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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli.
95. Was Gott den Seeligen und Ver-
dambten ist.
Gott ist den Seeligen ein ewger freuden Gast/
Und den Verdammeten ein' ewge überlast.
96. Daß Höllische brennt nur.
Die Hölle schadt mir nichts/ wär' ich gleich stäts in
jhr:
Daß dich jhr Feuer brennt/ daß liget nur an dir.
97. Der weise klagt nur Sünde.
Der Weise wann er sol von Pein und Unglük sagen/
Wird dir sonst über nichts als über Sünde klagen.
98. GOtt kan dem Willn nicht steuren.
Nichts stärkers ist als Gott: doch kan er nicht ver-
wehren/*
Daß ich nicht was ich wil sol wollen und begehren.
* Durch seine vorhin der Seelen eingeschaffene ge-
walt. Er kan aber wol verhindern daß der Wille daß
Werk nicht verbringe/ welches er wil.
99. Was GOtt gern jsset.
Gott jsst die Hertz gern: Wiltu jhn stattlich speisen/
So richt' jhm deines zu: Er wird es ewig preisen.
100. Wie Gott daß Hertze wil zubereitet
haben.
Wie Kocht man Gott das Hertz? Es muß gestossen
sein/
Geprest/ und stark verguldt: Sonst geht es jhm
nicht ein.
101. GOtt wil ein gantzes Hertze.
Christ mit dem halben theil wirstu Gott nicht begeben:
Er wil daß Hertze gantz und nicht die helffte haben.
102. War-
Johannis Angeli.
95. Was Gott den Seeligen und Ver-
dambten iſt.
Gott iſt den Seeligen ein ewger freuden Gaſt/
Und den Verdammeten ein’ ewge uͤberlaſt.
96. Daß Hoͤlliſche brennt nur.
Die Hoͤlle ſchadt mir nichts/ waͤr’ ich gleich ſtaͤts in
jhr:
Daß dich jhr Feuer brennt/ daß liget nur an dir.
97. Der weiſe klagt nur Suͤnde.
Der Weiſe wann er ſol von Pein und Ungluͤk ſagen/
Wird dir ſonſt uͤber nichts als uͤber Suͤnde klagen.
98. GOtt kan dem Willn nicht ſteuren.
Nichts ſtaͤrkers iſt als Gott: doch kan er nicht ver-
wehren/*
Daß ich nicht was ich wil ſol wollen und begehren.
* Durch ſeine vorhin der Seelen eingeſchaffene ge-
walt. Er kan aber wol verhindern daß der Wille daß
Werk nicht verbringe/ welches er wil.
99. Was GOtt gern jſſet.
Gott jſſt die Hertz gern: Wiltu jhn ſtattlich ſpeiſen/
So richt’ jhm deines zu: Er wird es ewig preiſen.
100. Wie Gott daß Hertze wil zubereitet
haben.
Wie Kocht man Gott das Hertz? Es muß geſtoſſen
ſein/
Gepreſt/ und ſtark verguldt: Sonſt geht es jhm
nicht ein.
101. GOtt wil ein gantzes Hertze.
Chriſt mit dem halben theil wirſtu Gott nicht begeben:
Er wil daß Hertze gantz und nicht die helffte haben.
102. War-
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[160[158]/0164] Johannis Angeli. 95. Was Gott den Seeligen und Ver- dambten iſt. Gott iſt den Seeligen ein ewger freuden Gaſt/ Und den Verdammeten ein’ ewge uͤberlaſt. 96. Daß Hoͤlliſche brennt nur. Die Hoͤlle ſchadt mir nichts/ waͤr’ ich gleich ſtaͤts in jhr: Daß dich jhr Feuer brennt/ daß liget nur an dir. 97. Der weiſe klagt nur Suͤnde. Der Weiſe wann er ſol von Pein und Ungluͤk ſagen/ Wird dir ſonſt uͤber nichts als uͤber Suͤnde klagen. 98. GOtt kan dem Willn nicht ſteuren. Nichts ſtaͤrkers iſt als Gott: doch kan er nicht ver- wehren/ * Daß ich nicht was ich wil ſol wollen und begehren. * Durch ſeine vorhin der Seelen eingeſchaffene ge- walt. Er kan aber wol verhindern daß der Wille daß Werk nicht verbringe/ welches er wil. 99. Was GOtt gern jſſet. Gott jſſt die Hertz gern: Wiltu jhn ſtattlich ſpeiſen/ So richt’ jhm deines zu: Er wird es ewig preiſen. 100. Wie Gott daß Hertze wil zubereitet haben. Wie Kocht man Gott das Hertz? Es muß geſtoſſen ſein/ Gepreſt/ und ſtark verguldt: Sonſt geht es jhm nicht ein. 101. GOtt wil ein gantzes Hertze. Chriſt mit dem halben theil wirſtu Gott nicht begeben: Er wil daß Hertze gantz und nicht die helffte haben. 102. War-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 160[158]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/164>, abgerufen am 21.11.2024.