Ueber die Anwendung der erhitzten Luft als Triebkraft.
(Dingler's polyt. Journal Bd. 97 S. 324.)
1845.
In England erregt jetzt eine Maschine, die durch erhitzte Luft betrieben wird und seit einiger Zeit mit dem grössten Erfolg in Dundee in Thätigkeit ist, viel Aufsehen. Da dieselbe viel ein- facher ist als eine Dampfmaschine, einen weit kleineren Raum ein- nimmt und nur eine verhältnissmässig sehr unbedeutende Menge Brennmaterial verbraucht, so verdient sie mit Recht die grösste und allgemeinste Berücksichtigung.
Der Gedanke, die grosse Kraft, mit der eingeschlossene Luft bei ihrer Erwärmung sich auszudehnen strebt, als Triebkraft zu benutzen, ist nicht neu. Die Aufmerksamkeit der Techniker musste auch um so mehr dadurch auf sie gelenkt werden, dass der theo- retische Nutzeffect einer bestimmten Wärmemenge, zur Erhitzung der Luft verwandt, fast dreimal so gross ist, als wenn sie zur Erzeugung von Wasserdämpfen diente. Dass die Aussicht auf eine so bedeutende Ersparung an Brennmaterial bisher dennoch keine brauchbare, durch erhitzte Luft bewegte Maschine hervor- zurufen vermochte, mag wohl seinen Grund hauptsächlich in den Schwierigkeiten finden, die mit der hierbei erforderlichen schnellen Erwärmung und Wiederabkühlung einer beträchtlichen Luftmenge verknüpft schienen.
Ueber die Art, wie dies bei der obenerwähnten Maschine geschieht, und wie die Maschine durch eine solche Temperatur- veränderung der Luft bewegt wird, habe ich eine kurze briefliche
1
Ueber die Anwendung der erhitzten Luft als Triebkraft.
(Dingler’s polyt. Journal Bd. 97 S. 324.)
1845.
In England erregt jetzt eine Maschine, die durch erhitzte Luft betrieben wird und seit einiger Zeit mit dem grössten Erfolg in Dundee in Thätigkeit ist, viel Aufsehen. Da dieselbe viel ein- facher ist als eine Dampfmaschine, einen weit kleineren Raum ein- nimmt und nur eine verhältnissmässig sehr unbedeutende Menge Brennmaterial verbraucht, so verdient sie mit Recht die grösste und allgemeinste Berücksichtigung.
Der Gedanke, die grosse Kraft, mit der eingeschlossene Luft bei ihrer Erwärmung sich auszudehnen strebt, als Triebkraft zu benutzen, ist nicht neu. Die Aufmerksamkeit der Techniker musste auch um so mehr dadurch auf sie gelenkt werden, dass der theo- retische Nutzeffect einer bestimmten Wärmemenge, zur Erhitzung der Luft verwandt, fast dreimal so gross ist, als wenn sie zur Erzeugung von Wasserdämpfen diente. Dass die Aussicht auf eine so bedeutende Ersparung an Brennmaterial bisher dennoch keine brauchbare, durch erhitzte Luft bewegte Maschine hervor- zurufen vermochte, mag wohl seinen Grund hauptsächlich in den Schwierigkeiten finden, die mit der hierbei erforderlichen schnellen Erwärmung und Wiederabkühlung einer beträchtlichen Luftmenge verknüpft schienen.
Ueber die Art, wie dies bei der obenerwähnten Maschine geschieht, und wie die Maschine durch eine solche Temperatur- veränderung der Luft bewegt wird, habe ich eine kurze briefliche
1
<TEI><text><front><pbfacs="#f0019"n="[1]"/></front><body><divn="1"><head>Ueber<lb/><hirendition="#b">die Anwendung der erhitzten Luft als<lb/>
Triebkraft.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">(Dingler’s polyt. Journal Bd. 97 S. 324.)</hi></p><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#b">1845.</hi></hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">I</hi>n England erregt jetzt eine Maschine, die durch erhitzte Luft<lb/>
betrieben wird und seit einiger Zeit mit dem grössten Erfolg in<lb/>
Dundee in Thätigkeit ist, viel Aufsehen. Da dieselbe viel ein-<lb/>
facher ist als eine Dampfmaschine, einen weit kleineren Raum ein-<lb/>
nimmt und nur eine verhältnissmässig sehr unbedeutende Menge<lb/>
Brennmaterial verbraucht, so verdient sie mit Recht die grösste<lb/>
und allgemeinste Berücksichtigung.</p><lb/><p>Der Gedanke, die grosse Kraft, mit der eingeschlossene Luft<lb/>
bei ihrer Erwärmung sich auszudehnen strebt, als Triebkraft zu<lb/>
benutzen, ist nicht neu. Die Aufmerksamkeit der Techniker musste<lb/>
auch um so mehr dadurch auf sie gelenkt werden, dass der theo-<lb/>
retische Nutzeffect einer bestimmten Wärmemenge, zur Erhitzung<lb/>
der Luft verwandt, fast dreimal so gross ist, als wenn sie zur<lb/>
Erzeugung von Wasserdämpfen diente. Dass die Aussicht auf<lb/>
eine so bedeutende Ersparung an Brennmaterial bisher dennoch<lb/>
keine brauchbare, durch erhitzte Luft bewegte Maschine hervor-<lb/>
zurufen vermochte, mag wohl seinen Grund hauptsächlich in den<lb/>
Schwierigkeiten finden, die mit der hierbei erforderlichen schnellen<lb/>
Erwärmung und Wiederabkühlung einer beträchtlichen Luftmenge<lb/>
verknüpft schienen.</p><lb/><p>Ueber die Art, wie dies bei der obenerwähnten Maschine<lb/>
geschieht, und wie die Maschine durch eine solche Temperatur-<lb/>
veränderung der Luft bewegt wird, habe ich eine kurze briefliche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">1</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0019]
Ueber
die Anwendung der erhitzten Luft als
Triebkraft.
(Dingler’s polyt. Journal Bd. 97 S. 324.)
1845.
In England erregt jetzt eine Maschine, die durch erhitzte Luft
betrieben wird und seit einiger Zeit mit dem grössten Erfolg in
Dundee in Thätigkeit ist, viel Aufsehen. Da dieselbe viel ein-
facher ist als eine Dampfmaschine, einen weit kleineren Raum ein-
nimmt und nur eine verhältnissmässig sehr unbedeutende Menge
Brennmaterial verbraucht, so verdient sie mit Recht die grösste
und allgemeinste Berücksichtigung.
Der Gedanke, die grosse Kraft, mit der eingeschlossene Luft
bei ihrer Erwärmung sich auszudehnen strebt, als Triebkraft zu
benutzen, ist nicht neu. Die Aufmerksamkeit der Techniker musste
auch um so mehr dadurch auf sie gelenkt werden, dass der theo-
retische Nutzeffect einer bestimmten Wärmemenge, zur Erhitzung
der Luft verwandt, fast dreimal so gross ist, als wenn sie zur
Erzeugung von Wasserdämpfen diente. Dass die Aussicht auf
eine so bedeutende Ersparung an Brennmaterial bisher dennoch
keine brauchbare, durch erhitzte Luft bewegte Maschine hervor-
zurufen vermochte, mag wohl seinen Grund hauptsächlich in den
Schwierigkeiten finden, die mit der hierbei erforderlichen schnellen
Erwärmung und Wiederabkühlung einer beträchtlichen Luftmenge
verknüpft schienen.
Ueber die Art, wie dies bei der obenerwähnten Maschine
geschieht, und wie die Maschine durch eine solche Temperatur-
veränderung der Luft bewegt wird, habe ich eine kurze briefliche
1
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/19>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.