſt dir worden Menſch/ wirſtu nicht wieder Gott/
So ſchmaͤhſtu die Geburt/ und hoͤnneſt ſeinen Tod.
125. Die Gleichheit hat nicht Pein.
Wem alles Gleiche gilt/ den ruͤhret keine Pein/
Und ſolt’ er auch im Pful der tieffſten Hoͤllen ſein.
126. Begehrn erwart gewehrn.
Menſch wann du noch nach Gott/ begihr haſt und
verlangen/
So biſtu noch vom Jhm nicht gantz ufi gar um̃fangẽ.
127. Es
B 7
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[37[35]/0041] Erſtes Buch. 118. Der Geiſt bleibt allzeit frey. Schleuß mich ſo ſtreng du wilt in tauſendt Eyſen ein/ Jch werde doch gantz ſrey/ und ungefaͤſſelt ſeyn. 119. Zum Urſprung muſtu gehn. Menſch in dem Urſprung iſt daß Waſſer rein uñ klar/ Trinkſtu nicht auß dem Qual/ ſo ſtehſtu in Gefahr. 120. Die Perle wird vom Thau. Die Schneke lekt den Thau/ und ich HErꝛ Chriſt dein Blut: Jn beeden wird gebohrn ein koſtbahrliches Guk. 121. Durch die Menſchheit zu der GOttheit. Wiltn den Perlethau der edlen Gottheit fangen/ So muſtu unverrukt an ſeiner Menſchheit hangen. 122. Die Sinnlichkeit bringt Leyd. Ein Auge daß ſich nie der Luſt deß ſehns entbricht: Wird endlich gar Verblendt/ uñ ſiht ſich ſelbſten nicht. 123. GOtt klagt umb ſeine Braut. Die Turtel Taube klagt/ daß ſie den Mann veriohren/ Und GOtt/ daß du den Tod/ fuͤr Jhn dir haſt er- kohren. 124. Du muſts hinwider ſeyn. Gott iſt dir worden Menſch/ wirſtu nicht wieder Gott/ So ſchmaͤhſtu die Geburt/ und hoͤnneſt ſeinen Tod. 125. Die Gleichheit hat nicht Pein. Wem alles Gleiche gilt/ den ruͤhret keine Pein/ Und ſolt’ er auch im Pful der tieffſten Hoͤllen ſein. 126. Begehrn erwart gewehrn. Menſch wann du noch nach Gott/ begihr haſt und verlangen/ So biſtu noch vom Jhm nicht gantz ufi gar um̃fangẽ. 127. Es B 7

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 37[35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/41>, abgerufen am 21.11.2024.