Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Sievers Briefe
noch 865 von der Reise die ich von Krasnojarsk zu den
Tataren unternahm, so haben Sie die Summe von
3340 Werst. Jch habe die Ehre zu seyn etc. etc. etc.

Neunter Brief.

Jn diesem Briefe gebe ich Jhnen Rechenschaft von
einer Reise von 1809 Wersten, womit ich diesen Som-
mer im Altaischen Gebirge zugebracht habe. Hier war
ich in einem viel wärmern Clima, denn im Juniusmo-
nath oder in den ersten Tagen des Julius isset man schon
die schönsten Erdbeeren, Gurken, Melonen und Arbu-
sen, (Cucurbita Citrullus) welches im östlichen Sibirien
erst um 3 -- 4 Wochen später geschieht, und nie sind
sie dort von der Güte. Jch verließ Barnaul den 28.
Julius und langte in der sehr nett gebauten und ange-
nehm situirten Festung Büsk den 29sten an, die beson-
ders berühmt ist, weil hier viel von dem rundblättrigen
Tabak (Nicotiana rustica) und auch schon hin und wie-
der Nic. Tabacum gebaut wird. Dann fuhr ich wei-
ter und setzte grade da über den Ob, wo er aus der Ver-
einigung der beyden ansehnlichen Flüsse Bija und Ka-
tunja
(Chattun-gol) entstehet, welches auch der Name
andeutet, denn Ob, obe, obi heißt auf rußisch beyde.
Nun gieng ich, immer auf der Kusnetzkischen Linie, über
Tscharysch, Tigereck, (Tögerök heißt im Kalmük.
rund) nach Ustkamenogorsk fort. Der Weg ist um
die beyden erstgenannten Vorposten äußerst bergig, wo

zuwei-

Sievers Briefe
noch 865 von der Reiſe die ich von Krasnojarsk zu den
Tataren unternahm, ſo haben Sie die Summe von
3340 Werſt. Jch habe die Ehre zu ſeyn ꝛc. ꝛc. ꝛc.

Neunter Brief.

Jn dieſem Briefe gebe ich Jhnen Rechenſchaft von
einer Reiſe von 1809 Werſten, womit ich dieſen Som-
mer im Altaiſchen Gebirge zugebracht habe. Hier war
ich in einem viel waͤrmern Clima, denn im Juniusmo-
nath oder in den erſten Tagen des Julius iſſet man ſchon
die ſchoͤnſten Erdbeeren, Gurken, Melonen und Arbu-
ſen, (Cucurbita Citrullus) welches im oͤſtlichen Sibirien
erſt um 3 — 4 Wochen ſpaͤter geſchieht, und nie ſind
ſie dort von der Guͤte. Jch verließ Barnaul den 28.
Julius und langte in der ſehr nett gebauten und ange-
nehm ſituirten Feſtung Buͤsk den 29ſten an, die beſon-
ders beruͤhmt iſt, weil hier viel von dem rundblaͤttrigen
Tabak (Nicotiana ruſtica) und auch ſchon hin und wie-
der Nic. Tabacum gebaut wird. Dann fuhr ich wei-
ter und ſetzte grade da uͤber den Ob, wo er aus der Ver-
einigung der beyden anſehnlichen Fluͤſſe Bija und Ka-
tunja
(Chattun-gol) entſtehet, welches auch der Name
andeutet, denn Ob, obè, obi heißt auf rußiſch beyde.
Nun gieng ich, immer auf der Kusnetzkiſchen Linie, uͤber
Tſcharyſch, Tigereck, (Tögerök heißt im Kalmuͤk.
rund) nach Uſtkamenogorsk fort. Der Weg iſt um
die beyden erſtgenannten Vorpoſten aͤußerſt bergig, wo

zuwei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sievers Briefe</hi></fw><lb/>
noch 865 von der Rei&#x017F;e die ich von Krasnojarsk zu den<lb/>
Tataren unternahm, &#x017F;o haben Sie die Summe von<lb/>
3340 Wer&#x017F;t. Jch habe die Ehre zu &#x017F;eyn &#xA75B;c. &#xA75B;c. &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Neunter Brief.</hi> </head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Barnaul d. 3. Oct. 1792.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Jn die&#x017F;em Briefe gebe ich Jhnen Rechen&#x017F;chaft von<lb/>
einer Rei&#x017F;e von 1809 Wer&#x017F;ten, womit ich die&#x017F;en Som-<lb/>
mer im Altai&#x017F;chen Gebirge zugebracht habe. Hier war<lb/>
ich in einem viel wa&#x0364;rmern Clima, denn im Juniusmo-<lb/>
nath oder in den er&#x017F;ten Tagen des Julius i&#x017F;&#x017F;et man &#x017F;chon<lb/>
die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Erdbeeren, Gurken, Melonen und Arbu-<lb/>
&#x017F;en, <hi rendition="#aq">(Cucurbita Citrullus)</hi> welches im o&#x0364;&#x017F;tlichen Sibirien<lb/>
er&#x017F;t um 3 &#x2014; 4 Wochen &#x017F;pa&#x0364;ter ge&#x017F;chieht, und nie &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie dort von der Gu&#x0364;te. Jch verließ <hi rendition="#fr">Barnaul</hi> den 28.<lb/>
Julius und langte in der &#x017F;ehr nett gebauten und ange-<lb/>
nehm &#x017F;ituirten Fe&#x017F;tung <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;sk</hi> den 29&#x017F;ten an, die be&#x017F;on-<lb/>
ders beru&#x0364;hmt i&#x017F;t, weil hier viel von dem rundbla&#x0364;ttrigen<lb/>
Tabak <hi rendition="#aq">(Nicotiana ru&#x017F;tica)</hi> und auch &#x017F;chon hin und wie-<lb/>
der <hi rendition="#aq">Nic. Tabacum</hi> gebaut wird. Dann fuhr ich wei-<lb/>
ter und &#x017F;etzte grade da u&#x0364;ber den <hi rendition="#fr">Ob,</hi> wo er aus der Ver-<lb/>
einigung der beyden an&#x017F;ehnlichen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Bija</hi> und <hi rendition="#fr">Ka-<lb/>
tunja</hi> <hi rendition="#aq">(Chattun-gol)</hi> ent&#x017F;tehet, welches auch der Name<lb/>
andeutet, denn <hi rendition="#fr">Ob, ob</hi><hi rendition="#aq">è</hi>, <hi rendition="#fr">obi</hi> heißt auf rußi&#x017F;ch <hi rendition="#fr">beyde.</hi><lb/>
Nun gieng ich, immer auf der Kusnetzki&#x017F;chen Linie, u&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#fr">T&#x017F;chary&#x017F;ch, Tigereck,</hi> (<hi rendition="#aq">Tögerök</hi> heißt im Kalmu&#x0364;k.<lb/>
rund) nach <hi rendition="#fr">U&#x017F;tkamenogorsk</hi> fort. Der Weg i&#x017F;t um<lb/>
die beyden er&#x017F;tgenannten Vorpo&#x017F;ten a&#x0364;ußer&#x017F;t bergig, wo<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zuwei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0112] Sievers Briefe noch 865 von der Reiſe die ich von Krasnojarsk zu den Tataren unternahm, ſo haben Sie die Summe von 3340 Werſt. Jch habe die Ehre zu ſeyn ꝛc. ꝛc. ꝛc. Neunter Brief. Barnaul d. 3. Oct. 1792. Jn dieſem Briefe gebe ich Jhnen Rechenſchaft von einer Reiſe von 1809 Werſten, womit ich dieſen Som- mer im Altaiſchen Gebirge zugebracht habe. Hier war ich in einem viel waͤrmern Clima, denn im Juniusmo- nath oder in den erſten Tagen des Julius iſſet man ſchon die ſchoͤnſten Erdbeeren, Gurken, Melonen und Arbu- ſen, (Cucurbita Citrullus) welches im oͤſtlichen Sibirien erſt um 3 — 4 Wochen ſpaͤter geſchieht, und nie ſind ſie dort von der Guͤte. Jch verließ Barnaul den 28. Julius und langte in der ſehr nett gebauten und ange- nehm ſituirten Feſtung Buͤsk den 29ſten an, die beſon- ders beruͤhmt iſt, weil hier viel von dem rundblaͤttrigen Tabak (Nicotiana ruſtica) und auch ſchon hin und wie- der Nic. Tabacum gebaut wird. Dann fuhr ich wei- ter und ſetzte grade da uͤber den Ob, wo er aus der Ver- einigung der beyden anſehnlichen Fluͤſſe Bija und Ka- tunja (Chattun-gol) entſtehet, welches auch der Name andeutet, denn Ob, obè, obi heißt auf rußiſch beyde. Nun gieng ich, immer auf der Kusnetzkiſchen Linie, uͤber Tſcharyſch, Tigereck, (Tögerök heißt im Kalmuͤk. rund) nach Uſtkamenogorsk fort. Der Weg iſt um die beyden erſtgenannten Vorpoſten aͤußerſt bergig, wo zuwei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/112
Zitationshilfe: Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siever_briefe_1796/112>, abgerufen am 21.11.2024.