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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Fünfftes Buch.
274. Der Seelige auf der Welt.
Wer sich in Kreutz und Pein von Hertzengrund erfreut/
Der ist noch hier ein Kind der ewgen Seeligkeit.
275. Leiden ist nutzlicher als Freude.
Mensch wistestu wie gut und nutzlich's Leiden ist/
Du hättest's dir vorlängst für aller Lust erkiest.
276. Der Heilige thut nicht nach den
Gebotten.
Der Heilge was er thut/ thut nichts nach dem Gebot:
Er thut es lauterlich auß Liebe gegen GOtt.
277. Der Gerechte hat kein Gesetz.
Für bös' ist daß Gesetz: wär kein Gebot geschrieben/
Die Frommen würden doch GOtt und den Nächsten
lieben.
278. Der geistliche Krebsgang.
Mensch senke dich herab/ so steigestu hinauf:
Laß ab von deinem gehn/ so fängt sich an dein Lauf.
279. Was im Orte der Welt vor der
Welt gewest.
Eh GOtt die Welt erschuf/ was war in diesem Ort?
Es war der Ort selb selbst/ Gott und sein Ewges Wort.
280. GOtt kan sich selbst nicht messen.
GOtt ist so boch und groß/ wolt' Er sich selber messen/
Er würd' ob Er gleich GOtt/ deß Maßstabs zahl
vergessen.
281. Daß wunderlichste/ beste/ und
Schönste an GOtt.
Daß wunderlichst' an GOtt ist die Vorsichtigkeit/
Langmüttigkeit daß best'/ und's schönste Grechtigkeit.
282. GOtt ist wie die Sonne.
GOtt ist der Sonne gleich: wer sich zu Jhme kehrt/
Der wird erleucht/ und straks seins Angesichts gewehrt.
283. War
H 7
Fuͤnfftes Buch.
274. Der Seelige auf der Welt.
Wer ſich in Kreutz uñ Pein von Hertzengrund erfreut/
Der iſt noch hier ein Kind der ewgen Seeligkeit.
275. Leiden iſt nutzlicher als Freude.
Menſch wiſteſtu wie gut und nutzlich’s Leiden iſt/
Du haͤtteſt’s dir vorlaͤngſt fuͤr aller Luſt erkieſt.
276. Der Heilige thut nicht nach den
Gebotten.
Der Heilge was er thut/ thut nichts nach dem Gebot:
Er thut es lauterlich auß Liebe gegen GOtt.
277. Der Gerechte hat kein Geſetz.
Fuͤr boͤſ’ iſt daß Geſetz: waͤr kein Gebot geſchrieben/
Die Frommen wuͤrden doch GOtt und den Naͤchſten
lieben.
278. Der geiſtliche Krebsgang.
Menſch ſenke dich herab/ ſo ſteigeſtu hinauf:
Laß ab von deinem gehn/ ſo faͤngt ſich an dein Lauf.
279. Was im Orte der Welt vor der
Welt geweſt.
Eh GOtt die Welt erſchuf/ was war in dieſem Ort?
Es war der Ort ſelb ſelbſt/ Gott uñ ſein Ewges Wort.
280. GOtt kan ſich ſelbſt nicht meſſen.
GOtt iſt ſo boch und groß/ wolt’ Er ſich ſelber meſſen/
Er würd’ ob Er gleich GOtt/ deß Maßſtabs zahl
vergeſſen.
281. Daß wunderlichſte/ beſte/ und
Schoͤnſte an GOtt.
Daß wunderlichſt’ an GOtt iſt die Vorſichtigkeit/
Langmüttigkeit daß beſt’/ und’s ſchoͤnſte Grechtigkeit.
282. GOtt iſt wie die Sonne.
GOtt iſt der Sonne gleich: wer ſich zu Jhme kehrt/
Der wird erleucht/ uñ ſtraks ſeins Angeſichts gewehrt.
283. War
H 7
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[181[178]/0185] Fuͤnfftes Buch. 274. Der Seelige auf der Welt. Wer ſich in Kreutz uñ Pein von Hertzengrund erfreut/ Der iſt noch hier ein Kind der ewgen Seeligkeit. 275. Leiden iſt nutzlicher als Freude. Menſch wiſteſtu wie gut und nutzlich’s Leiden iſt/ Du haͤtteſt’s dir vorlaͤngſt fuͤr aller Luſt erkieſt. 276. Der Heilige thut nicht nach den Gebotten. Der Heilge was er thut/ thut nichts nach dem Gebot: Er thut es lauterlich auß Liebe gegen GOtt. 277. Der Gerechte hat kein Geſetz. Fuͤr boͤſ’ iſt daß Geſetz: waͤr kein Gebot geſchrieben/ Die Frommen wuͤrden doch GOtt und den Naͤchſten lieben. 278. Der geiſtliche Krebsgang. Menſch ſenke dich herab/ ſo ſteigeſtu hinauf: Laß ab von deinem gehn/ ſo faͤngt ſich an dein Lauf. 279. Was im Orte der Welt vor der Welt geweſt. Eh GOtt die Welt erſchuf/ was war in dieſem Ort? Es war der Ort ſelb ſelbſt/ Gott uñ ſein Ewges Wort. 280. GOtt kan ſich ſelbſt nicht meſſen. GOtt iſt ſo boch und groß/ wolt’ Er ſich ſelber meſſen/ Er würd’ ob Er gleich GOtt/ deß Maßſtabs zahl vergeſſen. 281. Daß wunderlichſte/ beſte/ und Schoͤnſte an GOtt. Daß wunderlichſt’ an GOtt iſt die Vorſichtigkeit/ Langmüttigkeit daß beſt’/ und’s ſchoͤnſte Grechtigkeit. 282. GOtt iſt wie die Sonne. GOtt iſt der Sonne gleich: wer ſich zu Jhme kehrt/ Der wird erleucht/ uñ ſtraks ſeins Angeſichts gewehrt. 283. War H 7

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 181[178]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/185>, abgerufen am 21.12.2024.