Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli 266. Daß rechte Leben der Seele. Dann lebt die Seele recht/ wenn GOtt jhr Geist und Leben Sie gantz erfüllet hat/ und sie Jhm Raum gegeben. 267. Wie die Schule/ so die Lehre. Jnn Schulen dieser Welt wird GOtt unß nur be- schrieben:(lieben- Jns Heilgen Geistes Schul lernt man Jhn schaun und 268. Man sol ohne Verdruß wirken. Die Sonne scheint und wirkt ohn alln Verdruß und Pein: So sol auch deiner Seel/ im fall jhr recht ist/ sein. 269. Wer GOtt vor-bey/ schaut GOtt. Braut/ suchestu zu schaun deß Bräutgams Angesicht/ Geh GOtt und alls vorbey/ so fehlet dir es nicht. 270. Alles Heyl von GOtt. Auß Liebe wird GOtt ich/ ich auß Genaden Er: So kommt ja all mein Heyl nar bloß von jhme her. 271. Wenn du nicht Mensch bist/ ist es GOTT. Wenn du nicht Mensch mehr bist/ und dich verläugnet So ist Gott selber Mensch/ und träget deine Last. (hast/ 272. Daß Antlitz GOttes jst seeligma- chend. Daß Antlitz GOttes zeucht an sieh wie Eisenstein: Nur einen Blit es schaun macht ewig seelig sein. 273. Wo Christus nicht wirkt da ist er nicht. Freund wo nicht Christus wirkt/ da ist er auch noch nicht/ Ob gleich der Mensch von Jhm viel finget oder spricht. 274. Der
Johannis Angeli 266. Daß rechte Leben der Seele. Dann lebt die Seele recht/ wenn GOtt jhr Geiſt und Leben Sie gantz erfuͤllet hat/ und ſie Jhm Raum gegeben. 267. Wie die Schule/ ſo die Lehre. Jnn Schulen dieſer Welt wird GOtt unß nur be- ſchrieben:(lieben- Jns Heilgen Geiſtes Schul lernt man Jhn ſchaun uñ 268. Man ſol ohne Verdruß wirken. Die Sonne ſcheint und wirkt ohn alln Verdruß und Pein: So ſol auch deiner Seel/ im fall jhr recht iſt/ ſein. 269. Wer GOtt vor-bey/ ſchaut GOtt. Braut/ ſucheſtu zu ſchaun deß Braͤutgams Angeſicht/ Geh GOtt und alls vorbey/ ſo fehlet dir es nicht. 270. Alles Heyl von GOtt. Auß Liebe wird GOtt ich/ ich auß Genaden Er: So kom̃t ja all mein Heyl nar bloß von jhme her. 271. Wenn du nicht Menſch biſt/ iſt es GOTT. Wenn du nicht Menſch mehr biſt/ und dich verlaͤugnet So iſt Gott ſelber Menſch/ uñ traͤget deine Laſt. (haſt/ 272. Daß Antlitz GOttes jſt ſeeligma- chend. Daß Antlitz GOttes zeucht an ſieh wie Eiſenſtein: Nur einen Blit es ſchaun macht ewig ſeelig ſein. 273. Wo Chriſtus nicht wirkt da iſt er nicht. Freund wo nicht Chriſtus wirkt/ da iſt er auch noch nicht/ Ob gleich der Menſch von Jhm viel finget oder ſpricht. 274. Der
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Johannis Angeli
266. Daß rechte Leben der Seele.
Dann lebt die Seele recht/ wenn GOtt jhr Geiſt und
Leben
Sie gantz erfuͤllet hat/ und ſie Jhm Raum gegeben.
267. Wie die Schule/ ſo die Lehre.
Jnn Schulen dieſer Welt wird GOtt unß nur be-
ſchrieben:(lieben-
Jns Heilgen Geiſtes Schul lernt man Jhn ſchaun uñ
268. Man ſol ohne Verdruß wirken.
Die Sonne ſcheint und wirkt ohn alln Verdruß und
Pein:
So ſol auch deiner Seel/ im fall jhr recht iſt/ ſein.
269. Wer GOtt vor-bey/ ſchaut GOtt.
Braut/ ſucheſtu zu ſchaun deß Braͤutgams Angeſicht/
Geh GOtt und alls vorbey/ ſo fehlet dir es nicht.
270. Alles Heyl von GOtt.
Auß Liebe wird GOtt ich/ ich auß Genaden Er:
So kom̃t ja all mein Heyl nar bloß von jhme her.
271. Wenn du nicht Menſch biſt/ iſt es
GOTT.
Wenn du nicht Menſch mehr biſt/ und dich verlaͤugnet
So iſt Gott ſelber Menſch/ uñ traͤget deine Laſt. (haſt/
272. Daß Antlitz GOttes jſt ſeeligma-
chend.
Daß Antlitz GOttes zeucht an ſieh wie Eiſenſtein:
Nur einen Blit es ſchaun macht ewig ſeelig ſein.
273. Wo Chriſtus nicht wirkt da iſt er
nicht.
Freund wo nicht Chriſtus wirkt/ da iſt er auch noch
nicht/
Ob gleich der Menſch von Jhm viel finget oder ſpricht.
274. Der
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 180[177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/184>, abgerufen am 06.07.2024. |