Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli Silesii Erstes Buch Geistreicher Sinn- und Schluß- Reimen. 1. Was fein ist daß besteht. Rein wie daß feinste Goldt/ steiff wie ein Felsenstein/ Gantz lauter wie Crystall/ sol dein Gemüthe seyn. 2. Die Ewige Ruhestädt. Es mag ein andrer sich umb sein Begräbniß kränken/ Und seinen Madensak mit stöltzen Bau bedenken. Jch Sorge nicht dafür: Mein Grab/ mein Felß und Jn dem ich ewig Ruh/ sol's Hertze JEsu seyn. (schrein 3. GOtt kan allein vergnügen. Weg weg jhr Seraphim jhr könt mich nit erquikken? Weg weg jhr Heiligen/ und was an euch thut blikken: Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein/ Jns ungeschaffne Meer der blossen GOttheit ein. 4. Man muß gantz Göttlich seyn. HErr es genügt mir nicht/ daß ich dir Englisch diene Und in Vollkommenheit der Götter für dir Grüne: Es ist mir vil zuschlecht/ und meinem Geist zu klein: Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Göttlich seyn. 5. Man weiß nicht was man ist. Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nit was ich weiß: Ein ding und nit ein ding: Ein stüpffchin und ein kreiß: 6. Du
Johannis Angeli Sileſii Erſtes Buch Geiſtreicher Sinn- und Schluß- Reimen. 1. Was fein iſt daß beſteht. Rein wie daß feinſte Goldt/ ſteiff wie ein Felſenſtein/ Gantz lauter wie Cryſtall/ ſol dein Gemuͤthe ſeyn. 2. Die Ewige Ruheſtaͤdt. Es mag ein andrer ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken/ Und ſeinen Madenſak mit ſtoͤltzen Bau bedenken. Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und Jn dem ich ewig Ruh/ ſol’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein 3. GOtt kan allein vergnuͤgen. Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nit erquikken? Weg weg jhr Heiligen/ und was an euch thut blikken: Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein/ Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein. 4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn. HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Engliſch diene Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne: Es iſt mir vil zuſchlecht/ und meinem Geiſt zu klein: Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn. 5. Man weiß nicht was man iſt. Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nit was ich weiß: Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß: 6. Du
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0027" n="21"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Johannis Angeli Sileſii<lb/> Erſtes Buch<lb/> Geiſtreicher Sinn- und Schluß-<lb/> Reimen.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">1. Was fein iſt daß beſteht.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Rein wie daß feinſte Goldt/ ſteiff wie ein Felſenſtein/</l><lb/> <l>Gantz lauter wie <hi rendition="#fr">Cryſtall/</hi> ſol dein Gemuͤthe ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Ewige Ruheſtaͤdt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Es mag ein andrer ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken/</l><lb/> <l>Und ſeinen Madenſak mit ſtoͤltzen Bau bedenken.</l><lb/> <l>Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und</l><lb/> <l>Jn dem ich ewig Ruh/ ſol’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">3. GOtt kan allein vergnuͤgen.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Weg weg jhr <hi rendition="#aq">Seraphim</hi> jhr koͤnt mich nit erquikken?</l><lb/> <l>Weg weg jhr <hi rendition="#fr">Heiligen/</hi> und was an euch thut</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">blikken:</hi> </l><lb/> <l>Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein/</l><lb/> <l>Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Engliſch diene</l><lb/> <l>Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne:</l><lb/> <l>Es iſt mir vil zuſchlecht/ und meinem Geiſt zu klein:</l><lb/> <l>Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">5. Man weiß nicht was man iſt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nit was ich weiß:</l><lb/> <l>Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß:</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">6. Du</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [21/0027]
Johannis Angeli Sileſii
Erſtes Buch
Geiſtreicher Sinn- und Schluß-
Reimen.
1. Was fein iſt daß beſteht.
Rein wie daß feinſte Goldt/ ſteiff wie ein Felſenſtein/
Gantz lauter wie Cryſtall/ ſol dein Gemuͤthe ſeyn.
2. Die Ewige Ruheſtaͤdt.
Es mag ein andrer ſich umb ſein Begraͤbniß kraͤnken/
Und ſeinen Madenſak mit ſtoͤltzen Bau bedenken.
Jch Sorge nicht dafuͤr: Mein Grab/ mein Felß und
Jn dem ich ewig Ruh/ ſol’s Hertze JEſu ſeyn. (ſchrein
3. GOtt kan allein vergnuͤgen.
Weg weg jhr Seraphim jhr koͤnt mich nit erquikken?
Weg weg jhr Heiligen/ und was an euch thut
blikken:
Jch will nun eurer nicht: ich werffe mich allein/
Jns ungeſchaffne Meer der bloſſen GOttheit ein.
4. Man muß gantz Goͤttlich ſeyn.
HErꝛ es genuͤgt mir nicht/ daß ich dir Engliſch diene
Und in Vollkommenheit der Goͤtter fuͤr dir Gruͤne:
Es iſt mir vil zuſchlecht/ und meinem Geiſt zu klein:
Wer Dir recht dienen wil muß mehr als Goͤttlich ſeyn.
5. Man weiß nicht was man iſt.
Jch weiß nicht was ich bin/ Jch bin nit was ich weiß:
Ein ding und nit ein ding: Ein ſtuͤpffchin und ein kreiß:
6. Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |