Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Fünfftes Buch. 52. Du must der Himmel sein. Jn Himmel komst du nicht/ (laß nur von dem getüm- mel) Du seyst dann selbst zuvor ein lebendiger Himmel. 53. Die ewige Erwöhlung. GOtt wöhlt dich wie du bist: Böß ist bey jhm ver- lohren/ Gut ist von ewigkeit zum Leben außerkohren. 54. Der Tugenden und Laster beschaf- fenheit. Die Tugend liegt in ruh/ die laster stehn im streit: Sie haben Pein in sich/ jen' aber Seeligkeit. 55. GOtt strafft nicht die Sünder. Gott strafft den Sünder nicht. Die Sünd' ist selbst jhr Hohn/ Jhr' Angst/ Pein/ Marter/ Tod: Wie Tugendt selbst jhr Lohn. 56. GOtt thut deine Verdamnüß nicht weh. Der Sonne thuts nicht weh/ wenn du von jhr dich kehrst/ Also auch Gotte nicht/ wen du in Abgrund fehrst. 57. Wann du wilt/ wirstu seelig. Gott läst dich jede zeit gar gern in Himmel ein: Es stehet nur bey dir ob du wilt seelig sein. 58. Wie du bist/ so wirstu gewirket. Die Sonn erweicht daß Wachß/ und machet hart den Koth: So wirkt auch Gott nach dir daß Leben und den Tod. 59. Herren gunst wehret jmmer. Daß Herrn gunst ewiglich/ und nicht nur kurtz bestehe/ Beweiß ich mit der gunst des Herren in der Höhe. 60. Der G 6
Fuͤnfftes Buch. 52. Du muſt der Himmel ſein. Jn Himmel komſt du nicht/ (laß nur von dem getuͤm- mel) Du ſeyſt dann ſelbſt zuvor ein lebendiger Himmel. 53. Die ewige Erwoͤhlung. GOtt woͤhlt dich wie du biſt: Boͤß iſt bey jhm ver- lohren/ Gut iſt von ewigkeit zum Leben außerkohren. 54. Der Tugenden und Laſter beſchaf- fenheit. Die Tugend liegt in ruh/ die laſter ſtehn im ſtreit: Sie haben Pein in ſich/ jen’ aber Seeligkeit. 55. GOtt ſtrafft nicht die Suͤnder. Gott ſtrafft den Suͤnder nicht. Die Suͤnd’ iſt ſelbſt jhr Hohn/ Jhr’ Angſt/ Pein/ Marter/ Tod: Wie Tugendt ſelbſt jhr Lohn. 56. GOtt thut deine Verdamnuͤß nicht weh. Der Sonne thuts nicht weh/ wenn du von jhr dich kehrſt/ Alſo auch Gotte nicht/ wen du in Abgrund fehrſt. 57. Wann du wilt/ wirſtu ſeelig. Gott laͤſt dich jede zeit gar gern in Himmel ein: Es ſtehet nur bey dir ob du wilt ſeelig ſein. 58. Wie du biſt/ ſo wirſtu gewirket. Die Sonn erweicht daß Wachß/ und machet hart den Koth: So wirkt auch Gott nach dir daß Leben und den Tod. 59. Herren gunſt wehret jmmer. Daß Herꝛn gunſt ewiglich/ und nicht nur kurtz beſtehe/ Beweiß ich mit der gunſt des Herren in der Hoͤhe. 60. Der G 6
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Fuͤnfftes Buch.
52. Du muſt der Himmel ſein.
Jn Himmel komſt du nicht/ (laß nur von dem getuͤm-
mel)
Du ſeyſt dann ſelbſt zuvor ein lebendiger Himmel.
53. Die ewige Erwoͤhlung.
GOtt woͤhlt dich wie du biſt: Boͤß iſt bey jhm ver-
lohren/
Gut iſt von ewigkeit zum Leben außerkohren.
54. Der Tugenden und Laſter beſchaf-
fenheit.
Die Tugend liegt in ruh/ die laſter ſtehn im ſtreit:
Sie haben Pein in ſich/ jen’ aber Seeligkeit.
55. GOtt ſtrafft nicht die Suͤnder.
Gott ſtrafft den Suͤnder nicht. Die Suͤnd’ iſt ſelbſt
jhr Hohn/
Jhr’ Angſt/ Pein/ Marter/ Tod: Wie Tugendt
ſelbſt jhr Lohn.
56. GOtt thut deine Verdamnuͤß nicht
weh.
Der Sonne thuts nicht weh/ wenn du von jhr dich
kehrſt/
Alſo auch Gotte nicht/ wen du in Abgrund fehrſt.
57. Wann du wilt/ wirſtu ſeelig.
Gott laͤſt dich jede zeit gar gern in Himmel ein:
Es ſtehet nur bey dir ob du wilt ſeelig ſein.
58. Wie du biſt/ ſo wirſtu gewirket.
Die Sonn erweicht daß Wachß/ und machet hart
den Koth:
So wirkt auch Gott nach dir daß Leben und den Tod.
59. Herren gunſt wehret jmmer.
Daß Herꝛn gunſt ewiglich/ und nicht nur kurtz beſtehe/
Beweiß ich mit der gunſt des Herren in der Hoͤhe.
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 155[153]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/159>, abgerufen am 28.07.2024. |