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Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.

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Johannis Angeli
Mir weil ich bin Verliebt/ wil anders nichts gebührn/
Als GOtt und seine Lieb im Munde stätts zuführn.

83. Der gröste Titel.
Wer meiner Seele wil den grösten Titel geben/
Der nenn sie GOttes Braut/ sein Hertze/ Schatz und
Leben.
84. Von den Rosen.
Die Rosen seh ich gern: denn sie sind weiß und roth/
Und voller Dornen/ wie mein Blutt-Bräutgam mein
GOtt.
85. Du solst seyn Weiß und Roth.
Von Hertzen wünsch ich mir ein Hertze/ HErr mein
GOtt/
Jn deiner Unschuld weiß/ von deinem Blutte roth.
86. Auch untern Dornen blühen.
Christ/ so du Unverwelkt in Leyden Creutz und Pein/
Wie eine Rose blühst/ wie seelig wirstu seyn!
87. Dich auffthun wie die Rose.
Dein Hertz empfähet GOtt mit alle seinem Gutt/
Wann es sich gegen jhm wie eine Ros aufthut.
88. Es muß Gecreutzigt seyn.
Freund wer in jener Welt wil lauter Rosen brechen/
Den müssen vor allhier die Dornen gnugsam stechen.
89. Die Schönheit.
Die Schönheit lieb' ich sehr: doch nenn ich sie kaum
schön/
Jm fall' ich sie nicht stätts seh' untren Dornen stehn.
90. Jetzt mustu blühen.
Blüh auf gefrorner Christ/ der Mäy ist für der Thür:
Du bleibest ewig Todt/ blühstu nicht jetzt und hier.
91. Die

Johannis Angeli
Mir weil ich bin Verliebt/ wil anders nichts gebuͤhrn/
Als GOtt und ſeine Lieb im Munde ſtaͤtts zufuͤhrn.

83. Der groͤſte Titel.
Wer meiner Seele wil den groͤſten Titel geben/
Der nenn ſie GOttes Braut/ ſein Hertze/ Schatz und
Leben.
84. Von den Roſen.
Die Roſen ſeh ich gern: denn ſie ſind weiß und roth/
Und voller Dornen/ wie mein Blutt-Braͤutgam mein
GOtt.
85. Du ſolſt ſeyn Weiß und Roth.
Von Hertzen wuͤnſch ich mir ein Hertze/ HErꝛ mein
GOtt/
Jn deiner Unſchuld weiß/ von deinem Blutte roth.
86. Auch untern Dornen bluͤhen.
Chriſt/ ſo du Unverwelkt in Leyden Creutz und Pein/
Wie eine Roſe blühſt/ wie ſeelig wirſtu ſeyn!
87. Dich auffthun wie die Roſe.
Dein Hertz empfaͤhet GOtt mit alle ſeinem Gutt/
Wann es ſich gegen jhm wie eine Roſ aufthut.
88. Es muß Gecreutzigt ſeyn.
Freund wer in jener Welt wil lauter Roſen brechen/
Den müſſen vor allhier die Dornen gnugſam ſtechen.
89. Die Schoͤnheit.
Die Schoͤnheit lieb’ ich ſehr: doch nenn ich ſie kaum
ſchoͤn/
Jm fall’ ich ſie nicht ſtaͤtts ſeh’ untren Dornen ſtehn.
90. Jetzt muſtu bluͤhen.
Bluͤh auf gefrorner Chriſt/ der Maͤy iſt fuͤr der Thuͤr:
Du bleibeſt ewig Todt/ bluͤhſtu nicht jetzt und hier.
91. Die
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[100[98]/0104] Johannis Angeli Mir weil ich bin Verliebt/ wil anders nichts gebuͤhrn/ Als GOtt und ſeine Lieb im Munde ſtaͤtts zufuͤhrn. 83. Der groͤſte Titel. Wer meiner Seele wil den groͤſten Titel geben/ Der nenn ſie GOttes Braut/ ſein Hertze/ Schatz und Leben. 84. Von den Roſen. Die Roſen ſeh ich gern: denn ſie ſind weiß und roth/ Und voller Dornen/ wie mein Blutt-Braͤutgam mein GOtt. 85. Du ſolſt ſeyn Weiß und Roth. Von Hertzen wuͤnſch ich mir ein Hertze/ HErꝛ mein GOtt/ Jn deiner Unſchuld weiß/ von deinem Blutte roth. 86. Auch untern Dornen bluͤhen. Chriſt/ ſo du Unverwelkt in Leyden Creutz und Pein/ Wie eine Roſe blühſt/ wie ſeelig wirſtu ſeyn! 87. Dich auffthun wie die Roſe. Dein Hertz empfaͤhet GOtt mit alle ſeinem Gutt/ Wann es ſich gegen jhm wie eine Roſ aufthut. 88. Es muß Gecreutzigt ſeyn. Freund wer in jener Welt wil lauter Roſen brechen/ Den müſſen vor allhier die Dornen gnugſam ſtechen. 89. Die Schoͤnheit. Die Schoͤnheit lieb’ ich ſehr: doch nenn ich ſie kaum ſchoͤn/ Jm fall’ ich ſie nicht ſtaͤtts ſeh’ untren Dornen ſtehn. 90. Jetzt muſtu bluͤhen. Bluͤh auf gefrorner Chriſt/ der Maͤy iſt fuͤr der Thuͤr: Du bleibeſt ewig Todt/ bluͤhſtu nicht jetzt und hier. 91. Die

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 100[98]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/104>, abgerufen am 21.11.2024.