Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690.Erforschung des außer Gefahr; Allein/ was sind denn deine Gedancken we-gen Stürtzung der Frauen/ kan solches Stürtzen helffen oder schaden? Christ. Dergleichen Stürtzung hab ich niemahls gesehen/ bin also deiner Meinung/ daß es wider alle Vernunfft gehan- delt/ und unverantwortlich sey. GOtt sey Danck/ daß ich zu solchem Grunde gelanget/ wie man schwere Geburten in Zeiten verhüten solte und könne/ jedoch bevor aus durch Göttlichen Wil- len und Wohlgefallen/ sonst ist unser Handreichen ein Menschen- Werck/ auch alles Wißen nur Stück-Werck/ die Hülffe des HErrn aber segnet Beruf und Arbeit. LXXXV. Fr. Iust. Du redest wol Christlich genug/ jedoch ist mir gesagt worden/ als wärest du Ursach an un- terschiedlicher Kinder Tode/ weil manche Frau geschwin- de bey unrechter Geburt erlöset wird/ das Kind aber bleibt doch todt durch solche geschwinde Geburt. Was ist denn nun die Ursache an des Kindes Tode? Christ. Die eintzige Ursache ist/ daß ich nicht allmächtig/ wie GOtt bin/ die Neben-Ursach aber/ das unrechte Liegen der Kinder; Es ist manche Frau nicht werth/ daß sie von solchen un- recht-liegenden Kindern so geschwinde erlöset wird/ weil sie we- der GOtt noch Menschen dancken/ vielweniger bedencken/ daß Tod und Leben in der Hand des HErrn stehe/ und daß Er in solchem gefährlichen Zustande/ offters Mittelbar/ durch die Treue einer geübten Wehe-Mutter helffen laße. LXXXVI. Fr. Iust. Sage mir doch auch/ wie du mei- nen Unterricht vom Kreiß-Stuhl verstanden/ und was denn deine Meinung ist/ wo die beste Gelegenheit vor kreistende Frauen sey/ auf dem Kreiß-Sthul/ oder dem Kreiß-Bette? Christ. Im Kreißen ist keines zu verachten/ weder der Sthul/ noch das Bette/ es ist beydes gut/ wenn nur die We-
Erforſchung des außer Gefahr; Allein/ was ſind denn deine Gedancken we-gen Stuͤrtzung der Frauen/ kan ſolches Stuͤrtzen helffen oder ſchaden? Chriſt. Dergleichen Stuͤrtzung hab ich niemahls geſehen/ bin alſo deiner Meinung/ daß es wider alle Vernunfft gehan- delt/ und unverantwortlich ſey. GOtt ſey Danck/ daß ich zu ſolchem Grunde gelanget/ wie man ſchwere Geburten in Zeiten verhuͤten ſolte und koͤnne/ jedoch bevor aus durch Goͤttlichen Wil- len und Wohlgefallen/ ſonſt iſt unſer Handreichen ein Menſchen- Werck/ auch alles Wißen nur Stuͤck-Werck/ die Huͤlffe des HErrn aber ſegnet Beruf und Arbeit. LXXXV. Fr. Iuſt. Du redeſt wol Chriſtlich genug/ jedoch iſt mir geſagt worden/ als waͤreſt du Urſach an un- terſchiedlicher Kinder Tode/ weil manche Frau geſchwin- de bey unrechter Geburt erloͤſet wird/ das Kind aber bleibt doch todt durch ſolche geſchwinde Geburt. Was iſt denn nun die Urſache an des Kindes Tode? Chriſt. Die eintzige Urſache iſt/ daß ich nicht allmaͤchtig/ wie GOtt bin/ die Neben-Urſach aber/ das unrechte Liegen der Kinder; Es iſt manche Frau nicht werth/ daß ſie von ſolchen un- recht-liegenden Kindern ſo geſchwinde erloͤſet wird/ weil ſie we- der GOtt noch Menſchen dancken/ vielweniger bedencken/ daß Tod und Leben in der Hand des HErrn ſtehe/ und daß Er in ſolchem gefaͤhrlichen Zuſtande/ offters Mittelbar/ durch die Treue einer geuͤbten Wehe-Mutter helffen laße. LXXXVI. Fr. Iuſt. Sage mir doch auch/ wie du mei- nen Unterricht vom Kreiß-Stuhl verſtanden/ und was denn deine Meinung iſt/ wo die beſte Gelegenheit vor kreiſtende Frauen ſey/ auf dem Kreiß-Sthul/ oder dem Kreiß-Bette? Chriſt. Im Kreißen iſt keines zu verachten/ weder der Sthul/ noch das Bette/ es iſt beydes gut/ wenn nur die We-
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Erforſchung des
außer Gefahr; Allein/ was ſind denn deine Gedancken we-
gen Stuͤrtzung der Frauen/ kan ſolches Stuͤrtzen helffen
oder ſchaden?
Chriſt. Dergleichen Stuͤrtzung hab ich niemahls geſehen/
bin alſo deiner Meinung/ daß es wider alle Vernunfft gehan-
delt/ und unverantwortlich ſey. GOtt ſey Danck/ daß ich zu
ſolchem Grunde gelanget/ wie man ſchwere Geburten in Zeiten
verhuͤten ſolte und koͤnne/ jedoch bevor aus durch Goͤttlichen Wil-
len und Wohlgefallen/ ſonſt iſt unſer Handreichen ein Menſchen-
Werck/ auch alles Wißen nur Stuͤck-Werck/ die Huͤlffe des
HErrn aber ſegnet Beruf und Arbeit.
LXXXV. Fr.
Iuſt. Du redeſt wol Chriſtlich genug/
jedoch iſt mir geſagt worden/ als waͤreſt du Urſach an un-
terſchiedlicher Kinder Tode/ weil manche Frau geſchwin-
de bey unrechter Geburt erloͤſet wird/ das Kind aber
bleibt doch todt durch ſolche geſchwinde Geburt. Was iſt
denn nun die Urſache an des Kindes Tode?
Chriſt. Die eintzige Urſache iſt/ daß ich nicht allmaͤchtig/
wie GOtt bin/ die Neben-Urſach aber/ das unrechte Liegen der
Kinder; Es iſt manche Frau nicht werth/ daß ſie von ſolchen un-
recht-liegenden Kindern ſo geſchwinde erloͤſet wird/ weil ſie we-
der GOtt noch Menſchen dancken/ vielweniger bedencken/ daß
Tod und Leben in der Hand des HErrn ſtehe/ und daß Er in
ſolchem gefaͤhrlichen Zuſtande/ offters Mittelbar/ durch die Treue
einer geuͤbten Wehe-Mutter helffen laße.
LXXXVI. Fr.
Iuſt. Sage mir doch auch/ wie du mei-
nen Unterricht vom Kreiß-Stuhl verſtanden/ und was
denn deine Meinung iſt/ wo die beſte Gelegenheit vor
kreiſtende Frauen ſey/ auf dem Kreiß-Sthul/ oder dem
Kreiß-Bette?
Chriſt. Im Kreißen iſt keines zu verachten/ weder der
Sthul/ noch das Bette/ es iſt beydes gut/ wenn nur die
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Zitationshilfe: | Siegemund, Justine: Königliche Preußische und Chur-Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter. Cölln (Spree), 1690, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siegemund_unterricht_1690/385>, abgerufen am 07.07.2024. |